Skeptisch, aber offen

Evangelische Allianz Schwyz: «Viele sind auf der Suche»

Die Gemeinden in Schwyz sind jung und aktiv: Eine Frau aus der Gemeinde vermietet beispielsweise ein AirBnB-Zimmer – die Gäste nehmen gerne den Jesus-Film oder ein Neues Testament in ihrer Landessprache mit. Durch den Rückgang des traditionellen Christentums ist das Arbeitsfeld gross geworden. Livenet unterhielt sich mit Joel Hauser vom Leitungsteam der Evangelischen Allianz Schwyz.
St. Martin Kirche Schwyz
Joel Hauser

Joel Hauser, drei Gemeinden sind in der Evangelischen Allianz Schwyz mit dabei, können Sie diese kurz vorstellen?
Joel Hauser:
Die älteste wurde 1984 gegründet und ist die grösste unserer Gemeinden, die Chrischona Arth mit etwa 55 erwachsenen Gottesdienstbesuchern. Seit 1986 gibt es in Brunnen eine weitere Chrischona-Gemeinde und seit 2010 in Schwyz ein Christliches Zentrum der Pfingstgemeinde.

Wunderschön in der Zentralschweiz gelegen: Macht die Allianz Schwyz Programme für Touristen?
Wir wollen nachhaltig arbeiten, und das geht nicht, wenn jemand nur für ein paar Tage Ferien da ist. Wir dürfen in unseren Gottesdiensten aber immer wieder Feriengäste begrüssen. Gott macht keine Ferien. Wir nutzen die Möglichkeiten, die sich im Kleinen bieten: Eine Frau unserer Gemeinde, zum Beispiel, vermietet ein Zimmer auf AirBnB. Die Gäste aus aller Welt nehmen oft und gerne ein Neues Testament und/oder den Jesusfilm in ihrer Sprache.

Wie wichtig ist die Allianz für den Gemeindestandort der Gegend?
Wir sind drei kleine Gemeinden, die jede für sich ihre «Hausaufgaben» macht. Für grössere Aktionen fehlt uns als einzelne Gemeinde die Kraft. Darum spannen wir für besondere, grössere Veranstaltungen zusammen.

Was sind die bisherigen Highlights der Allianzarbeit?
Jeweils einmal im Jahr, meist im Herbst, organisieren wir einen grösseren Anlass, der niederschwellig und evangelistisch sein soll. Da bleiben natürlich vor allem Persönlichkeiten im Gedächtnis, die eine spannende Lebensgeschichte auf ihrem Weg zu Jesus erzählt haben: Martin und Elke Kamphuis, Josef Müller, David Togni und andere. Dann organisierten wir auch Seminare, die eher für unsere Leute waren: Die Themen «Heilung» mit Ingolf Ellssel und «Hörendes Gebet» mit Walter Penzhorn haben viele berührt und nachhaltig geprägt.

Welche Aktionen und Projekte sind als nächstes geplant?
Ende Oktober organisierten wir erstmals ein Frühstück, zu dem wir die Pfarrer der Region eingeladen haben. Es ging darum, sie einmal alle an einen Tisch zu bringen und zu erklären, wer wir als Evangelische Allianz sind, was wir tun, sowie auf allfällige Fragen einzugehen.

Am 17. November organisieren wir einen grösseren Allianz-Gottesdienst, für einmal zusammen mit der Reformierten Kirchgemeinde. Ruedi und Claudia Kündig vom Bibellesebund machen ein «Gallerypainting», einen kreativen Gottesdienst mit dem Johannesevangelium und live gemalten Bildern. Wir denken, dass dies eine Art ist, die viele Menschen anspricht.

Was gibt die Allianz der Region?
Der Einfluss der einzelnen Gemeinden ist fast nur lokal, im jeweiligen Ort, und auch da gibt es noch viel Unwissen und Skepsis in der Bevölkerung. Die meisten Innerschweizer haben keine Ahnung, was eine Freikirche ist. Das gemeinsame Auftreten als Allianz gibt uns eine gewisse Grösse, die besser wahrgenommen wird. Mit dem Rückgang des traditionellen Christentums in den Landeskirchen werden wir mit einem wachsendes Arbeitsfeld konfrontiert. Viele Menschen kehren der Kirche den Rücken, weil sie da eine traditionell-erstarrte Religion erleben, die nichts mit ihrem Alltag zu tun hat. Viele sind auf der Suche.

Wie offen sind die Leute in der Region für den christlichen Glauben?
Wenn «christlich» heisst, dass man Mitglied einer Landeskirche ist und vielleicht zwei bis drei Mal im Jahr einen Gottesdienst besucht, dann sind noch viele dabei. Mit der Feuerwehr, in der ich mitmache, besuchen wir jedes Jahr eine Messe im Andenken an unsere Schutzpatronin. Wenn wir ein neues Fahrzeug bekommen, kommt ein Pfarrer und weiht es ein. Das gehört einfach traditionell dazu. Der römisch-katholische Glaube ist durch viele Feiertage und gepflegte Traditionen präsent. Leider ist vieles davon oberflächlich und hohl geworden: Man freut sich über einen Feiertag, weil man frei hat, aber nur wenige wissen, um was es dabei geht.

Wenn man «christlich» nach unserem freikirchlichen Massstab definiert, dann sind die meisten Innerschweizer skeptisch bis distanziert. Eine neue Glaubensgemeinschaft ausserhalb der Landeskirche? Das könnte ja eine Sekte sein. Von auswärts Zugezogene finden den Weg zu uns einfacher. Den Einheimischen, die in ihrer Familie, Kultur, Tradition und Religion verwurzelt sind, fällt es schwerer, sich auf etwas Neues einzulassen. Es braucht viel Zeit und Geduld, Vorurteile abzubauen und Vertrauen und Beziehungen zu schaffen. Aber es passiert, dass auch solche Menschen Fragen haben, auf die Suche gehen, Jesus begegnen und die Gemeinde entdecken.

Welche Früchte entstehen durch das Miteinander der Gemeinden?
Wir Pastoren treffen uns alle zwei Monate zu Austausch, Gebet und Vorbereitung unserer Aktivitäten. Da ist viel gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung gewachsen. Wenn wir wissen, was in den anderen Gemeinden läuft, können wir alle einladen und Interessierte weitervermitteln, wenn zum Beispiel dort ein Seminar angeboten wird, das es bei uns nicht gibt.

Miteinander können wir Veranstaltungen durchführen, die für eine einzelne Gemeinde nicht möglich wären. Die Allianz-Gottesdienste sind für unsere Leute eine Ermutigung: Man kommt aus einer kleinen Gemeinde und entdeckt dann, dass Gottes Reich grösser ist, dass es noch mehr gleichgesinnte Christen in der Region gibt! Mit der Allianz können wir unseren Wirkungskreis erweitern und den Menschen besser helfen, Jesus zu begegnen und im Glauben weiterzukommen.

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Datum: 14.11.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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