«Unsere geheilten Wunden befähigen uns»
Sie laden zum Anlass «Zukunft für
Verwundete», was werden die Inhalte sein?
Thomas Dauwalter, Referent der Tagung: Wir werden biblische Lebensbilder von Menschen mit
Lebenswunden auf uns wirken lassen. Wir werden in diese überwiegend
dramatischen Geschichten eintauchen und erleben, wie die Beteiligten mit den
daraus entstandenen Wunden umgegangen sind. Haben sie aus der eigenen
Lebenswunde gehandelt und dadurch andere verletzt? Oder haben sie sich in sich
zurückgezogen und vermeiden alles, was sie an ihre Lebenswunden erinnern
könnte? Oder durften sie Heilung erfahren? Über Heilung dürfen wir uns sehr
freuen. Allerdings sollten wir nicht dabei stehenbleiben. Unsere geheilten
Wunden befähigen uns wiederum, heilend im Leben anderer wirken zu können, sie
vor allem zu dem zu bringen, durch dessen Wunden wir heil geworden sind! Auch
im Umgang mit Lebenswunden können wir Licht und Salz für diese Welt sein.
Aus welchem
Bedürfnis heraus ist der Anlass entstanden?
Thomas Dauwalter: Wir
alle tragen Lebenswunden in uns. Das bringt das Leben so mit sich. Oft
verwenden wir viel Zeit für die Analyse von solchen schweren Erfahrungen.
Leider bleiben wir dann teilweise bei diesen Erkenntnissen stehen. Entscheidend
ist allerdings, was wir daraus machen, wie wir damit umgehen. Verletzungen
haben das Potential, den Charakter bitter werden zu lassen oder zu veredeln. Die
Welt braucht aber dringendst Vorbilder im guten Umgang mit solchen schweren
Erfahrungen. Nicht nur, dass wir selbst konstruktiv zur eigenen Heilung damit
umgehen lernen, sondern dass sie zum Segen für andere werden können. Der
christliche Glaube kann genau in diesen Zusammenhängen seine unglaubliche
Schönheit zeigen.
Eric Braun vom Bildungszentrum
Bienenberg:
Die tragische Lebensgeschichte des Referenten
und sein Umgang damit haben uns motiviert, ihn zu diesem Thema einzuladen. Er
wird uns sicher mitnehmen in seine eigene Geschichte und uns dadurch genügend
Impulse für den Alltag bieten.
Was können die Besucher mitnehmen?
Thomas Dauwalter: Wie
wir durch Seine Wunden Heilung erfahren und zu heilenden Gemeinschaften werden
können. Wir hoffen, dass sie heilende Begegnungen mit Jesus und untereinander
erleben und einen erlösenden Umgang mit ihrer Lebensgeschichte finden
werden. Wir hoffen auch, dass ein Prozess in Gang kommen wird, der zu Gottes
Zeit seinen Abschluss findet.
Etwas ganz
anderes aus der aktuellen Bienenberg-Arbeit ist die Learning-Tour nach Paraguay
– was geschieht auf dieser Tour?
Riki Neufeld, Leiter der
Learning-Tour: Auf der Tour nach Paraguay besuchen wir
während zwei Wochen verschiedene Gemeinden, kirchliche Organisationen und
Werke, sowie auch christliche Geschäftsmänner. Die Fragestellung, die uns als
Gruppe dabei primär bewegt: Kirche und Christsein zwischen Armut und Reichtum. Wenn
in einem Land wie Paraguay in christlichen Gemeinden, wie zum Beispiel bei den
Mennoniten, ein überdurchschnittlich hoher Grad an Mitgliedern zu einem
beachtlichen Wohlstand gekommen sind, dann stellen sich so einige spannende
Fragen. Was sind die Herausforderungen und Möglichkeiten, in solch einem
Szenario Jesus treu nachzufolgen?
Warum gerade
Paraguay?
Riki Neufeld: Ich
durfte schon Learning-Tours in Südamerika, Europa und im Nahen Osten erleben
und leiten. In Paraguay bin ich geboren und grösstenteils aufgewachsen. Da ich
hier noch viele persönliche Kontakte habe, ergeben sich viele Möglichkeiten für
eine interessante Studienreise.
Ein wichtiger
Pfeiler ist auch das Thema Konflikt-Moderation, was steckt hinter diesem Angebot?
Marcus Weiand, Studienleiter
der Weiterbildung «Konflikt-Berater/in»: Wird unser Umgang mit
Konflikten von starken Emotionen gesteuert, führt das zu oft zu Trennung und
Spaltung. Wir
wollen eine Haltung fördern, die dem entspricht, was wir bei Jesus sehen:
Konflikte werden offen angesprochen ohne Menschenfurcht, gleichzeitig gibt
Jesus alles für die Menschen. Das ist Liebe: Klarheit, Wahrheit, Gnade und
Barmherzigkeit. Das
hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Leitung in Gemeinden und
Organisationen verstanden wird. Manche sagen: «Manchmal kommt man mit Liebe
auch nicht weiter.» Wir sagen: «Man kommt nur mit Liebe weiter», mit der Liebe,
die Jesus vorgelebt hat.
Wir wünschen uns, dass Menschen dazu befreit werden, aus dem Kreislauf der Reaktivität auszubrechen (du beleidigst mich – dann beleidige ich dich auch); dass Frieden etwas ist, was für uns konkret in angespannten Situationen vorstellen können; dass wir vorbereitet sind, wenn wir Unrecht erleiden. In wenigen Wochen startet der CAS in Konfliktberater/in.
Was sind die
nächsten Bienenberg-Projekte generell?
Eric
Braun, Leiter Kommunikation: Da stehen spannende Bildungsangebote an. Zwei
möchte ich herausgreifen: Die
Tagung «Weitersagen» im Juni 2020 mit Bruxy Cavey, Pastor einer der grössten
Kirchen in Kanada, dem «The Meeting House». Beim Stichwort «Evangelisation»
stellt sich bei 90 Prozent der Menschen ein unbehagliches Gefühl ein; nicht nur
bei Christen. Bruxy beschreitet hier inspirierende, neue Wege! Vielleicht ist
die gute Nachricht besser als Sie denken?!
Das Zweite: Wir arbeiten hinter den Kulissen an einem Kurs in «Konflikt-Festigkeit» für Gemeinden und Organisationen. Hier entsteht ein Kurs-Handbuch und Videoschulungsmaterial für Leitungsteams und Kleingruppen. Ich wünschte, ich hätte diese Dinge schon viel früher verstanden und gelernt!
Was bewegt
Sie persönlich bei Ihrer Arbeit?
Eric Braun: Von
Jesus zu lernen führt dazu, eine Kultur des Friedens einzuüben. Es ist ein
Vorrecht mit Menschen unterwegs zu sein, die mit mir diese Sehnsucht teilen!
Zur Webseite des Bildungszentrums Bienenberg
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Datum: 07.09.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet