«Wir geben unser Bestes»

Gemeinde auf Fuerteventura nimmt 80 Flüchtlinge bei sich auf

Während sich die Migrationskrise auf der spanischen Halbinsel langsam entschärft, spitzt sie sich auf den kanarischen Inseln zu. Eine evangelische Gemeinde gibt dort alles: Mittlerweile leben 80 Flüchtlinge in dem Kirchgebäude – obwohl sie nur Platz für 18 hätten.
Flüchtlinge in einem Kirchgebäude in Fuerteventura (Bild: cope.es)

Die kanarischen Inseln gehören geologisch zu Afrika, doch politisch zu Spanien. Seitdem auf der spanischen Halbinsel die Kontrollen im Bezug auf illegale Einwanderung deutlich verschärft wurden – mit Erfolg –, ist das Migrationsproblem auf den kanarischen Inseln gestiegen. Immer wieder gibt es Unglücke und Tote bei der Überfahrt auf dem gefährlichen Atlantik. Während 2018 im gesamten Jahr nur 1'266 Migranten in Kanus und kleinen Booten auf die Inseln kamen, waren es 2019 fast 2'700.

«Niemand bleibt auf der Strasse»

Auch im Januar 2020 hat sich die Krise noch nicht entschärft. Während die Politiker versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bringen, packt eine Gemeinde handkräftig an: Angesichts der Tatsache, dass die Migranten keinen Ort haben, an dem sie bleiben können, hat die Misión Cristiana Moderna in Fuerteventura ihre Türen geöffnet. Eigentlich hatten sie nur Platz für 18 Menschen, die notdürftig auf Matratzen unterkommen konnten. Doch mittlerweile leben 80 Menschen in der evangelischen Kirche. «Bevor wir sie in der Strasse liessen, beschlossen wir, sie aufzunehmen», so Ángel Hernández, Pastor der Gemeinde. Dazu mussten sie Teile des Gebäudes ausräumen, um Platz zu schaffen.

«Niemand darf auf der Strasse bleiben», betonte der Pastor, der auch das Gespräch mit Innenminister Fernando Grande-Marlaska suchte, um Lösungen zu finden. Denn ein «massives Problem» lässt sich nicht mit «kleinen Organisationen lösen, weil wir nicht die Mittel dazu haben», es sei vielmehr ein Problem, das die spanische Regierung lösen müsse.

Hungrig, müde – und enttäuscht

Doch in der Zwischenzeit tut die Gemeinde, was sie kann, und ist damit ziemlich auf sich selbst gestellt. Die Menschen, die auf die Insel kommen, seien «müde, verängstigt, mit einer gewissen Hoffnung, aber gleichzeitig wissen sie nicht, was passieren wird. (…) Wenn du ihnen erklärst, dass sie in Spanien sind, denken sie, dass sie auf der Halbinsel sind und nicht auf den Kanarischen Inseln – das enttäuscht sie dann und einige fangen an zu weinen…»

In ihrer prekären Situation bräuchten die illegalen Einwanderer vor allem zwei Dinge: Essen und Matratzen zum Ausruhen. Und genau das bekommen sie von der christlichen Gemeinschaft. «Obwohl die Situation uns überfordert, weil die Aufnahmekapazitäten überschritten sind, sind wir froh, dass wir diesen Menschen helfen können. Wir geben unser Bestes, um ihnen zu helfen.»

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Datum: 07.02.2020
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Protestante Digital

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