Stalders Gemeinschaftsleben

Herz und Haus für alle Kulturen

Ihr Lebensabschnitt in der Türkei prägte auch die Sicht, wie sie ihren Glauben hier leben. Mit einer Fülle von Angeboten wie Deutschkurs, Sommerfest und anderem dienen Stalders nun in Bern direkt ihrem Quartier. Und ihre Arbeit «Hope» wächst.
Maja und Kobi Stalder
Alt und Jung spielen im Quartier
Glory-Festival

Kobi Stalder strahlt eine gewisse Zurückhaltung aus, doch sobald man mit ihm spricht und näher mit ihm zu tun hat, wird klar: dieser Mann hat einiges auf dem Kasten. Er kann mit Menschen umgehen und ist jemand, der anpackt. Mit dem Projekt «Hope» mit Lebensgemeinschaft, Nachbarschaftshilfe und vielem mehr hat alles begonnen und ist immer mehr gewachsen. Nun bildet der Verein den Rückhalt mit Versicherungen, Organisatorischem und was es alles braucht. Auch die Mitarbeiterschar mit rund 80 Freiwilligen ist beachtlich und hat bei Maja und Kobi Stalder als Teamplayer einen hohen Stellenwert. Gerade wurde «life-share» gestartet. Dort warten mehrere Häuser darauf, gefüllt zu werden.

Kobi «Hope» Stalder besuchte Livenet und erzählte aus seinem Alltag.

Livenet: Kobi Stalder, Sie lebten jahrelang in der Türkei. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Erstens haben wir gelernt, dranzubleiben, auch wenn sich der «Erfolg» nicht einstellt. Bei Unstimmigkeiten, Streit, unterschiedlichen theologischen Ansichten (von konservativ bis charismatisch), gilt immer: Wir bleiben Freunde, vergeben einander und geben einander unendlich viele Chancen. Stellen wir uns vor, Jesus würde uns fallen lassen, wenn wir schuldig werden. Er tut es nicht und vergibt uns – sonst hätten wir keine Chance. Durch unsere Zeit  in der Fremde sind wir zu einer Familienbande (Stalderbande) zusammengewachsen, mit Jesus als Zentrum.

Gleichzeitig blieb die Verbundenheit ins Ausland. Hope führt Projekte in Indien, Italien und Nahen Osten.

Was überzeugt Sie besonders am Anliegen «Lebens-Gemeinschaft»?
Als Christen sind wir in Finkendistanz erreichbar. So ist es möglich, einander im alltäglichen Leben zu unterstützen, zum Beispiel, wenn jemand krank ist, wenn ein Baby oder gar Zwillinge geboren werden, beim Erneuern des Sandkastens, beim miteinander Essen, Beten, Bibellesen usw. Man trifft sich spontan im selben Haus und muss nicht extra einen Termin planen.

Wir haben nun Gemeinschaften bestehend aus vier Häusern und einer Quartiersgemeinschaft.

Sie haben ein Herz dafür, Menschen mit Gott in Berührung zu bringen. Wie machen sie das?
Die Nachbarn erleben hautnah, wie wir als Christen miteinander unterwegs sind. Beziehungen mit den Nachbarn und der Glaube an Jesus fliessen so zusammen im alltäglichen Leben. Das ist gelebtes Evangelium. Und wo es möglich und notwendig ist, predigen wir die Gute Nachricht: Zum Beispiel im Deutschkurs, bei Kinderprogrammen, Gratishilfe, Quartierfest, Open-Air usw.

Wir verbrachten gerade ein Weekend extern, wo auch ein Afghane mitkam. Er bezeichnete sich als Atheisten; doch nach den gemeinsamen Tagen sagte er: «Ich habe noch nie eine solche Gemeinschafts-Atmosphäre erlebt, und ich glaube, sie kommt von Gott.» Diese spezielle Atmosphäre der christlichen Gemeinschaft ist etwas, das wir langjährigen Christen oft vergessen. Wir unterschätzen dadurch, welch starke Wirkung dieses Zusammensein der Gläubigen eigentlich hat.

Was ist der Kern vom Projekt «life-share»?
«life-share» hat nun diverse Mehrfamilien-Häuser, in denen wir neue Gemeinschaften starten können. Gleichzeitig ist es eine Idee, die man in der ganzen Schweiz multiplizieren könnte. Gläubige Hausbesitzer gibt es nämlich auch mehr als man denkt. Bei den neuen Gemeinschaften erleben wir, dass es viele gibt, die mitleben möchten, aber nur wenige Pioniere, die bereit sind, längerfristig Verantwortung zu übernehmen und zu tragen.

Wie dienen Sie den Menschen am liebsten?
Durch Gebet und Gastfreundschaft.

Gibt es ein persönliches Schlüsselerlebnis mit Gott und dem Projekt?
Jesus hat uns aufs Herz gelegt das gemeinschaftliche Leben zu multiplizieren. Es war so etwas wie eine Vision. Voll Eifer sind wir ans Werk gegangen und haben verschiedene Schlüsselpersonen getroffen. Nichts hat sich ergeben. Wir waren schon etwas enttäuscht. Nachdem wir die Vision schon fast aufgegeben hatten, ging es plötzlich wie durch ein Wunder los.

Jesus beantwortet Gebete, wenn wir nicht auf uns selber fixiert sind, sondern offen für das sind, was er will. Uns kommt es so vor, wie wenn wir im Schatten von Jesus laufen und sehen, was er tut. In der Regel hat Jesus viel Zeit, zu viel für unser Zeitgefühl, manchmal wartet man Jahre...

Doch jetzt erleben wir viele Früchte unserer Arbeit: Aus dem Deutschkurs beispielweise gestalten wir weitere Anlässe wie eine Weihnachts-Feier oder offene Abende, wo jemand aus seinem Leben erzählt. Oder beim gemeinsamen Bibellesen sind 8 bis 12 Personen dabei, die einen Hintergrund im Buddhismus, Islam, Hinduismus oder natürlich auch im Christentum haben.

Zu den Webseiten:
Hope Bern
life-share

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Datum: 13.06.2019
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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