Bundespräsident Steinmeier: «Ich bitte um Vergebung»
Bundespräsident Steinmeier beschloss damit seine Rede zum Gedenken an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. In dem Krieg kamen sechs Millionen Polen um. Polen hatte zu dem Gedenken eingeladen, an dem Vertreter aus 40 Staaten teilnahmen.
Terrorangriff auf Wieluń
Der Gedenktag begann sonntagfrüh im Dorf Wieluń um 4.40 Uhr. Um diese Zeit vor 80 Jahren bombardierte die deutsche Luftwaffe das Dorf, 1'000-1'200 Menschen aus der Zivilbevölkerung wurden getötet. «Wieluń war ein Fanal, ein Terrorangriff der deutschen Luftwaffe und ein Vorzeichen für alles, was in den kommenden sechs Jahren folgen sollte», sagte Bundespräsident Steinmeier.
Mateusz Morawiecki, der polnische Ministerpräsident, erneuerte die Forderung an Deutschland, Kompensation für die Schäden des zweiten Weltkrieges zu zahlen. «Wir müssen über die damaligen Verluste reden, wir müssen die Wahrheit verlangen, wir müssen Wiedergutmachung verlangen», sagte Morawiecki. Demgegenüber vertritt Deutschland die Auffassung, dass frühere Vereinbarungen zwischen den beiden Ländern keine weiteren Forderungen zulassen.
Ungewöhnlich starke deutsche Präsenz
Bemerkenswert war, dass an der zentralen Gedenkveranstaltung sowohl Bundespräsident Steinmeier wie Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahmen. Es kommt nur sehr selten vor, dass beide Staatsvertreter einen Auslandstermin gemeinsam wahrnehmen. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gelten zurzeit als schwierig, auch wenn es in vielen Bereichen Zusammenarbeit gibt.
In seiner Rede erinnerte der Bundespräsident auch an die Rolle Polens beim Fall des Eisernen Vorhangs: «Dort steht das Kreuz, dort rief der polnische Papst am Pfingstfest vor 40 Jahren in die Menge: «Sende aus deinen Geist und erneuere das Angesicht der Erde!», so Steinmeier. «Diese Erde, diesen Kontinent hat Polen erneuert. Es ist Polens Geist – es ist euer Geist der Befreiung, der den Eisernen Vorhang zerrissen hat. Es ist euer Geist der Versöhnung, der uns Deutschen den Neubeginn geschenkt hat. Es ist euer Geist der Erneuerung, in dem wir gemeinsam in ein neues, ein friedliches Europa gelangt sind. Dieser Geist, er soll auch heute von diesem Platz in die Welt hinauswehen!»
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Datum: 02.09.2019
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet