Filmabend an der Uni Bern

Versöhnungsprozess in Ruanda: Der lange Weg zur Vergebung

Die dreitätige Konferenz «versöhnt leben» an der Universität Bern war ein Erfolg, besonders auch durch den Einbezug akademischer Wortführer. Am Ruanda-Abend wurde der Dokfilm  gezeigt. Als Gast trat Christophe Mbonyingabo auf, der den Versöhnungsprozess nach dem Genozid 1994 seit Jahren begleitet.
Christophe Mbonyingabo aus Ruanda spricht an der «versöhnt leben» Konferenz (Bild: Livenet)
Szene aus «Unforgiven: Rwanda» (Bild: www.lukasaugustin.com)

Der Filmabend war wie die meisten Programmpunkte der dreitägigen Konferenz gut besucht. «Ist Versöhnung zwischen Opfern und Tätern möglich in diesem vom Völkermord geprägten Land?» stand als Frage im Raum. Darauf versuchte der Filmregisseur Lukas Augustin bereits 2014 mit seinem Dokumentarfilm «Unforgiven: Rwanda» Antwort zu geben. Dieser preisgekrönte Film bildete den Mittelpunkt dieses Themenabends zum Versöhnungsprozess nach dem Genozid in Ruanda.

Kein Bild wird dem Horror gerecht

Mit grosser Ruhe und Zurückhaltung erzählt der Regisseur, wie Opfer und Täter versuchen, den Völkermord zu verarbeiten und zurück in ein normales Leben zu finden. Fast unmöglich scheint es für die Opfer zu sein, den Mördern zu vergeben. Dieser Film erschüttert jede Zuschauerin und jeden Zuschauer im Raum. Ganz wie die FAZ es treffend formulierte: «Man glaubt auf den Gesichtern der Menschen zu sehen, dass sowieso kein Bild an den Horror ihrer Erinnerung herankommen könnte.»

Einer, der den Horror der Menschen in Ruanda sehr nah erlebt hat und selbst auch Familienangehörige durch den Genozid verloren hat, ist Christophe Mbonyingabo, der Leiter von CARSA, einer Organisation, die sich seit Jahren für die Versöhnung in Ruanda einsetzt. Er war am vergangenen Freitag (7.2.2020) am Ruanda-Abend von «versöhnt leben» zu Gast.

Von Ruandas schmerzhaften Lektionen lernen

Wie Christophe Mbonyingabo und sein Team von CARSA Ruanda (Christian Action for Reconciliation and Social Assistance) ihre Versöhnungsarbeit leisten, wird im Film von Lukas Augustin aufgezeigt. Man sieht, wie Überlebende des Genozids zusammengebracht werden, um über ihre Traumata zu sprechen. «Bei unserer Arbeit ist viel Geduld gefragt.  Versöhnung passiert nicht über Nacht und es braucht viel Zeit, bis Menschen wieder Vertrauen schöpfen können.» Er sei aber dankbar, Teil dieses Prozesses zu sein.

Der CARSA-Leiter träumt von einem Ruanda, das Wiederherstellung erleben kann. Und mehr noch: «Von unseren schmerzhaften Lektionen sollen auch andere Länder lernen können. Deshalb werden wir in den nächsten Jahren ein Haus der Hoffnung aufbauen, das den Versöhnungsprozess dokumentiert und für andere zugänglich macht. Auch für zukünftige Generationen in Ruanda wollen wir ein Erbe hinterlassen. Sie sollen nachvollziehen können, wie ihr Land den Horror verarbeiten konnte.»

Einen ausführlichen Bericht über die Konferenz «versöhnt leben» finden Sie hier auf kath.ch.

Zur Webseite:
Versöhnt leben

Hier spricht Lukas Augustin über seinen Film «Unforgiven: Rwanda»:

Zum Thema:
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Datum: 12.02.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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