Kellers Ehebuch

Eine holprige Strasse ins Eheglück

«Love is a battlefield» heisst ein Lied aus den 1980ern, aber muss es denn so anstrengend sein mit der Liebe? Ein Buch für Eheleute und solche, die mit dem Gedanken spielen, es zu werden. Kellers zeigen auf, wie eine Ehe gut funktionieren kann.
Paar auf Fahrrad auf Holperstrasse
Timothy und Kathy Keller
Buchcover «Ehe. Gottes Idee für das grösste Versprechen des Lebens»

Das 288-Seiten-starke Buch «Ehe. Gottes Idee für das grösste Versprechen des Lebens» zeigt, dass es lohnenswert ist, sich immer wieder über Beziehungen mit dem anderen Geschlecht schlau zu machen. Und es geht nicht um irgendeine Liaison, sondern um den Ehebund, der für eine vertraute, lebenslange Zweisamkeit steht.

Sie bezeichnen den Weg dazu als «eine sehr holprige Strasse ins Eheglück». Es spricht in eine Zeit, in der die verbindliche Vertrauensbeziehung viele Skeptiker und sogar Gegner geboren hat.

Gefestigt durch Neuanfang

Timothy und Kathy Keller erzählen aus Erfahrungen von ihrer Kirchgemeinde mit 4'000 Besuchern, wovon 3'000 Singles waren. Also nicht überraschend, dass die Literatur immer wieder zur Ehevorbereitung genutzt wird. Auch Justin Bieber und seine Frau Hailey Baldwin hatten das Buch dabei, als er bei einem Treffen mit Journalisten gerührt von dessen Wichtigkeit für sie erzählte.

Auffallend ist, wie die Kellers Neuanfänge bei Paaren miterlebten, die am Scheitern waren. Danach wurden die Beziehungen besser und schlussendlich dauerhaft.

Erfüllung durch Opfer

Kellers legen gleich mal los, indem sie mit Mythen aufräumen; zum Beispiel «Entweder Erfüllung oder Opfer». Ihre Antwort lautet «Erfüllung durch Opfer» – was zugegebenermassen nicht gerade berauschend klingt, jedoch genau ein realistischer Schlüssel zum Gelingen sein kann, der dann doch eine gewisse Berauschung mit sich führt.

Auch stemmen sie sich gegen die laute Stimme, die sagt, dass die Ehe ein ewiggestriges Auslaufmodell sei. Denn es werden aktuell viele Hochzeiten geschlossen, was das Bedürfnis nach verbindlichen Beziehungen zeigt, in denen man sich vertrauen und gegenseitig gehenlassen kann.

Von der Ichbezogenheit zum DU

Immer wieder ruft das New Yorker Pastoren-Ehepaar zur Demut auf und dazu, seine eigenen Bedürfnisse nicht dem Gegenüber überzustülpen. Das gegenseitige Unterordnen, was auch Paulus im Epheserbrief beschreibt, entwickle in der Ehe die intensivste Form.

Achtung, Windelkonflikt! Eines der praktischen Beispiele spielt sich in diesem feucht-duftendem Bereich ab. Das Motto «Wers findet, kanns behalten» bedeutet, dass derjenigen, der die volle Windel entdeckt, auch grad aufräumen darf. Und es nicht dem Partner weiterschiebt.

Sie zitieren dazu C.S.Lewis, der sagte, dass das Ziel oder die Voraussetzung zur Ehe ist, lieben zu wollen.

Liebe Gottes ist Kraftquelle und Ehe-Modell

Eine weitere Aussage: Das Evangelium der Liebe Gottes ist Kraftquelle und Ehe-Modell zugleich! Kellers sehen das Geisterfülltsein als Voraussetzung, damit dort die Fülle und Herrlichkeit Gottes wohnt und innere Freude und Musik spielen lässt. Da dieses Erfülltsein der Ehe Energie gibt, solle man sich immer wieder neu erfüllen lassen.

Ein humorvolles Gegen-Beispiel zu erfüllten Partnern bringen sie mit dem Bild von zwei Vakuum, die ein gigantisches Sauggeräusch gäben, jedoch so nicht existieren können.

Im Gegensatz zum positiven «Ich will auf meinen Ehepartner eingehen», wird als Hauptproblem die Ich-Bezogenheit genannt. Und der Gedanke, dass man in einer Beziehung als erstes seine eigenen Bedürfnisse befriedigt bekommt.

Auch hierfür schreiben sie ein eigenes Beispiel nieder, wo Timothy an einem Nachmittag unbedingt in den Buchladen shoppen gehen wollte, dies seiner Frau jedoch nicht sagte, und es schlussendlich drin mündete, dass er sie frustriert mit Vorwürfen bombardierte. Sie fiel aus allen Wolken und war ihrerseits verletzt. Man lebt nur in der eigenen Welt, denkt, der andere sollte Gedanken lesen können und hat überhaupt keinen Bezug zu den Mitmenschen; man müsse also Bedürfnisse offen formulieren und schauen, was der Partner dazu meint.

Die Herkunft im Jetzt

Oft spielten auch Wunden eine Rolle, die man mit durch die Geschichte der eigenen Verletztheit mit in die Beziehung bringt, betonen die Autoren. Wenn man von den Eltern vernachlässigt, gefühllos behandelt oder emotional manipuliert oder gar misshandelt wurde. Aufräumen und Heilung sollte dann immer bei einem selber beginnen und nicht mit dem Denken, der andere sollte doch...

Stanley Hauerwas erhält das Wort mit: «Wir wissen nie, wen wir heiraten; wir bilden es uns nur ein. Wie lernen wir, diesen 'Fremden' zu lieben und für ihn da zu sein?»

Dann werden auch die fünf Sprachen der Liebe erwähnt, wie Zweisamkeit, Geschenke etc., die dabei helfen können, den Ehe-Partner auf seine Weise zu lieben, so wie er am meisten darauf anspricht; denn da gibt es grosse Unterschiede.

Besonders wichtig erwähnen sie auch die Prägung der Herkunftsfamilie, wie man aufgewachsen ist: Die Gesellschafts-Schicht, familiärer Umgang etc. prägt den aktuellen Alltag, das Erledigen des Haushaltes.Un d die Auswirkungen sind heftig, es geht schliesslich um das tägliche Leben. So hilft es, die eigenen und die Prägungen des anderen zu berücksichtigen und an die Erwartungen dementsprechend anzupassen.

Mutmacher

Das Buch enthält auch noch einen Teil zu «Sex und Ehe» und «Singles und Ehe», wo praktische Tipps für die Partnersuche zu finden sind. Singles sollten Gemeinschaft mit Familien pflegen, welche diese nicht als Götzen hätten und wo sie sich nicht als fünftes Rad am Wagen fühlten, raten die Autoren.

«Ehe. Gottes Idee für das grösste Versprechen des Lebens» besticht nicht mit Illustrationen oder Grafiken, auch hat es nicht den Anspruch, auf postmoderne Lebensformen einzugehen. Es spricht mit Beispielen aus Kellers eigenem Ehe-Alltag, pointierten Schriftsteller-Zitaten und einprägsamen Erlebnissen anderer Paare an.

Zurück zum Textbeginn mit den Neuanfängen: Es gibt also gewaltige Hoffnung für Neuanfänge, bei langverheirateten Paaren und solchen, die dem Schritt zur Hochzeit gegenüber skeptisch waren.

Zum Schluss ein Buchzitat: «Und wenn unser Partner die Kraft des Evangeliums, die gleiche unbestechliche und gleichzeitig bejahende Liebe erfährt, kann er seinerseits uns diese verwandelnde Liebe zeigen, wenn es Zeit dafür ist.»

Zum Buch im Fontis-Shop:
«Ehe: Gottes Idee für das grösste Versprechen des Lebens»

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Datum: 07.12.2018
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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