Viele Abgesandte in Jerusalem

Gedenken an die Auschwitz-Befreiung

Noch nie kamen so viele hochrangige Staatsgäste nach Jerusalem. Anlass war der 75. Jahrestag der Befreiung des KZ's Auschwitz.
Prominente beim Holocaust-Forum
Frank Walter Steinmeier
«Die Halle der Namen» im Yad Vashem

Unter dem Leitwort «An den Holocaust erinnern, Antisemitismus bekämpfen» nahmen Staatsgäste aus fast 50 Ländern an dem Gedenkakt teil. Unter ihnen die vier Vertreter der Alliierten-Staaten, die damals gegen Nazi-Deutschland kämpften: die Präsidenten Macron (Frankeich) und Putin (Russland) sowie US-Vizepräsident Mike Pence und der britische Thronfolger Prinz Charles.

Nicht in der Sprache der Täter

Zu den Rednern in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem gehörte der deutsche Bundespräsident Frank Walter Steinmeier. Aus Respekt vor den Opfern hielt er seine Ansprache nicht in Deutsch, der Sprache der Täter, sondern in Englisch.

Steinmeier wies darauf hin, dass sich «die bösen Geister heute in neuem Gewand» zeigten. «Sie präsentieren ihr antisemitisches, ihr völkisches, ihr autoritäres Denken als Antwort für die Zukunft, als neue Lösung für die Probleme unserer Zeit. Ich wünschte, sagen zu können: Wir Deutsche haben für immer aus der Geschichte gelernt. Aber das kann ich nicht sagen, wenn Hass und Hetze sich ausbreiten…», so das deutsche Staatsoberhaupt.

«Aber es ist dasselbe Böse»

Steinmeier erinnerte an den versuchten Anschlag auf eine Synagoge in Deutschland im Oktober, bei dem «nur eine schwere Holztür verhindert» habe, «dass ein Rechtsterrorist an Jom Kippur in einer Synagoge in Halle ein Blutbad anrichtete» (Livenet berichtete). Der versuchte Anschlag und die Vernichtung durch die Nazis seien nicht dasselbe, aber es sei «dasselbe Böse».

«… in alle Ewigkeit nicht in Vergessenheit geraten lassen»

Steinmeier erinnerte an den Gründungsgedanken für die Gedenkstätte Yad Vashem. Es sei entstanden, um den Opfern der Shoa ein Denkmal und einen Namen zu geben, wie im Buch Jesaja (in der Bibel) geschrieben. In der Bibelstelle heisst es: «Für sie ist Platz in meinem Tempel, und ich werde sie in alle Ewigkeit nicht in Vergessenheit geraten lassen. Das ist besser, als wenn sie viele Söhne und Töchter hätten, die ihren Namen weitertragen.»

Yad Vashem ist die bedeutendste und zentrale jüdische Gedenkstätte für die Opfer der Shoa. Jährlich besuchen etwa zwei Millionen Menschen die Gedenkstätte. Die vollständige Bezeichnung der staatlichen Einrichtung lautet «Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust».

Bundespräsident: «Wir schützen jüdisches Leben!»

Steinmeier erneuerte die Verpflichtung Deutschlands, gegen den Antisemitismus zu kämpfen. «Wir trotzen dem Gift des Nationalismus! Wir schützen jüdisches Leben! Wir stehen an der Seite Israels!» Er schloss seine Rede mit den Worten: «Gepriesen sei der Herr, dass er mich heute hier sein lässt.»

Am kommenden Montag (27. Januar) wird dann in Polen der Befreiung von Ausschwitz-Birkenau gedacht. 1945 erreichten die Soldaten der Roten Armee (der Sowjetunion) das KZ und fanden noch 7'000 Überlebende vor. Zuvor waren dort 1,1 Millionen Menschen dort getötet worden, die meisten waren Juden.

Israelische Jäger über Ausschwitz

Als Zeichen ihrer Wehrhaftigkeit flog die israelische Luftwaffe 2003 erstmals einen Direktflug von Israel, quer durch Europa, nach Ausschwitz. Es sollte deutlich werden, dass die israelische Armee Juden in aller Welt schützen kann. Zu dem ersten Flug kam es 2003 mit grosser Unterstützung des damaligen polnischen Präsidenten Aleksander Kwaśniewski. Seitdem wurde der Flug mehrmals wiederholt. Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gilt weltweit als Symbol für den Holocaust.

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Datum: 25.01.2020
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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