Bis ihn der KGB auswies

Ex-Ringer bringt Hoffnung nach Tschetschenien

Er bewegte sich wendiger als ein Oktopus, gewann die nationale High School-Meisterschaft und triumphierte später bei den Aktiven. Der sportliche Ruhm befriedigte ihn aber nicht...
Stephen Barrett und seine Frau in Uzbekistan
Stephen Barrett während einem Wrestling-Kampf

Stephen Barrett wuchs in einem christlichen Elternhaus auf. Als Jugendlicher liebte er den Sport, merkte aber bald, dass er nicht für den Basketball geschaffen war. Doch wenn er zuhause mit seinem älteren Bruder rang und sich dabei am Couch-Tisch stiess, erfuhr er den Respekt seines Bruders.

Auf dessen Rat hin trat er in seinem ersten Jahr an der High School der Ringergruppe bei. «Ich hatte erst zwei Wochen gerungen, als ein anderer krank wurde und sich ein weiterer verletzte.» Er rutschte nach und musste bei einem Wettbewerb antreten. «Mein erster Kampf war gegen den Liga-Champion.»

«Lass dich nicht festnageln»

Sein Trainer gab ihm dei Anweisungen: «Lass dich nicht festnageln.» 52 Sekunden sei dies gut gegangen, «danach wurde ich festgenagelt.» Doch im Lauf der Monate und Jahre verbesserte er sich erheblich. In seinem Abschlussjahr belegte er bei einer nationalen Ringmeisterschaft in Kalifornien den ersten Platz seiner Gewichtsklasse von nicht weniger als 800 Schulen.

Als Barrett nach einem College suchte, fiel ihm die Wahl leicht: Die Oklahoma State University (OSU) hatte bereits 27 nationale Mannschaftsturniere im Ringen gewonnen und eine Dynastie in diesem Sport begründet. Sie habe gut zu einem 18-Jährigen gepasst, der die Nummer eins werden wollte.

Enttäuscht wegen drittem Rang

In seinem ersten Jahr an der OSU belegte er national den dritten Platz, was ihn enttäuschte. «Ich war das ganze Jahr über ungeschlagen und an erster Stelle.» Dann verlor er im entscheidenden Turnier vor dem Finale gegen einen ungesetzten Konkurrenten.

Er zog sich zurück und weinte. Doch im folgenden Jahr verdoppelte er seine Anstrengungen und schaffte es bis ins Finale. 1977 gewann er alles und wurde Champion der «NCAA Division I».

Wo ist das Glück?

Barrett dachte, dieser Titel würde ihn für den Rest seines Lebens glücklich machen. Doch da täuschte er sich. «Ich hatte gewonnen, aber dies brachte mir nicht die Genugtuung, die ich erwartet hatte.»

Er dachte über den wahren Sinn des Lebens nach und erkannte, dass sein Ziel im Ringen die Selbstverherrlichung war. Er bemerkte, dass dies nicht funktionierte und so begann er, seinen geistlichen Weg mit Gott neu zu überdenken.

Er verdiente sich ein Stipendium als graduierter Assistenz-Wrestling-Coach. Unter anderem trainierte er den späteren Olympiasieger Dave Schultz. Gegen diesen musste er auf Geheiss des Trainers bei einer Veranstaltung einen Show-Kampf austragen. Schultz siegte, Stephen Barrett wurde ausgebuht – nachdem er früher vom gleichen Publikum mit einer Standing-Ovation bedacht wurde.

Der Sinn

Er hatte es satt, für sich selbst oder für die Menge zu ringen. Er hatte immer an Gott und an Jesus als Erretter geglaubt. «Aber an diesem Abend beschloss ich, nicht mehr für mich oder die Menge in den Ring zu steigen, sondern für Gott.» Ihm widmete er nun sein Leben. Er schloss sich der christlichen Sportlerbewegung «Athletes in Action» (AiA) an. Auch seine Frau Cindi, die er an der OSU kennengelernt hatte, zog es zu AiA.

Sie waren dann gemeinsam bei Einsätzen in Ungarn, der Tschechoslowakei, Rumänien und anderen Ostblockländern mit dabei. «Einmal konnten wir einige kleine russische Neue Testamente heimlich mitnehmen, die wir den russischen Wrestlern gaben.»

Plötzlich in Russland

Er zog sich 1985 vom Ringen zurück und baute zusammen mit seiner Frau auf der Farm seines Grossvaters Mais, Sojabohnen und Weizen an. Doch als rund fünf Jahre später die Sowjetunion auseinanderbrach, entstanden in Russland beispiellose Möglichkeiten für das Evangelium und er kehrte in die Mission zurück.

«Es war eine erstaunliche Zeit», erinnert sich Barrett. «Wir gingen in eine beliebige Schule, stellten uns vor und erzählten von Jesus und der Erlösung.» Sie hatten Gottes Wind der Erweckung im Rücken. Von Moskau aus entwickelten sie einen besonderen Fokus auf die Republik Kabardino-Balkarien im Nordkaukasus. «Die Ringer dort kommen aus kleinen ethnischen Minderheiten und sehen asiatisch aus. Sie lieben das Wrestling und die Gegend bringt harte Kerle hervor.»

Hoffnung für Tschetschenien

Nachdem ihre Töchter aufs College wechselten, zogen die Barretts zusammen mit einem anderen Paar nach Balkaria. «Der Tschetschenien-Krieg dauerte noch an, als wir dorthin zogen. Sie sagten, dass ihre Bevölkerung bei Kriegsende nur noch halb so gross war, wie davor.»

«Wir haben viel Zeit mit tschetschenischen Kindern verbracht und viele von ihnen mit Jesus bekannt gemacht. Gott arbeitet in der muslimischen Welt.»

Der Samen war gepflanzt, dann aber wurde er regelrecht vom KGB ausgewiesen. Es folgten bis 2015 fünf Jahre Einsatz in der Mongolei. Auch heute reist Stephen Barrett regelmässig nach Osteuropa zu missionarischen Einsätzen.

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Datum: 20.01.2020
Autor: Mark Ellis / Daniel Gerber
Quelle: Godreports / gekürzte Übersetzung: Livenet

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