Heimat von Propheten

Syrien – Umbruch im Land der Bibel

Die archäologischen Stätten Syriens deuten auf die reichhaltige Geschichte hin.
Von der Völkerwanderung Abrahams bis zu den Reisen des Paulus: Syrien ist seit Jahrtausenden ein biblischer Schauplatz. Hier haben Propheten gelebt und wichtige Ereignisse stattgefunden. Heute befindet sich das Land im Umbruch.

Der Schreckensherrscher Assad wurde von einer breiten Befreiungsfront aus dem Land gefegt. Nach der Vertreibung befindet sich Syrien in einer politisch und gesellschaftlich angespannten Übergangsphase. Neue, tendenziell islamistische Machthaber haben die Kontrolle übernommen, ihre langfristigen Pläne und Absichten sind ebenso unklar wie die Frage, ob Nachbarn, insbesondere die Türkei, neue Grenztatsachen schaffen wollen.

Die grosse Frage ist nun, wohin Syrien in diesem neuen Kapitel seiner langen, komplexen Geschichte steuert. Das Land blickt auf eine lange und faszinierende Geschichte zurück, die tief mit der Bibel verwoben ist. Hier kreuzten sich die Wege grosser biblischer Gestalten. Von den Propheten des Alten Testaments bis zur jungen christlichen Gemeinde des Neuen Testaments spielt Syrien in der Heiligen Schrift eine bemerkenswerte Rolle.

Verbindung mit den Patriarchen

In der Antike umfasste Syrien ein viel grösseres Gebiet als das moderne Land heute. Es erstreckte sich über weite Teile des Fruchtbaren Halbmonds und war ein Knotenpunkt der Kulturen, Sprachen und Religionen. In der Bibel wird es oft als «Aram» bezeichnet, ein Gebiet, das in den Erzählungen von Patriarchen und Königen immer wieder erwähnt wird.

Abraham, der Stammvater des Glaubens, war eng mit Syrien verbunden. Die Stadt Haran, die heute im Südosten der Türkei nahe der Grenze zu Syrien liegt, war ein wichtiger Ort auf seiner Reise (1. Mose Kapitel 12, Verse 4-5). Haran war auch der Ort, an dem Abrahams Bruder Nachor lebte, und die Verbindung dorthin blieb über Generationen hinweg bestehen. Isaak und Jakob suchten ihre Frauen in Aram: Rebekka und die Schwestern Lea und Rahel (1. Mose Kapitel 24 und 29).

Die Propheten in Syrien

Der Prophet Elia wirkte im Konflikt mit König Ahab und dessen Frau Isebel, als er Hasael, den zukünftigen König von Aram, salbte (1. Könige Kapitel 19, Vers 15). Auch Elisa, der Nachfolger Elias, wirkte in Syrien.

Die Geschichte von Naaman, dem syrischen Heerführer, der von Lepra geheilt wurde, ist eine der bekanntesten Episoden des Alten Testaments (2. Könige Kapitel 5). Sie zeigt die universelle Botschaft von Heilung und Gnade, die weit über die Grenzen Israels hinausgeht.

Syrien im Neuen Testament

Im Neuen Testament rückt Syrien noch stärker in den Mittelpunkt des Geschehens. Die Stadt Antiochia am Orontes, im heutigen Norden Syriens, war eine der bedeutendsten Städte des frühen Christentums. Hier wurden die Anhänger Jesu zum ersten Mal «Christen» genannt (Apostelgeschichte Kapitel 11, Vers 26). Antiochia wurde zu einem Ausgangspunkt für die Missionen des Apostels Paulus.

Auch die Bekehrung des Paulus ist eng mit Syrien verbunden. Auf dem Weg nach Damaskus hatte er die Begegnung mit dem auferstandenen Christus, die sein Leben radikal veränderte (Apostelgeschichte 9). Damaskus, eine der ältesten ununterbrochen besiedelten Städte der Welt, wurde zu einem der ersten Zentren des Christentums.

Noch heute zu sehen

Zahlreiche biblische Stätten können heute noch besichtigt werden, darunter Damaskus, Aleppo und Ruinen antiker Städte wie Ebla. Klöster wie das Mar-Musa-Kloster in der syrischen Wüste bewahren bis heute das reiche Erbe des Landes.

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Datum: 13.12.2024
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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