Kontaktloser Osterweg

Allein auf der Suche nach dem Auferstandenen

Mario Schlachter ist Pastor einer Freien evangelischen Gemeinde in Mittelhessen. Zusammen mit seiner Frau Christine überlegte er sich: «Youtube-Gottesdienste hin oder her, aber zu Ostern sollten wir etwas anderes anbieten …» Das Ergebnis ist ein Osterweg – berührungslos, aber trotzdem berührend.
Mario Schlachter ist Pastor der FeG Pohlheim (Bild: zVg)

Einige Menschen gewinnen Ostern zu Coronazeiten eine humorvolle Seite ab und behaupten: «Eigentlich passen die leeren Kirchen ja genau zum leeren Grab …». Andere, wie der ehemalige Fernsehmoderator und Autor Peter Hahne (67), äussern medienwirksam ihre Forderung: «Macht an Ostern die Kirchen auf!» (Rheinische Post). Doch wer jenseits von Witzen und politischen Forderungen zurzeit mit seiner Gemeinde Ostern feiern möchte, muss sich überlegen, wie das gehen soll.

Ostern für alle

Als Mario Schlachter (47) mit seiner Frau Christine überlegte, wie der Ostergottesdienst in ihrer FeG konkret aussehen könnte, standen zuerst einmal Unmöglichkeiten im Raum: «Wir wollen Nähe erzeugen und dürfen uns nicht nahekommen.» «Und wir möchten möglichst niemanden auschliessen: Ostern gilt für Alte und Junge – für uns in der Gemeinde genauso wie für unsere Nachbarn.» «Wie wäre es dann mit einem Osterweg …?»

Pohlheim ist nicht der Nabel der Welt. In der mittelhessischen Verbandsgemeinde mit ungefähr 20'000 Einwohnern gibt es einige Kirchen und Gemeinden, doch Zusammenarbeit gestaltet sich gerade schwierig: Der gemeinsame Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Flughafen (wo sonst?) ist bereits abgesagt. Momentan ist das Abendgeläut der evangelischen Kirchengemeinde das verbindende Element, das viele als Erinnerung zum Beten nehmen. Aber als nächstes steht Ostern auf dem Plan. Und da wäre ein Osterweg doch eine gute Möglichkeit, dem Auferstandenen gemeinsam und doch jede und jeder für sich zu begegnen.

Vom Kreuzweg zum Osterweg

Die Mitglieder der Gemeinde wissen Bescheid, Freunde sind informiert und auch die Presse lädt Interessierte aus der Umgebung ein. Das Ganze startet mitten im Ort. Wann immer man möchte, kann man sich allein oder zu zweit in den Ostertagen zum Gemeindehaus begeben. Dort kann man sich einen Streckenplan und ein paar hilfreiche Utensilien nehmen – einen Stift sollte jeder selbst mitbringen. Auf einer kurzen Spazierroute gibt es dann ein paar Stationen: ein Jesus-Portrait des holländischen Künstlers Rien Poortvliet zum Betrachten; eine kurze Andacht, die man sich mit einem QR-Code zum Abscannen als Film anschauen oder auf Papier mitnehmen und lesen kann; eine Gebetsstation, an der Kinder ihre Anliegen mit Kreide auf die Straße notieren und Erwachsene sie für sich aufschreiben können; und natürlich etwas Süsses zum Mitnehmen für Kinder und etwas Blumiges für Erwachsene.

Natürlich würden die Gemeindeglieder an Ostern lieber mit der ganzen Gemeinde zusammen frühstücken und einen «normalen» Gottesdienst feiern. Doch ist Jesus etwa nur der Lebendige, wenn man sich als Gemeinde laut zuruft: «Der Herr ist auferstanden!»? Christine und Mario Schlachter jedenfalls sind gespannt, wie die Reaktionen auf den Osterweg sein werden und rechnen damit, dass der Auferstandene auch Einzelnen begegnet.

Informationen zum Osterweg:
Gemeindehomepage
Facebook

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Datum: 08.04.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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