Mentor für viele junge Männer

George Floyd: «Mann des Friedens» in Houston

Die Welt kennt George Floyd nur in seinen letzten Minuten, als er unter dem Knie eines Polizisten in Minneapolis erstickte. Aber in Houston kannte man ihn seit Jahrzehnten als Mentor für junge schwarze Männer und Friedensbringer in einem gefährdeten Stadtteil.
George Floyd (mit einer Bibel in der Hand) und seine Gemeindemitglieder (Bild: Twitter)

Bevor er nach Minneapolis kam, lebte der 46jährige George Floyd fast sein ganzes Leben im «Third Ward» von Houston (Texas). Er war als «Big Floyd» und als einflussreicher Leiter  bekannt und beliebt in diesem traditionell von Schwarzen bewohnten Stadtteil.

«Wenn es Gottes Geschäft ist, dann bin ich dabei»

Floyd war aktiv engagiert, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, den er unter jungen Menschen erlebte. Er nutzte seinen Einfluss, christliche Projekte für Evangelisation und Jüngerschaft in das Stadtviertel zu bringen und unterstützte besonders ein Projekt für den Häuserbau. «George Floyd war ein Mann des Friedens, den der Herr geschickt hat und der das Evangelium an einem Ort vorantrieb, in dem ich nie gelebt habe», sagte Partrick PT Ngwolo, Pastor der Gemeinde «Resurrection Houston».

Er traf Floyd im Jahre 2010; der über 1.80 grosse Hüne tauchte an einem Benefiz-Konzert für das «Third Ward» auftauchte. Seine Botschaft war klar: «Ich liebe, was ihr hier tut. Das Quartier und unsere Gemeinschaft brauchen das, und wenn ihr Gottes Sache macht, dann ist das auch meine Sache»

Floyd half aktiv beim Dienst seiner Gemeinde mit; sowohl mit Bibelstudium als auch mit Essensverteilung und Fahrten zu Arztbesuchen breitete sie ihren Dienst im «Third Ward» aus. Rapper Ronnie Lillard, bekannt unter seinem Künstlernamen «Reconcile» (Versöhnung) erinnert sich: «Floyd half mit, das Taufbecken aufzustellen. Er fand es wunderbar, dass Menschen eine Entscheidung trafen und sich taufen liessen, mitten in den sozialen Projekten.»

Gott ist stärker als die Strassenkultur

«Er erklärte den jungen Männern immer, dass Gott stärker als die Kultur der Strasse ist», so der Rapper weiter. Ich denke, dass er immer wollte, dass junge Männer ihr Gewehr niederlegen und Jesus statt ihrer Strassenkultur wählen.» In den letzten Jahren sind über 50 Menschen in Bandenkriegen gestorben, die von «Third Ward» und Südost-Houston ausgegangen sind. In diesem Klima ist es für Aussenseiter schwer, hineinzukommen und Vertrauen zu gewinnen. Darum ist ein «Stempel» von lokalen Schlüsselleitern wie Floyd so wichtig, der verschiedene christliche Organisationen einlud und ihnen die Tür zum Dienst im «Third Ward» öffnete. Floyd zog im Jahr 2018 nach Minnesota, um ein ähnliches Jüngerschaftsprogramm voranzutreiben, einschliesslich einer Arbeitsbeschaffung. Er habe Pläne gehabt, diesen Sommer nach Houston zurückzukehren.

Unschuldiges Blut vergiessen ist nicht neu

Viele junge Männer im «Third Ward» nannten Floyd ihren Bruder, Onkel oder sogar ihren Vater, weil ihnen ältere männliche positive Rollenvorbilder fehlen. Jetzt trauern sie um einen Mann, den sie als «sanften Riesen» kannten und der eine Inspiration für sein Quartier und eine positive Kraft der Veränderung war.

Trotz allem: Pastor Ngwolo hält nichts davon, einen Heldenkult um Floyd aufzubauen. «Die Tatsache, dass man eine Geschichte um einen Mann aufbaut, damit er Liebe und Gerechtigkeit erlebt, ist mir zuwider. Selbst wenn er ein Schwerverbrecher wäre, hätte er es verdient, als einer behandelt zu werden, der in Gottes Bild geschaffen ist. Ich bin es leid, Christen zu verhätscheln, die nur Menschen lieben können, die sie vorher liebenswert gemacht haben». Das Vergiessen von unschuldigem Blut ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon nachdem Kain seinen Bruder aus Überheblichkeitsgefühlen und Hass erschlug, sagte Gott: «Was hast du getan? Hör zu! Das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde.» (1. Mose, Kapitel 4, Vers 10)

«Wenn wir 2000 Jahre vorspulen, haben wir einen anderes unschuldiges Gewaltopfer, dessen Blut von besseren Dingen spricht als das von Abel» fährt Ngwolo fort. «Das Blut von Jesus macht klar, dass er uns in dieser dunklen und gefährlichen Zeit erretten kann. Ich habe Hoffnung, denn so wie Abel sehe ich meinen Bruder Floyd als eine Figur, die auf eine grössere Realität in Christus hinweist. Gott hört uns. Er hört diesen Schrei des unschuldigen Bluts vom Boden aus. Vergeltung wird geschehen – entweder erfährt man sie am Kreuz oder dann am Tag des Gerichts.»

Der Bruder von George Floyd hat sich inzwischen per Video mit deutlichen Worten gegen Plünderungen, Gewalt und Vandalismus als Ausdruck des Protestes gegen Floyds Tod gewandt: "So war mein Bruder nicht. Er würde das nicht gutheissen, denn er hat immer den Weg der Versöhnung gesucht, auch wenn das niemals der einfache Weg ist"   


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Datum: 02.06.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christianity Today

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