Gottes Güte
Mensch überhaupt erschaffen wurde. Gott sah von Ewigkeit her alles Kommende voraus - die Schöpfung, den Fall des Menschen und die gewaltige Bedürftigkeit der Menschheit nach einem Weg der Erlösung.
In unergründlichen ewigen Ratschlüssen machte Er Pläne, um den Menschen mit Segnungen zu beschenken, die weit jenseits der kühnsten menschlichen Vorstellungskräfte liegen. Staunend erfahren wir:
1. Das Lamm Gottes wurde von Grundlegung der Welt an ausersehen, geschlachtet zu werden, ja, es galt als geschlachtet (Offenbarung 13,8).
2. Gottes Kinder waren auserwählt vor Grundlegung der Welt (Epheser 1,4).
3. Die Verheissung ewigen Lebens wurde gegeben, ehe die Welt begann (Titus 1,2).
4. Das Reich Gottes war von Grundlegung der Welt an bereitet worden (Matthäus 25,34).
Wir erfahren weiter, dass Gott den Menschen in Seinem eigenen Bilde schuf, Ihm ähnlich (1. Mose 1,26). Adam war das Meisterwerk aller Seiner schöpferischen Handlungen. Ihm wurde Gewalt gegeben über jedes lebende Wesen auf dieser Erde (1. Mose 1,28). Er wurde zum persönlichen Repräsentanten Gottes auf der Erde eingesetzt.
Der Herr setzte den Menschen in eine vollkommen ideale Umgebung, wo all das zur Befriedigung seiner Bedürfnisse und Wünsche Notwendige vorhanden war (1. Mose 2,8). Es gab nichts Gutes, das ihm vorenthalten worden wäre.
Die Güte Gottes offenbarte sich in der regelmässigen Folge von Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht (1. Mose 8,22). Sie wurde augenscheinlich in der reichen Vielfalt der Nahrung, die Er so freigiebig schenkte. Sie zeigte sich in der Schönheit der Schöpfung, die Er zur Freude des Menschen geschaffen hatte.
Doch trotz dieser unendlichen Gütigkeiten Gottes fiel der Mensch in Sünde (1. Mose 3,6); kehrte er seinem Gott den Rücken und verweigerte dem Herrn den Gehorsam. Er glaubte statt dessen der Lüge des Teufels, dass Gott etwas zurückhalten würde, das ihm besonders nützlich wäre (1. Mose 3,1).
Brachte nun dies die Flut der Giftigkeiten Gottes gegenüber dem Menschen zum Stillstand? Im Gegenteil! In Seiner Gnade traf Er Vorkehrungen, die Blösse Adams und Evas zu bedecken (1. Mose 3,21) und verhiess das Kommen Jesu Christi, des Erlösers, der den Feind des Menschen, Satan, unter Seinen Füssen zertreten würde (1. Mose 3,15).
Alles nun folgende im Alten Testament ist ein einziger Bericht von Gottes nie versagender Güte gegenüber Seinem ungetreuen Volk. So machte Er Bündnisse mit Abraham und David, in denen Er ohne irgendwelche Bedingungen versprach, ihren Nachkommen durch die Person und das Werk Jesu Christi Güte zu erweisen (1. Mose 15,5; 2. Samuel 7,16). Er versorgte Sein Volk, führte es, beschützte es und segnete es über alle Massen.
Sie aber dankten Ihm diese Gütigkeiten mit Unglauben, Götzendienst, Murren, unmoralischem Leben, Verachtung, Spott und Hohn.
Ungeachtet solcher Undankbarkeit sandte Gott Seinem Volke Propheten. Diese Männer waren das Sprachrohr Gottes. Sie brachten eine Botschaft - direkt vom Herrn. Das Wort, was sie brachten, war das wahrhaftige Wort Gottes. Doch die Leute verprügelten diese Propheten, steinigten sie, warfen sie in Gruben und in vielen Fällen töteten sie sie.
Würde Gottes Geduld auch solche Beleidigungen noch ertragen? Ja, Gott würde noch einmal zu ihnen reden; in einer noch wunderbareren, noch gnädigeren Weise als jemals zuvor: Er würde Seinen eigenen Sohn zu ihnen senden!
Kein menschlicher Verstand vermag je zu ergründen, was es für das Vaterherz Gottes bedeutete, Seinen eingeborenen Sohn zu einem von der Sünde verdorbenen Menschengeschlecht hinabzusenden. Es müsste jemand erst so heilig und so von Liebe durchdrungen sein wie Gott, um den herzzerreissenden Stich und das Erschütternde solch einer Handlung in aller Intensität nachempfinden zu können.
Inder Bibel sind uns zwei eindrucksvolle und bewegende Illustrationen gegeben, die uns etwas teilhaben lassen an den Empfindungen Gottes in dieser Sache. Eine Illustration befindet sich im Alten Testament, die andere im Neuen Testament.
Die Schilderung im Alten Testament ist die Geschichte Abrahams, seine Bereitwilligkeit, den geliebten Sohn als Opfer in den Tod zu geben (1. Mose 22). Gott hatte Abraham verheissen, dass er Nachkommen haben würde, so zahlreich wie die Sterne des Himmels und wie der Sand an den Ufern des Meeres. Dann befahl Er Abraham,
seinen Sohn,
seinen einzigen Sohn,
Isaak,
den er liebte,
als Brandopfer auf dem Hügel Morija zu schlachten. Vater und Sohn gehen beide miteinander zu dem Hügel hinauf, Seite an Seite. In der Hand des Vaters sind das Messer und die Fackel des Feuers. Auf dem Rücken des Sohnes lastet das Holz für den Brandopferaltar. Wir hören das herzbewegende Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn. Wir erblicken Isaak gebunden als Opfer an den Altar gelegt. Wir hören beinahe den schweren Atem Abrahams, als er das Messer erhebt, um seinen Sohn zu schlachten.
Doch in diesem Augenblick griff Gott ein. Er beschaffte einen Widder, der anstelle Isaaks das Opfer bildete. Bis zu diesem Punkt hatten wir ein ergreifendes Bild von der Hingabe und Opferung des Sohnes Gottes durch den Vater für uns am Kreuze von Golgatha. Aber hier endet die Parallele. Abraham wurde es nicht abverlangt, seinen Sohn in den Tod zu geben. Ein Stellvertreter wurde gefunden. Gott aber gab Seinen eingeborenen Sohn wirklich, damit dieser den Opfertod am Kreuz sterben konnte. Gott ersparte dem Herzen Abrahams jenen Stich, den Er Seinem eigenen Herzen nicht ersparen konnte. Für den Herrn Jesus konnte kein Stellvertreter bereitstehen!
Einen zweiten bewegenden Bericht von dem, was es für Gott bedeutete, Seinen Sohn zu geben, lesen wir im Neuen Testament in Lukas 20,9-15. Gott wird hier mit einem Gutsbesitzer verglichen, der einen Weinberg anlegte und ihn der Obhut seiner Weingärtner übergab. Als die Zeit der Ernte kam, sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern. Doch sie verprügelten ihn und schickten ihn mit leeren Händen zurück. Auf diese Weise behandelte Gottes Volk Seine Propheten. Er sandte einen anderen Knecht, doch die Weingärtner verprügelten auch ihn, behandelten ihn schändlich und schickten ihn mit leeren Händen fort. Ein dritter Knecht wurde verwundet zum Weinberg hinausgeworfen.
Nun erwog der Herr des Weinbergs, was er tun sollte. Seine Entscheidung war: "Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht werden sie diesem Ehre erweisen, wenn sie ihn sehen!" Doch die boshaften Weingärtner handelten wiederum gewalttätig. Sie riefen: "Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten, auf dass das Erbe unser werde."
So warfen sie ihn zum Weinberge hinaus und töteten ihn! - Auf diese Weise handelten die Menschen an Gottes vielge liebtem Sohn!
Aber selbst jetzt war Gottes Liebe noch nicht erloschen. Sie gedachten es böse zu machen; Gott aber gedachte es gut zu machen (1. Mose 50,20). Sie waren von Bosheit und Gottlosigkeit erfüllt, doch Gott hatte Seine eigenen Wege. Sie dachten, dass sie einen gewöhnlichen Menschen getötet hätten; doch Gottes Gedanken waren, dass Sein Sohn für die Sünden der Welt sterben sollte. Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, töteten die Schafe ihren Hirten; .doch von göttlicher Warte aus betrachtet, legte der Gute Hirte sein Leben dar für Seine Schafe!
Sogleich nach der Auferstehung und Verherrlichung Jesu Christi zur Rechten Seines Gottes und Vaters, liess Gott durch das Evangelium die Einladung an alle Welt ergehen: "Kommt, denn es ist schon alles bereit!" Seit nunmehr schon über neunzehnhundert Jahren lädt der König aller Könige, der Herr aller Herren die Menschenkinder ein, an Seinem grossen Mahl teilzunehmen. Einige sprechen: "Halte mich für entschuldigt!" Einige zögern es hinaus. Einige haben die Einladung rundweg abgelehnt. Nur wenige haben sie angenommen!
Doch Gottes Freundlichkeit und Güte währt noch immer. Seine Geduld und Langmut dauern bis jetzt noch an. Seine Gnade ist bis heute noch nicht müde geworden!
Gott, Du hast Dir ausersehen
Deinen Sohn zum Opferlamm.
Deine Liebe hiess Dich gehen
mit Ihm hin zum Kreuzesstamm.
Seine Qual schnitt Dir ins Herz,
und Sein Weh war auch Dein Schmerz,
Deinen Feinden - wer kann's fassen! - musstest Du Ihn überlassen.
Darm, in jenen finstern Stunden, eh' der Vielgeliebte starb,
war's die tiefste Seiner Wunden, dass Dein Antlitz sich verbarg. Und Er rief - Du bliebest stumm,
kehrtest Dich zu Ihm nicht um: Dass wir nicht als Sünder sterben, musste Er "zur Sünde" werden.
Und zuletzt hat Er Sein Leben
ausgeschüttet in den Tod,
hat sich für uns hingegeben,
Dir zum Wohlgeruch, o Gott!
All Dein Sehnen ist gestillt,
das Erlösungswerk erfüllt:
"Kinder" bringt Er Dir zum Herzen
als die Frucht von Seinen Schmerzen.
O mit welchem Wohlgefallen blickst Du jetzt auf Deinen Sohn! Er, der Herrlichste von allen, sitzt bei Dir, auf Deinem Thron, stimmt in uns den Lobgesang, der nicht enden wird, jetzt an: Vater, nimm in Jesu Namen Ehre, Preis, Anbetung! Amen.
Datum: 05.03.2006
Autor: William Mac Donald
Quelle: Die Gnade Gottes