Der vertrocknete Feigenbaum

Und was, wenn ich keine Frucht bringe?

Baumliebhaber oder nicht, ein toter Baum ist für niemanden ein schöner Anblick. Noch weniger, wenn er scheinbar gar nichts dafür konnte. Wie der Feigenbaum, den Jesus verdorren liess. Könnte uns ein ähnliches Schicksal drohen?
Toter Baum
Rebekka Schmidt

Ich bin kein Rosenliebhaber, habe keinen grünen Daumen und spreche auch nicht mit meinen Blumen – denn eigentlich habe ich gar keine zuhause. Trotzdem mag ich einen blühenden Garten, fahre liebend gern durch eine Baum-besäumte Allee oder spaziere im Wald. Und wenn mal wieder bei mir eine Blume vertrocknet ist, tut mir das leid um sie…

Und so trifft mich auch jedes Mal die Geschichte aus Matthäus 21 vom verdorrten Feigenbaum. Jesus hat Hunger, sieht einen Feigenbaum und möchte ein paar Früchte essen – doch der Baum trägt nur Blätter, keine Früchte. «Da sagte er zu dem Baum: 'Nie wieder sollst du Früchte tragen!' Und augenblicklich verdorrte der Baum.» (Vers 19b) Der arme Feigenbaum – stand er da nichtsahnend und mit einem Mal ist er tot. Verdorrt. Ganz schön drastisch von Jesus, oder nicht?

Und wenn wir diese Bibelstelle als Gleichnis für uns nehmen, wird es noch drastischer: Was ist, wenn ich als Christ keine Früchte trage, wird Jesus mich dann auch vertrocknen lassen? Und zu mir sagen: «Nie wieder sollst du Früchte tragen?» Das macht mir Angst. Denn gerade, wenn ich mir die Liste der Früchte des Geistes ansehe, merke ich, wie viel mir da noch fehlt. Wie viel Frucht habe ich eigentlich in den vergangenen Jahrzehnten als Christ gebracht? Erschreckend wenig, kommt es mir vor…

Mit Jesus verbunden

Auch an einer anderen Stelle spricht Jesus von Frucht bringen und von vertrockneten Zweigen, die sogar ins Feuer geworfen werden – und es ist zudem noch eine meiner Lieblingsbibelstellen (Johannes, Kapitel 15, Verse 1-6): «Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht trägt, schneidet er ab; eine Rebe aber, die Frucht trägt, schneidet er zurück; so reinigt er sie, damit sie noch mehr Frucht hervorbringt. Ihr seid schon rein; ihr seid es aufgrund des Wortes, das ich euch verkündet habe. Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Frucht hervorbringen; sie muss am Weinstock bleiben. Genauso wenig könnt ihr Frucht hervorbringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun. Wenn jemand nicht in mir bleibt, geht es ihm wie der unfruchtbaren Rebe: Er wird weggeworfen und verdorrt. Die verdorrten Reben werden zusammengelesen und ins Feuer geworfen, wo sie verbrennen.»

Jesus wiederholt hier mehrmals einen Punkt, der ihm scheinbar sehr wichtig war: Getrennt vom Weinstock kann eine Rebe keine Frucht bringen. Und getrennt von Jesus können wir keine Frucht bringen – das heisst, Frucht bringen hat nichts mit eigener Kraft zu tun, nichts mit Krampf, nichts mit Tun und Anstrengen. Alles, was ich tun muss, ist, in Jesus zu bleiben, in seinem Wort. Er selbst sagt ja, dass wir schon rein sind durch sein Wort (Vers 3). Der Anfang ist geschaffen. Jetzt soll ich «nur» bei ihm bleiben, die Beziehung zu ihm aufrechterhalten, in seiner Gegenwart leben – dann kommt die Frucht von allein. Und ich muss keine Angst haben, wie der verdorrte Feigenbaum zu enden.

Erfüllte Gebete

Noch etwas fällt mir im Vergleich der beiden Bibelstellen auf: Sowohl in der Geschichte vom Feigenbaum als auch in Johannes, Kapitel 15 stellt Jesus die Beziehung zu ihm in Verbindung mit Gebetserhörungen. Da heisst es zuerst bei Matthäus: «Wenn ihr betet und im Glauben um etwas bittet, werdet ihr es erhalten, was immer es auch sei.» Und bei Johannes: «Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt: Eure Bitte wird erfüllt werden.»

Es ist wie ein Dreieck zwischen Gott, dem Vater, Jesus und mir: Aus der Beziehung zu Jesus wächst Frucht, es wächst Vertrauen und Glauben, in welchem ich Gott bitten darf um das, was mir auf dem Herzen liegt – und auch vertrauen darf, dass Gott mir das geben wird, was ich wirklich brauche und in dem Moment, in dem ich es brauche. Dieses Wissen gibt mir Frieden: Es geht nicht um Krampf, sondern darum, ihn in meinen Alltag bei mir zu haben. Dann wird die Frucht wachsen, mein Schicksal als vertrockneter Feigenbaum ist nicht besiegelt. Und wenn ich Gott wirklich bitten kann, was ich will, werde ich anfangen, ihn darum zu bitten, dass er Frucht in mir wachsen und sichtbar werden lässt. Und darauf vertrauen, dass er die Bitte zu seiner Zeit erfüllt.

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Datum: 20.09.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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