Das Problem der griffigen Sätze

Immer wieder falsch zitiert: C. S. Lewis

C. S. Lewis
Im Internet, aber auch in Predigten oder Büchern kursieren jede Menge Zitate prominenter Christen wie C. S. Lewis. Einige stammen tatsächlich von ihm. Aber was machen wir mit denen, die ihm untergeschoben wurden? Und wie erkennen wir sie?

«Du bist nie zu alt dafür, dir ein weiteres Ziel zu setzen oder einen neuen Traum zu träumen.» (C. S. Lewis) Das klingt gut. Und es wirkt noch einmal vollmächtiger und relevanter dadurch, dass es ein Gedanke ist, der von einem brillanten, weisen Christen wie C. S. Lewis stammt. Das einzige Problem: Er hat diesen Satz so nicht gesagt. Lewis schrieb zahlreiche Bücher, Essays und Briefe. Viele von ihnen sind inhaltlich bis heute relevant, obwohl er bereits vor gut 60 Jahren verstarb. Vor allem enthalten viele davon Aussagen, die «zitierfähig» sind: sinnvoll, interessant und plakativ genug im Ausdruck.

C. S. Lewis

Lewis war ein irischer Literaturwissenschaftler, der einen Lehrstuhl in Oxford hatte. Weithin bekannt wurde er als Schriftsteller der Kinderbücher «Die Chroniken von Narnia» und von Büchern, mit denen er als Apologet den christlichen Glauben verteidigte, zu dem er selbst erst mit 32 Jahren fand. Er stand in lebhaftem Austausch mit heute bekannten Autoren wie J. R. R. Tolkien. «Pardon, ich bin Christ» und etliche andere seiner Bücher prägen Menschen, die sich mit dem Glauben auseinandersetzen, seit Jahrzehnten. Kein Wunder, dass auch Livenet regelmässig etwas über den prominenten Christen bringt – wie zum Beispiel einen Talk zu seinem 60. Todestag.

Wenn jemand so viel schreibt, dann ist es einfach, passende Zitate bei ihm zu finden. Das merkte auch William O’Flaherty, ein Lewis-Experte von der Inkling-Gesellschaft, die sich mit seinen Werken und denen seiner Freunde beschäftigt. Jahrelang verwendete er plausibel klingende Zitate des Autors. «Ich sah ein Zitat, das Lewis zugeschrieben wurde, mochte, was es aussagte, und teilte es, ohne zu überlegen, ob er der Autor war oder nicht», gibt er unumwunden zu. Als ein Bekannter ihn darauf aufmerksam machte, dass nicht überall Lewis drin war, wo Lewis draufstand, beschäftigte er sich näher mit der Problematik. Er prüfte die Zitate. Und er verfasste ein Buch über den fehlzitierten C. S. Lewis – «Was er nicht gesagt hat, was er wirklich gesagt hat und warum es wichtig ist».

Typische Falschzitate

Manche der scheinbaren Zitate von C. S. Lewis entsprechen seinen Gedanken und sind tatsächlich vereinfachte Aussagen, die er selbst so oder ähnlich äusserte. Viele gehen jedoch stark daran vorbei. Es gab diese Falschzitate schon lange. Durch Lewis’ Bekanntheit waren sie auch in Büchern und Artikeln weit verbreitet. In Zeiten des Internets und der Sprüche-Kacheln von Instagram und Pinterest explodiert dies jedoch geradezu. Typische Aussagen sind: «Echte Demut bedeutet nicht, dass wir weniger von uns denken, sondern dass wir weniger an uns denken.» Der Pastor und Bestsellerautor Rick Warren fand diesen Gedanken so gut, dass er ihn in «Leben mit Vision» zitierte – auch wenn er nicht von Lewis stammt. Problematischer wird es mit Aussagen wie: «Die Welt verwandelte sich in ein Konzentrationslager, ohne dass irgendjemand in die Gefangenschaft gezwungen wurde.» Während der Covid-Pandemie wurde dies als prophetische Äusserung angeblich aus «Dienstanweisung an einen Unterteufel» zitiert – wo es nicht vorkommt.

Aber wenn der Gedanke doch gut ist…

Manche werden nun denken: Wo ist das Problem? Manches hätte Lewis vielleicht so ausgedrückt, anderes nicht. Wird durch die falsche Zuschreibung ein Schaden verursacht? Natürlich: Wer möchte schon, dass man ihm auf diese Weise Aussagen unterschiebt, die er so nie gesagt hat? Lewis hatte zeitlebens damit zu kämpfen, dass ihm falsche oder aus dem Zusammenhang gerissene Aussagen vorgeworfen wurden. Falschaussagen, die ihn scheinbar wertschätzend zitieren, sind allerdings auch nicht besser, denn sie stammen nun einmal nicht von ihm. Wer einen eigenen Gedanken weitergeben möchte, kann dies doch problemlos unter eigenem Namen tun. Wenn Versteckspielen oder heimliche Aufwertung des Gesagten dazukommt, zeigt sich, dass auch «positive» Falschzitate oft faule Ursprünge haben. Vollends schräg wird es bei konstruierten Falschaussagen, die nur dazu dienen, die eigene Position zu stärken (siehe das Covid-Zitat oben).

Eine kleine Checkliste

Für das Zitieren von C. S. Lewis und anderen bekannten Grössen ist es sinnvoll, sich vor dem Teilen ein paar Gedanken zu machen:

  • Suche ich nur schnell eine Unterstützung für das, was ich selbst schon immer so dachte?
  • Kenne ich die Quelle? Wer hat das wo zitiert? («Netzfund» ist dabei nicht die sinnvollste Variante.)
  • Fehler kann jeder machen, aber wenn ich einen bemerke, dann kann ich die Falschaussage zurückziehen und mich dafür entschuldigen.
  • Je prominenter ich etwas zitiere, desto genauer sollte ich schauen, ob die Aussage und die Autorenangaben zutreffen.
  • Testimonials von Prominenten sind ein gutes Mittel, Aufmerksamkeit zu erreichen. Manchmal ist es ehrlicher zu sagen: «Ich selbst denke dazu…»

Zum Thema:
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Datum: 11.12.2024
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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