Auf Kuh- und Schafsleder

DNA-Analyse der Schriftrollen vom Toten Meer

Mittels
Schriftrollen vom Toten Meer (Bild: Tadmit, Tel Aviv University)

DNA-Analyse der Schriftrollen vom Toten Meer konnten nun Aufschlüsse über ihren bisher unbekannten Ursprung gewonnen werden. Anders als bisher oft angenommen, dürften sie aus verschiedenen Landesgegenden stammen.«Die alte DNA beweist, dass zwei Schriften von Jeremia von ausserhalb der Judäischen Wüste dorthin gebracht wurden», sagt Professor Noam Mizrahi von der Universität von Tel Aviv.

Forscher aus Israel (Tel Aviv), Schweden (Uppsala) und den USA (New York) arbeiteten an diesem Unternehmen mit. Dank der modernen Technologie wurden nur sehr kleine Proben benötigt, so dass die Zerstörung der unbezahlbaren Texte minimal ist.

Die «Jerusalem Post» schreibt sogar: «DNA-Analyse der Schriftrollen vom Toten Meer enthüllt ihren einst geheimen Ursprung».

Manche Schriftrollen ursprünglich nicht aus Qumran

Nach Abschluss einer zermürbenden siebenjährigen Studie der DNA-Proben, die aus den Fragmenten der Schriftrollen vom Toten Meer entnommen wurden, haben israelische Forscher neue Informationen über die Entstehungsgeschichte der ältesten bekannten Kopien biblischer Texte der Welt veröffentlicht.

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass einige der Schriftrollen ursprünglich nicht aus der Gegend vom Toten Meer stammten. Stattdessen wurden einige weit entfernt von ihrem Fundort in Qumran geschrieben.

Die Forscher machten diese bahnbrechende Entdeckung, indem sie die DNA der Tierhaut analysierten, auf der die Schriftrollen geschrieben waren.

Jeremia-Sensation

Fast alle Schriftrollen waren aus Schafshaut gefertigt gewesen – zu den bedeutendsten Funden gehörte, dass zwei Fragmente aus dem Buch Jeremia ganz unterschiedlich sind: Bisher dachte man, dass sie zur gleichen Schriftrolle gehören. Aber in Wirklichkeit sind diese äusserst unterschiedlich: Das eine ist auf Schafshaut geschrieben, das andere auf Kuhhaut. Ein Ergebnis, das Jeremia-Spezialisten nachhaltig faszinieren dürfte.

Manche Texte dürften in anderen Gegenden geschrieben worden sein, auf jeden Fall jene aus Kuhfell, denn in der judäischen Wüste können die Kühe wegen des Mangels an Gras und Wasser nicht gehalten werden.

«Die Kuhhaltung erfordert Gras und Wasser, daher ist es sehr wahrscheinlich, dass das Kuhfell nicht in der Wüste verarbeitet wurde, sondern von einem anderen Ort  und dann später in die Höhlen von Qumran gebracht wurde», sagt Professor Oded Rechavi, ebenfalls von der Universität Tel Aviv.

«Fingerabdruck»

Die Rückverfolgung mittels DNA hilft zu unterscheiden, welche Texte von jüdischen Sekten geschrieben wurden und welche von anderswo hergebracht wurden. Dadurch kann die Breite der damaligen jüdischen Gesellschaft widergespiegelt werden.

Das Projekt sei aufwändig, aber wichtig, um den historischen Kontext der biblischen Texte zu verstehen.

Das Team analysiert weitere Fragmente, um ein besseres Verständnis der Tiere zu erhalten, die für die Erstellung des Textes verwendet wurden. Dieser DNA-Durchbruch helfe ausserdem, Fälschungen der Schriftrollenstücke zu identifizieren.

1946 entdeckt

Die Schriftrollen vom Toten Meer sind jüdische Texte aus der Zeit kurz vor Christus und bis 70 nach Christus. Sie kamen ab 1946 in Höhlen in der Nähe von Qumran, nahe dem Toten Meer, ans Licht, weshalb sie auch als Qumran-Texte bekannt sind.

Durch die nun gewonnen Erkenntnisse können die Fragmente der Schriftrollen zuverlässiger kombiniert werden. Viele Schriftrollen sind schlecht erhalten und existieren nur in Tausenden von Fragmenten. Nach 75 Jahren ist der Prozess, diese Textfetzen zusammenzufügen, kaum vorangekommen.

Wohl nicht einzig von den Essenern

Viele Gelehrte gehen davon aus, dass die meisten oder alle Schriftrollen vom Toten Meer aus der Siedlung Qumran stammen, die ihrer Meinung nach von einer jüdischen Sekte, vielleicht den Essenern, bewohnt war.

Angesichts der Heterogenität des Inhalts der Schriftrollen sowie nun auch Aufgrund der DNA-Analyse dürfte die Annahme Aufwind erhalten, nach der sie aber aus vielen verschiedenen Orten stammen und nur zu den Höhlen gebracht wurden, um sie zu verstecken, als die Römer während des Krieges gegen die Juden in den Jahren 67 bis 73 in der Gegend näherrückten.

Laut der Israelischen Altertumsbehörde IAA könne dadurch besser unterschieden werden zwischen Schriftrollen, die der Sekte eigen sind, und Schriftrollen, die von anderswo mitgebracht wurden und möglicherweise die breitere jüdische Gesellschaft der damaligen Zeit widerspiegeln.

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Datum: 08.06.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / CBN / Christian Today

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