Perlen in der Wüste

Krisen sind keine Rückschritte

Oft erkennen wir erst mit den Jahren, auf welche Weise Gott uns in dieser Welt gebrauchen will und welche Werte uns darin bestimmen. Margrit und Reiner Siebert ging es genauso. Heute blicken sie mit viel Dankbarkeit auf ihren Weg zurück.
Margrit und Reiner Siebert (Bild: zVg)

«Unser Leben ist ein markanter Zickzack-Weg mit vielen Hochs und Tiefs.» So fassen Sieberts die vergangenen Jahrzehnte zusammen. Theologiestudium, Gemeindearbeit, Missionsschule und Vorbereitung auf einen längeren Auslandsaufenthalt. Dann wieder eine Gemeindeaufbauarbeit, bevor Sieberts mit damals drei Kindern nach Singapur ausreisten, wo sie ein Schülerheim für Missionarskinder leiteten. Dort kam ihr jüngstes Kind zur Welt. Das war erst der Anfang: Bis heute sind Sieberts sechzehnmal umgezogen.

Trotz Zickzack und Krisenzeiten ging es stets vorwärts

Es war schwierig, als sich der eingeschlagene Weg aufs Missionsfeld zunächst zerschlug. Doch dadurch lernten Sieberts Lektionen, die ihnen sonst entgangen wären. Ein Hammerschlag, gleich einem innerlichen Zerbrochenwerden, war ihr unrühmliches Ende in einer Gemeinde. Doch inmitten der damaligen Enttäuschungen und offenen Fragen, war Gott dabei, etwas Neues zu schaffen. So entstand ein Hausgemeinde-Netzwerk in Bern – eine Bewegung, die eigentlich gar nicht geplant gewesen war.

Heute geniessen Sieberts ihren Ruhestand und die vielen Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben.

Beziehungen sind wichtiger als Programme

«Familie ist uns wichtig!», hält Margrit fest. Und dies drückt sich in ihrem Leben auch aus. Ihr Investment für die eigenen Kinder, aufgenommene Jugendliche und jetzt Enkel war für sie stets gross. Für Sieberts war es normal, dass sich Menschen zu ihrem Familienleben hinzugesellten. Familie im Reich Gottes ist weit mehr als nur biologische Verwandtschaft.

Während ihrer Zeit in Singapur entdeckten sie den Wert einer täglichen, geistlichen Familienzeit. Zurück in der Schweiz versammelte sich die sechsköpfige Familie jeweils um 19 Uhr, um den Tag in Gottes Gegenwart abzuschliessen. Eigentlich nichts spektakuläres, aber manchmal schlossen sich andere Menschen diesen Zeiten an. Ihr Haus stand jedem offen, der sich nach Gemeinschaft sehnte. Rückblickend stellen sie fest, dass sich das Investieren in Beziehungen mehr gelohnt hat, als das Durchführen gemeindlicher Programme.

«Wir sind Pioniere und nicht so sehr Bewahrer»

Margrit und Reiner Siebert waren nicht erfolgreich im Umsetzen von Lebenszielen. In allem suchten sie aber Gottes Führung und begannen im Verlauf der Jahre immer besser zu verstehen, wer sie waren und wie Gott sie gebrauchen wollte – gerade weil Gottes Wege offensichtlich immer wieder anders verliefen als ihre eigenen Vorstellungen. Sie erkannten auch, dass sie viel mehr Pioniere als Bewahrer sind. «Gott führte uns oft einen Weg, den es noch nicht gab.»

Die Gründung des Hausgemeinde-Netzwerkes ist ein markantes Beispiel. «Nachdem wir in der herkömmlichen Gemeindearbeit an unsere Grenzen gestossen waren, hatten wir keine Ahnung, wie unser Weg weiter verlaufen würde.» So zogen sie sich als Familie zurück und suchten Gott. Und wieder schlossen sich ihnen Menschen an. «Gott war dabei, etwas Neues zu schaffen!» Das erkannten auch die vier Kinder. Sie wollten unbedingt dabei sein und sehen, was Gott tut.

Wieder ein Neuanfang mit Wüstenerlebnissen

Aus der einen Hausgemeinde entstand eine zweite und bald schon formierten sich dreizehn Gemeinden in drei Netzwerken. Frauen, Männer, Jung und Alt fanden eine lebendige Beziehung mit Jesus und in den kleinen, familiären Gemeinden ein geistliches Zuhause. Hier wuchsen Leute in ihrem jungen Glauben.

Dann kam die nächste Wüstenzeit. Diesmal rief Gott Margrit und Reiner, Bern zu verlassen und sich in einer ländlichen Gegend niederzulassen. In ihrer Begeisterung für Hausgemeinden wollten sie diese Arbeit in gleicher Geschwindigkeit fortsetzen. Daraus wurde nichts. So liess sich Reiner zum Dienst in eine kleine Seniorengemeinde in der Nähe rufen und Margrit arbeitete in ihrem alten Beruf als Hauswirtschaftslehrerin. In dieser Zeit, wo das evangelistische Feuer etwas gedämpft wurde, trat plötzlich wieder ihre eigene biologische Familie in den Vordergrund und sie investierten sich voller Elan in ihre Enkelkinder.

Perlen finden sich in der Wüste

«Meistens waren es unsere Wüstenzeiten, in denen wir, ohne zu suchen, die wertvollsten Perlen fanden.» Perlen sind oft Menschen, deren Wert es zu entdecken gilt. Tiefe Beziehungen entstehen kaum in hektischen, sondern in ruhigen Zeiten.

Perlen können aber auch Offenbarungen aus der Bibel sein, Neuentdeckungen, die zum Staunen führen und Leuten weiterhelfen. Perlen sind von Gott vorbereitete und geschaffene Momente und Werke. «Gerade dort, wo die Umstände nicht rosig waren, erlebten wir Gott auf wunderbare Weise, und unser Leben wurde in eine neue Richtung gelenkt.»

Traurigerweise übersehen wir den Wert von Mitmenschen gerade dann, wenn es in unserem Leben rund zu laufen scheint. Wir strampeln uns ab, um das Gute zu tun und erkennen dabei nicht, dass Gott längst schon etwas anderes bereit hält. «Unser ganzes Leben ist eine Wüstenwanderung mit Anfechtungen und Schwierigkeiten. Gott scheint manchmal nahe, manchmal fern. Er lässt seine Treue aber immer wieder hervorleuchten und streut Perlen auf dem Weg zur ewigen Heimat aus.»

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Datum: 10.02.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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