Frisches Wasser für die Seele

Die wahre Geschichte von «Claudia» aus dem Life on Stage-Musical

Wenn demnächst das Scheinwerferlicht die Life-on-Stage-Bühne in Bern flutet, dann sind es Schauspieler, die im Rampenlicht stehen. Doch die Musicals erzählen wahre Geschichten. Sie entstanden auf der Bühne des Lebens.
Claudia Weber
Szene aus dem Musical «Claudia»

2017 schlüpfte Andrina Hauri bei «Life on Stage» als Erste in die Rolle von Claudia. Die Schauspielerin sagte damals in einem Interview: «Es liegt eine erdrückende Schwere auf der Rolle und dem Leben von Claudia.» Offensichtlich ist es Autor, Produzent und Regisseur Beat Müller gelungen, das Lebensgefühl von Claudia Weber präzise einzufangen. Die heute 52-Jährige hat erlebt, dass Jesus Christus real erfahrbar ist. Er hat ihr Leben, das geprägt war von Ablehnung, Verzweiflung, Ausweglosigkeit und Esoterik, umgekrempelt. Claudia Weber ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Söhne. Sie selber war unerwünscht; die Schwangerschaft mit ihr nicht geplant. Minderwertigkeit lag wie ein Schatten auf dem Leben des kleinen Mädchens.

Die Odyssee beginnt

1992 heiratet Claudia. Zusammen mit ihrem Mann Urs zieht sie bald in ein ruhiges Einfamilienhaus-Quartier in Bubendorf BL. Der Wohnort ist nebst ihrer Ehe die einzige Konstante – der Rest ihres Lebens wurde auf den Kopf gestellt. 1994 kommt Florian auf die Welt, ein Jahr später Benjamin. Nur wenige Monate nach der Geburt bricht bei ihm eine akute Neurodermitis aus. Ein unsägliches Leiden beginnt: Florian kratzt sich blutig, wimmert in der Nacht, verträgt viele Lebensmittel nicht. Rund zehn Jahre klammert sich die junge Mutter an jeden erdenklichen Strohhalm, der Linderung für ihren Sohn verspricht. Während die Not immer grösser wird, schrumpft ihr ohnehin mageres Selbstwertgefühl auf ein Minimum. «Nicht einmal das mit den Kindern bringe ich auf die Reihe!», redet sie sich ein. Alles, was Hilfe verspricht, probiert sie aus: Homöopathie, Kinesiologie, Bioresonanz-Therapie, chinesische Medizin, Vitalenergetik, Bachblüten. Irgendwann sucht sie Hilfe bei einer Geistheilerin, einer Schamanin. Aber was sie auch erprobt, nichts bringt eine langfristige Besserung. Aber bevor sie sich’s versieht, ploppt ein neues Problem auf. Ihr Mann Urs steht zwar immer zu ihr,
bestätigt sie in ihren Entscheidungen, und doch wahrt er innerlich Distanz. Ihre Rollen sind klar getrennt. Für das Wohl der Kinder, und speziell auch für ihre Gesundheit, ist Claudia zuständig.

Weiter auf der Suche

Im Laufe einer Ausbildung zur Kneipp-Therapeutin besucht Claudia analog zu den fünf Säulen Wasser, Kräuter, Ernährung, Bewegung, Lebensordnung (Balance) ergänzende Kurse. Zu jedem Thema findet sie etwas. Doch das eine, letzte Thema der «Lebensordnung» bleibt übrig. Kein Kurs scheint nach Claudias Empfinden die ideale Ergänzung zu sein, bis eine Kollegin sie zu einem Alphalive- Kurs einlädt. Dort sollen Fragen rund um Gott und den Glauben erörtert werden. «Das passt doch bestens zum Thema Lebensordnung!», ist sie sofort überzeugt. Claudia meldet sich an, geht hin. Urs lässt sie einmal mehr gewähren; und obschon er keine Ahnung von kirchlichen Dingen hat, meint er nur: «Lass dich einfach nicht bekehren!» Der erste Abend wird für sie zur emotionalen Grenzerfahrung. Während des Nachtessens kann sie die Tränen noch zurückhalten, doch die freundlichen Menschen, die liebevolle Atmosphäre und die christlichen Lieder berühren Claudia. Aus der Tiefe ihres Seins brechen sich Tränen Bahn und stoppen den ganzen Abend nicht mehr. «Ich weinte sonst nur noch aus Wut und Verzweiflung. Das war anders an diesem Abend», erinnert sie sich. Plötzlich fühlt sie, wie jemand seine Hand auf ihr Herz legt. Später wird ihr klar, dass es Jesus selber war. Trotzdem meint sie, sie könne kein weiteres Mal hingehen. Ein Kampf beginnt. Die Menschen aus der Kirche beten für sie. Die CD mit den «Sehnsuchtsliedern» bekommt sie am Schluss des Abends geschenkt. Zuhause, wenn sie alleine ist, hört sie sich diese immer wieder an. Sie saugt die Texte richtiggehend auf.

Klarer Trennstrich

Claudia besucht auch den zweiten Kursabend. Sie öffnet Jesus einen Spalt weit ihr Herz, lebt aber parallel in der ihr vertrauten esoterischen Welt weiter. Zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein können! «Jesus hat eine unglaublich starke Kraft, stärker als alles, womit ich bisher in Berührung gekommen bin», beschreibt Claudia ihre Erfahrung. Ihr wird klar, dass er allein ihren Durst nach Liebe und Annahme stillen und ihre vertrocknete Seele zu neuem Leben erwecken kann. Sie spürt aber auch, dass es kein «Sowohl-als-auch» gibt. Urs gibt zum Bruch mit ihrem bisherigen Leben den entscheidenden Ausschlag: Bei einem Besuch in der Kirche wird ihm klar, dass er ab sofort keine alternativen Medikamente mehr verwenden will. Seine Radikalität motiviert Claudia zum Handeln: Sie wirft Bücher und Medikamente, die sie mit der esoterischen Welt in Verbindung bringt, in den Müll.

Aufs falsche Pferd gesetzt

Claudia wundert und schämt sich, dass sie während zehn Jahren ihre Hoffnung aufs «falsche Pferd» gesetzt hatte. Esoterik und alternative Medizin in jeder Facette waren ihre Götzen geworden, von denen sie sich Heil versprochen hatte. Benjamins Neurodermitis wurde schliesslich von Gott geheilt. All die schwierigen Jahre haben sie zur Kämpferin gemacht, heute kämpft sie im Gebet. Sie ist seelsorgerlich tätig, setzt sich im Befreiungsdienst ein. Dabei stösst sie auf Menschen, die in der Esoterik gefangen sind, so wie sie einst. Jedes Mal, wenn ihre Lebensgeschichte auf der Bühne gezeigt wird, hofft sie, dass Menschen aufgerüttelt werden. Auf ihrem Leben lag viel Schweres, aber jetzt weht der Wind des Friedens durch alle Ritzen. Der göttliche Shalom bringt Unversehrtheit und Heil, Sicherheit, Frieden und Ruhe – das hat Claudia erfahren. Davon erzählt «ihr» Musical.

Über Life on Stage

Life on Stage ist ein Projekt der Organisation Netzwerk Schweiz. Vor Ort tragen lokale Kirchen die Verantwortung für die evangelistischen Veranstaltungen mit Musical und Predigt. Nebst professionellen Musikern und Schauspielern sind auch Menschen auf der Bühne, die aus der Nähe des Aufführungsorts stammen.

Vom 25. November bis 1. Dezember ist Life on Stage in Bern:
BERNEXPO, Festhalle (Halle 4.1), Papiermühlestrasse 50, Bern
Nähere Infos zu allen Aufführungsorten auf der Webseite.

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Datum: 20.11.2019
Autor: Helena Gysin
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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