Warum er musikalisch seine Narben zeigt
Bevor «Nobigdyl» neun Jahre alt war, lebte er bereits in neun verschiedenen Bundesstaaten in den USA. «Ich wuchs vielfältig auf und lernte viele Subkulturen der USA kennen.» Ab der vierten Schulklasse lebte er mitten in Tennessee, «aber ich habe immer noch einen anderen Blickwinkel als viele Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind».
Schon früh entwickelte er eine tiefe Liebe zum Hip-Hop. «Er durchdringt den Lärm, die Missverständnisse und vorgefasste Meinungen.» «Nobigdyl» studierte Musik an der «Middle Tennessee State University» und er durchlief ein Praktikum beim Plattenlabel «Reflection Music Group»: «Ich machte Kaffee, fegte die Böden, machte Essen, sass im Studio und ging mit auf Tour.»
Jeder ist nur ein Mensch
Zuvor kannte er einzig die Fan-Seite, aus welcher die Künstler unantastbar wirken – nun lernte er sie als Menschen kennen. «Es ist nicht so, dass man in diese Klasse von Menschen hineingeboren wird oder nicht. Gleich welchen Job du hast, es gibt Rückschläge und Richtungswechsel, man hinterfragt sich, man scheitert und man ist erfolgreich.» Das sei bei allen Berufen so.
«Nobigdyl» arbeitete hart und wurde mit der Zeit bei der Plattenfirma Road-Manager und dann Tour-Manager. Irgendwann erhielt er auch einen zusätzlichen Schlüssel zum Studio, damit er in seiner Freizeit Dinge aufnehmen konnte. Einmal hörte Derek Minor, der ebenfalls in diesem Studio seine Aufnahmen machte, ein Lied, an dem «Nobigdyl» gerade arbeitete – er fragte: «Wow, wer ist das?» Minor war begeistert, er verbreitete den Song auf Twitter. «So erhielt ich meine erste kleine Aufmerksamkeit in der Community.» Mit der Zeit reifte er zu einem veritablen Hip-Hop-Künstler.
Komplexe Geschöpfe
«Gott hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen, wir sind sehr komplexe Geschöpfe», bilanziert «Nobigdyl». «Ich denke, dass ein ehrlicher Blick in die Heilige Schrift viel von dem offenbart, was wir brauchen, wenn wir uns deprimiert oder ängstlich fühlen oder in irgendeiner Weise verletzt sind.»
Davon handelt auch seine Musik. «Ich zeige dir lieber meine Narben, als sie für mich zu behalten. Ich tue dies, damit du nicht die gleichen Wunden bekommst.» Es sei wichtig, über Dinge zu sprechen, statt nur zu Lächeln. «Meine ganze Generation befindet sich in einer Therapie und versucht, ungesunde Bewältigungsmechanismen zu verlernen und wieder zu lernen, unsere Traumata zu verarbeiten.»
Gebet für psychische Gesundheit
Ein tragender Pfeiler in seinem Leben ist das Gespräch mit Gott: «Das Gebet ist essenziell für mich. Je weniger ich das Gebet als eine Art starres Ritual betrachtete und je mehr ich es als Begegnung mit einem Vater ansah, der mich liebt, öffnete sich mein Gebetsleben auf eine ganz andere Weise.»
Früher wusste er nicht, wie er länger als fünf Minuten beten sollte. «Heute bete ich manchmal eine Stunde lang, wenn ich spazieren gehe. Ich erkenne, dass Gott wirklich gegenwärtig ist.» Das helfe auch beim Hören auf Gott.
Es öffnet auch den Raum für kurze und aufrichtige Gebete. «Das kann ein sehr intimer Moment mit Gott sein, in einer Situation, in der du Schmerz fühlst. Du kannst einfach ein kurzes, aufrichtiges Gebet mit dem Vater haben. Ich denke, dass das Gebet etwas ist, das mich jeden Tag in der Gegenwart Gottes erdet. Und wenn ich in Gottes Gegenwart geerdet bin, fühle ich mich nicht allein.»
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