Oft vergessener Dienst

Mit 48 Jahren die wahre Berufung erkannt

Trotz grossem Engagement in der Gemeinde, hat Bernhard Schädeli jahrzehntelang nicht erkannt, wozu ihn Gott berufen hat. Als Evangelist erlebt er heute ein freigesetztes Christsein.
Bernhard Schädeli

Bernhard Schädeli (55) ist verheiratet und hat vier Kinder. 40% arbeitet er im Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT). Evangelist zu sein ist aber seine Lebensberufung. «Evangelist bin ich nicht nur zu gewissen Zeiten oder bei speziellen Aktivitäten. Evangelist bin ich einfach, immer und überall.»

Knapp dem Tod entronnen

Als dreieinhalbjähriger Knirps fuhr Bernhard mit seinem Dreirad auf dem Garagenvorplatz herum. Ein Nachbar fuhr rückwärts aus der Garage und direkt über den kleinen Flitzer. Mit lebensbedrohlichen Verletzungen wurde Bernhard mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, wo er drei Monate bleiben musste. Aufgrund des Unfalles entwickelten sich Rückenschmerzen, die in der Teenagerzeit immer stärker wurden. Erst mit 21 Jahren erfuhr er durch eine Operation die langersehnte Linderung.

Auch wenn er sich selbst kaum mehr an den Unfall erinnern konnte, war Bernhard stets dankbar, überhaupt noch am Leben zu sein. «Es war, als hätte ich ein zweites Leben erhalten. Dieses wollte ich jetzt für etwas gewinnbringendes einsetzen.» Nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das anderer Menschen, erachtete Bernhard als sehr wertvoll. Unter anderem begann er, sich in seiner Gemeinde zu investieren.

Der tiefere Sinn im Leben eines jeden Menschen

In seiner Gemeinde war er Jugendressortleiter, später auch Gemeindeleiter. In diesen Funktionen setzte er sich jahrelang ein und hat dabei manch Gutes bewegt. Dieses «gute» Engagement mag wohl einer der Gründe sein, weshalb er seine wahre Lebensberufung viele Jahre lang nicht entdeckt hatte. Es brauchte mehrere Ereignisse, bis er sich in seinen 40er-Jahren langsam der Evangelisation zuwandte.

Augenöffner

Als Bernhard an einem Mission2go Einsatz ohne Geld und Essen teilnahm, um Menschen von Jesus zu erzählen, war er von der Offenheit vieler Menschen überrascht. Die Beobachtung, wie viele Menschen Jesus nicht kennen und doch offen sind, war für ihn lebensverändernd.

Einen weiteren Augenöffner erlebte Bernhard, als ein Arbeitskollege einen schweren Unfall erlitt. Mit dreifachem Schädelbruch lag er im Koma. Bernhard fragte sich: «Wie oft habe ich ihm das Evangelium von Jesus erzählt?» Die Antwort war ernüchternd: «Noch nie!» Bernhard betete, noch einmal eine Chance zu erhalten. Und tatsächlich: Der Kollege erwachte aus dem Koma. Bernhard besuchte ihn und erzählte, was ihm wichtig war. Der Kollege konnte nicht mehr sprechen, seine Augen schienen die Botschaft jedoch zu bejahen. Kurz darauf starb er. Bernhard dankte Gott von Herzen für die zusätzliche Gelegenheit.

Spätestens von diesem Ereignis an war ihm klar geworden, dass er sein Leben investieren wollte, damit Menschen zu einer lebendigen Beziehung zu Jesus finden. Bernhard war damals bereits 48 Jahre alt.

Ein evangelistischer Lebensstil ist für alle möglich

Die Leidenschaft, anderen Menschen von Jesus zu erzählen, verliess Bernhard nicht mehr. Bald erkannte er seine Berufung als Evangelist im Alltag. «Ich lebe einen evangelistischen Lebensstil. Das kann jeder Christ tun, sofern er es will.»

Gerne spricht Bernhard davon, dass jeder Christ das Evangelium weitergeben sollte, wenn er danach gefragt wird. Ein Evangelist hingegen bezeugt seinen Glauben, egal ob er gefragt wird oder nicht. Grundsätzlich gilt es, Menschen zu lieben und bereit zum Dienen zu sein. «Mich interessieren Menschen und ich habe oft das Drängen, mit einer Person über Jesus zu reden», berichtet Bernhard. Er ist sich bewusst, dass dies nicht alle Christen in gleichem Mass erleben. Trotzdem könnten alle einen evangelistischen Lebensstil führen, ist er überzeugt.

Evangelisten: oft zu wenig beachtet

Neben dem BIT ist EE Schweiz (Evangelism Equipment) Bernhards Arbeitgeber. In dieser Funktion kommt er in der ganzen Schweiz herum und stellt dabei fest, dass viele Gemeinden ihren Auftrag aus den Augen verloren haben. «Natürlich hat eine Gemeinde unterschiedliche Verantwortungen. Der zentrale Auftrag ist aber, Menschen zu Jüngern zu machen.» Diesen Auftrag hat Jesus seinen Jüngern erteilt und bis zum heutigen Tag nie zurückgenommen.

«Für mich als Evangelisten ist es das Herzensanliegen, Menschen zu Jüngern zu machen. Aber hierzu braucht es mehr als Evangelisten. Es braucht beispielsweise Lehrer, welche Gläubige anleiten können.» Um ganze Nationen zu Jüngern zu machen, braucht es jeden Gläubigen. In erster Linie sollten aber Evangelisten in der Gemeinde mehr wahrgenommen und unterstützt werden. «Viele von ihnen passen nicht ins Schema, bleiben am Rand der Gemeinde und fühlen sich allein gelassen. Evangelisten passen oftmals einfach nicht zum herrschenden Gemeindeverständnis eines netten Beisammenseins.»

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Datum: 08.07.2019
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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