Zukunft für Verwundete

«Unsere geheilten Wunden befähigen uns»

Das Bildungszentrum Bienenberg lädt zur Tagung «Zukunft für Verwundete». Geheilte Wunden können zum Segen für andere werden, sagt Thomas Dauwalter, Referent der Tagung. Darüber hinaus plant das Zentrum eine «Learning-Tour» nach Paraguay. Gegenüber Livenet geben Thomas Dauwalter, Eric Braun, Riki Neufeld und Marcus Weiand einen Einblick in das gegenwärtige Schaffen des Bildungszentrums.
Thomas Dauwalter
Riki Neufeld
Marcus Weiand
Eric Braun

Sie laden zum Anlass «Zukunft für Verwundete», was werden die Inhalte sein?
Thomas Dauwalter,
Referent der Tagung: Wir werden biblische Lebensbilder von Menschen mit Lebenswunden auf uns wirken lassen. Wir werden in diese überwiegend dramatischen Geschichten eintauchen und erleben, wie die Beteiligten mit den daraus entstandenen Wunden umgegangen sind. Haben sie aus der eigenen Lebenswunde gehandelt und dadurch andere verletzt? Oder haben sie sich in sich zurückgezogen und vermeiden alles, was sie an ihre Lebenswunden erinnern könnte? Oder durften sie Heilung erfahren? Über Heilung dürfen wir uns sehr freuen. Allerdings sollten wir nicht dabei stehenbleiben. Unsere geheilten Wunden befähigen uns wiederum, heilend im Leben anderer wirken zu können, sie vor allem zu dem zu bringen, durch dessen Wunden wir heil geworden sind! Auch im Umgang mit Lebenswunden können wir Licht und Salz für diese Welt sein.

Aus welchem Bedürfnis heraus ist der Anlass entstanden?
Thomas Dauwalter:
Wir alle tragen Lebenswunden in uns. Das bringt das Leben so mit sich. Oft verwenden wir viel Zeit für die Analyse von solchen schweren Erfahrungen. Leider bleiben wir dann teilweise bei diesen Erkenntnissen stehen. Entscheidend ist allerdings, was wir daraus machen, wie wir damit umgehen. Verletzungen haben das Potential, den Charakter bitter werden zu lassen oder zu veredeln. Die Welt braucht aber dringendst Vorbilder im guten Umgang mit solchen schweren Erfahrungen. Nicht nur, dass wir selbst konstruktiv zur eigenen Heilung damit umgehen lernen, sondern dass sie zum Segen für andere werden können. Der christliche Glaube kann genau in diesen Zusammenhängen seine unglaubliche Schönheit zeigen.

Eric Braun vom Bildungszentrum Bienenberg:
Die tragische Lebensgeschichte des Referenten und sein Umgang damit haben uns motiviert, ihn zu diesem Thema einzuladen. Er wird uns sicher mitnehmen in seine eigene Geschichte und uns dadurch genügend Impulse für den Alltag bieten.

Was können die Besucher mitnehmen?
Thomas Dauwalter:
Wie wir durch Seine Wunden Heilung erfahren und zu heilenden Gemeinschaften werden können. Wir hoffen, dass sie heilende Begegnungen mit Jesus und untereinander erleben und einen erlösenden Umgang mit ihrer Lebensgeschichte finden werden. Wir hoffen auch, dass ein Prozess in Gang kommen wird, der zu Gottes Zeit seinen Abschluss findet.

Etwas ganz anderes aus der aktuellen Bienenberg-Arbeit ist die Learning-Tour nach Paraguay – was geschieht auf dieser Tour?
Riki Neufeld, Leiter der Learning-Tour:
Auf der Tour nach Paraguay besuchen wir während zwei Wochen verschiedene Gemeinden, kirchliche Organisationen und Werke, sowie auch christliche Geschäftsmänner. Die Fragestellung, die uns als Gruppe dabei primär bewegt: Kirche und Christsein zwischen Armut und Reichtum. Wenn in einem Land wie Paraguay in christlichen Gemeinden, wie zum Beispiel bei den Mennoniten, ein überdurchschnittlich hoher Grad an Mitgliedern zu einem beachtlichen Wohlstand gekommen sind, dann stellen sich so einige spannende Fragen. Was sind die Herausforderungen und Möglichkeiten, in solch einem Szenario Jesus treu nachzufolgen?

Warum gerade Paraguay?
Riki Neufeld:
Ich durfte schon Learning-Tours in Südamerika, Europa und im Nahen Osten erleben und leiten. In Paraguay bin ich geboren und grösstenteils aufgewachsen. Da ich hier noch viele persönliche Kontakte habe, ergeben sich viele Möglichkeiten für eine interessante Studienreise.

Ein wichtiger Pfeiler ist auch das Thema Konflikt-Moderation, was steckt hinter diesem Angebot?
Marcus Weiand, Studienleiter der Weiterbildung «Konflikt-Berater/in»:
Wird unser Umgang mit Konflikten von starken Emotionen gesteuert, führt das zu oft zu Trennung und Spaltung. Wir wollen eine Haltung fördern, die dem entspricht, was wir bei Jesus sehen: Konflikte werden offen angesprochen ohne Menschenfurcht, gleichzeitig gibt Jesus alles für die Menschen. Das ist Liebe: Klarheit, Wahrheit, Gnade und Barmherzigkeit. Das hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Leitung in Gemeinden und Organisationen verstanden wird. Manche sagen: «Manchmal kommt man mit Liebe auch nicht weiter.» Wir sagen: «Man kommt nur mit Liebe weiter», mit der Liebe, die Jesus vorgelebt hat.

Wir wünschen uns, dass Menschen dazu befreit werden, aus dem Kreislauf der Reaktivität auszubrechen (du beleidigst mich – dann beleidige ich dich auch); dass Frieden etwas ist, was für uns konkret in angespannten Situationen vorstellen können; dass wir vorbereitet sind, wenn wir Unrecht erleiden. In wenigen Wochen startet der CAS in Konfliktberater/in.

Was sind die nächsten Bienenberg-Projekte generell?
Eric Braun, Leiter Kommunikation: Da stehen spannende Bildungsangebote an. Zwei möchte ich herausgreifen: Die Tagung «Weitersagen» im Juni 2020 mit Bruxy Cavey, Pastor einer der grössten Kirchen in Kanada, dem «The Meeting House». Beim Stichwort «Evangelisation» stellt sich bei 90 Prozent der Menschen ein unbehagliches Gefühl ein; nicht nur bei Christen. Bruxy beschreitet hier inspirierende, neue Wege! Vielleicht ist die gute Nachricht besser als Sie denken?!

Das Zweite: Wir arbeiten hinter den Kulissen an einem Kurs in «Konflikt-Festigkeit» für Gemeinden und Organisationen. Hier entsteht ein Kurs-Handbuch und Videoschulungsmaterial für Leitungsteams und Kleingruppen. Ich wünschte, ich hätte diese Dinge schon viel früher verstanden und gelernt!

Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit?
Eric Braun:
Von Jesus zu lernen führt dazu, eine Kultur des Friedens einzuüben. Es ist ein Vorrecht mit Menschen unterwegs zu sein, die mit mir diese Sehnsucht teilen!

Zur Webseite des Bildungszentrums Bienenberg

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Datum: 07.09.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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