Neuer Tourismus-Rekord

Im Heiligen Land fällt die Bilanz 2019 verhalten positiv aus

2019 wird ein Rekordjahr für Israel: Bis einschliesslich November kamen laut offiziellen Zahlen 4,2 Millionen Touristen – und damit schon einen Monat vor Jahresabschluss 100'000 mehr als im Vorjahr. Stillstand statt Fortschritt herrscht dafür auf politischer Ebene.
Jerusalem
Pater Pierbattista Pizzaballa, Leiter des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Bild: Facebook)

Israel ist mit den vielen historischen und heiligen Stätten ein grosser Magnet für Menschen aus aller Welt. Das ist zunächst mal erfreulich. Die hohen Besucherzahlen bringen jedoch auch neue Herausforderungen mit sich.

Wie der Erzbischof Pierbattista Pizzaballa vom Lateinischen Patriarchat Jerusalem feststellt, sei es beinahe unmöglich geworden, Orte der Stille zu finden. Auch wenn nach seinen Angaben «zwei Drittel der Besucher religiöse Touristen sind und nicht Pilger im eigentlichen Sinne», sei ein Besuch der Heiligen Orte für fast alle ein Muss. Nur seien diese in aller Regel nicht auf diese Massen ausgelegt.

Wenig Friedenshoffnung

Weitgehend unverändert blieb 2019 manch angespanntes Verhältnis zu den Nachbarn. Wiederholt kam es zum Aufflackern der Gewalt rund um den Gazastreifen, ein erneuter Krieg konnte jedoch abgewendet werden.

Auch mit iranischen Verbündeten in Syrien und mit der Hisbollah im Libanon kam es zu Kampfhandlungen. Dass Jordaniens König Abdullah II. 25 Jahre nach Unterzeichnung des Friedensvertrags die Beziehungen als «so schlecht wie nie zuvor» beschrieb, ist bezeichnend. Nicht zuletzt die anhaltende Siedlungspolitik der israelischen Regierung, die unlängst Unterstützung aus den USA erhielt, sorgte weltweit für Kritik.

Historische politische Patt-Situation

In dieser Weise nie da gewesen in der Geschichte Israels ist auch das politische Patt: Das Land steht vor den dritten Wahlen binnen Jahresfrist. Auf palästinensischer Seite hingegen werden lange fällige Wahlen weiter vertagt. Das Fehlen einer politischen Führung und das Fortschreiten der israelischen Besatzung machen sich auch für die arabisch-christliche Minderheit bemerkbar.

Wer bei den beiden vorgezogenen Neuwahlen im April und im September auf einen Regierungswechsel hoffte, wurde enttäuscht. Zwar scheiterte der seit November wegen Bestechlichkeit, Betrug und Veruntreuung angeklagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in beiden Anläufen an der Regierungsbildung. Doch auch Koalitionsgespräche seines Hauptherausforderers Benny Gantz sowie Bemühungen um eine grosse Koalition scheiterten bisher. Am 11. Dezember um Mitternacht endete die nächste Frist ohne Ergebnis. Das Parlament löste sich noch in der Nacht selbst auf. Nun kommt es im März zu Neuwahlen – bereits zum dritten Mal innerhalb nur eines Jahres.

Kritik aus der Kirche

Die politische Situation gleicht einer Sackgasse und ist ein Zeichen der Schwäche, sagt der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa. Dieser Stillstand erschwere das Leben auf allen Ebenen und stehe im Gegensatz zum Wunsch der Menschen nach Veränderung. Für die Kirche bedeute dies, dass sie das Zugehörigkeitsgefühl der kleinen Minderheit stärken müsse.

Neben der weiteren administrativen und finanziellen Konsolidierung des Patriarchats habe man 2019 einen besonderen Schwerpunkt auf die Stärkung des Glaubens gesetzt, sagt der Generaldirektor des Patriarchats, Sami al-Yousef. «Trotz all der politischen Instabilität in Israel, dem Fehlen an Freiheit und Gerechtigkeit in Palästina und dem Fehlen finanzieller Stabilität in Jordanien» sei die Kirche die «Ikone der Stabilität im Leben der christlichen Gemeinden».

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Datum: 30.12.2019
Autor: Andrea Krogmann
Quelle: kath.ch / sda

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