Die 10 Gebote für Unternehmer in der Corona-Krise
Mario Brühlmann, Sie waren weltweit an
der Gründung von mehreren Tausend Unternehmen beteiligt, wie geht es diesen
Unternehmen in der Corona-Krise?
Mario Brühlmann: Das Coronavirus hat auch vor den Toren
unserer Unternehmen nicht Halt gemacht. Auch bei uns sind die Branchen unterschiedlich
betroffen. Nun zeigt sich die Qualität der Geschäftsmodelle. Mit den zehn
biblischen Geboten legen wir in den Unternehmerseminaren ein sturmfestes
Fundament für die Firmen. Da geht es zum Beispiel um Weitsicht und Mässigkeit.
Viele Unternehmen haben in den guten Jahren nach biblischem Rat finanzielle
Reserven angelegt. Diese helfen ihnen jetzt zum Überleben. Das Thema Reserven
ist vielen Kleinunternehmern völlig unbekannt. In den meisten Schwellen- und
Entwicklungsländern bestehen auch keine Rettungsschirme, wie wir sie in der
Schweiz kennen. Mangelnde Liquidität ist der häufigste Grund für Konkurse.
Wie
gehen Sie und die Betroffenen damit um?
Ein entscheidender Faktor ist die Treue in
Beziehungen. Vertrauensvolle Partnerschaften in der Wertschöpfungskette machen
sich heute bezahlt. Falsche Abhängigkeiten sind in einer Krise tödlich. Gute
Partnerschaften entstehen aber nicht zufällig. In unseren Trainings konnten die
Unternehmer lernen, tragfähige Beziehungen zu Lieferanten und Kunden aufzubauen.
Doch nicht alle Unternehmer haben das Gelernte in die Praxis umgesetzt. Einige
werden die Corona-Krise daher nicht überleben. Vielleicht verstehen sie nun
wenigstens die Gründe dafür. Die meisten aber werden gestärkt und mit einem tieferen
Verständnis der Zehn Gebote für Unternehmer aus der Krise herausfinden.
Können Sie die betroffenen Unternehmer
unterstützen?
Schon vor einigen Jahren haben wir in den
KMU-Projekten der Christlichen Ostmission ein Konzept der
Business-Mentoren-Schulung eingeführt. Damit sind Hunderte lokale Unternehmer
als Mentoren in der Lage, Jungunternehmer mit unseren Trainingsmaterialien auszubilden
und zu unterstützen. Besonders hilfreich ist ihnen dabei unsere eigens
entwickelte Start-up Cloud Software. Unseren westlichen Experten ist das Reisen zurzeit
verunmöglicht. Die lokalen Mentoren arbeiten aber weiter. Das nötige Wissen
haben sie ja schon. Dieses teilen sie vor Ort oder mittels digitalen Medien.
Von uns brauchen sie im Moment finanzielle Mittel, damit sie reisen und wo
nötig materielle oder finanzielle Hilfe leisten können. In besonders ärmlichen
Gegenden verteilen die Mentoren der Christlichen Ostmission nun Lebensmittel.
Nach der Krise werden sie mit neuer Kraft und Motivation wieder Geschäftsmodelle
entwickeln, damit viele Kleinunternehmer für sich selbst sorgen können und
nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen sind.
Hat
die Digitalisierung auch die Kleinunternehmer in Entwicklungs- und Schwellenländern
erreicht?
Ja. Seit zwei Jahren unterrichten wir
unsere Partner auch im Umgang mit der digitalen Transformation. Dieses Wissen
wird nun schneller als erwartet zum Segen für unsere Unternehmer. Etliche unter
ihnen sind nun in der Lage, digitale Möglichkeiten in der Produktion, Logistik
und Kommunikation zu nutzen. Besonders wertvoll ist die digitale Vernetzung von
unterschiedlichen Knowhow-Trägern. Vor allem in Vietnam werden diese
Möglichkeiten rege genutzt.
Wie weit orientieren sich diese
Unternehmer an den Zehn Geboten, und wie setzen sie diese Werte aktuell um?
Bei den biblischen Zehn Geboten geht es nicht
nur um Werte. Es geht hauptsächlich um eine persönliche Gottesbeziehung und darum,
wie diese unser praktisches Leben beeinflusst. Ein Verständnis für hehre Werte
finden wir in allen Religionen und Kulturen. Das genügt aber nicht. Eine
Gottesbeziehung als Christ ist einzigartig und öffnet ungeahnte Schaffens-Perspektiven.
Sie verlangt aber klare Entscheide. Das gefällt nicht allen.
Wie
gewinnen Sie diese Leute dafür?
Die weltweit vertraute Business-Sprache und
praktische Zeugnisse von christlichen Unternehmern bauen Vertrauen auf und
ermöglichen tiefe Gespräche über die wirklich wesentlichen Fragen. Unsere
Trainings sind nicht Evangelisationsveranstaltungen, das wäre in den meisten
Ländern unerwünscht oder gar verboten. Wir unterrichten vor allem praktische
Betriebswirtschaft. Persönliche Zeugnisse unserer Mentoren lösen aber Fragen
aus, und hier erleben wir eine erstaunliche Offenheit. Eine grosse Hilfe ist auch
mein Buch über die Zehn Gebote für Unternehmer, das in zahlreiche Sprachen
übersetzt worden ist. Darin beschreibe ich meinen persönlichen Weg als Christ
und Geschäftsmann. Unternehmer aus verschiedenen Kulturen und Religionen
entwickeln heute aufgrund der Prinzipien und Anleitungen in diesem Buch ihr
Geschäftsmodell. Die Rückmeldungen sind ermutigend.
Sehen Sie aufgrund der aktuellen Krise
Konsequenzen bei der Gründung weiterer Unternehmen?
Alles, was ich unterrichte, muss
multiplizierbar sein und von mir unabhängig funktionieren. Aus diesem Grund
habe ich das «Swiss Create-Haus» entwickelt. Es beschreibt das umfassende System eines Firmenaufbaus. Es webt
Methoden der professionellen Betriebswirtschaft zusammen mit unternehmerischem
Denken und göttlicher Inspiration. Wenn Businessmentoren dieses System kennen
und begreifen, sind sie in der Lage, jede Art von Firmen zu starten und über
die verschiedenen Entwicklungsstufen zu begleiten.
Jede
Art von Firmen?
Ja, denn das System ist allgemein gültig.
Die Anwendung ist höchst flexibel und erlaubt eine dauernde Anpassung und Weiterentwicklung.
Das ist zentral. Agilität heisst das Zauberwort, um gestärkt aus der Krise zu
kommen. Wir müssen aus Erfahrungen
lernen, diese aber nicht blindlings kopieren, sondern den neuen Gegebenheiten
anpassen. Deshalb sollen die Mentoren das System verstehen, nicht nur Wissen anhäufen. Unternehmer, die ihr
Geschäftsmodell mit dem Swiss Create-System entwickeln, bauen auf Felsen – und
trotzen der Corona-Krise und den Krisen, die mit Sicherheit noch folgen
werden.
Über Mario Brühlmann
Mario Brühlmann, geb. 1951, verheiratet, zwei Kinder, ist ein international tätiger Unternehmensberater und Trainer von Führungskräften. Seit 1991 unterstützt er die Christliche Ostmission COM im Bereich Gewerbeförderung. 2009 gründete er «Swiss Create», den Non-Profitbereich der Swiss Consulting Group. Brühlmann ist spezialisiert auf den Aufbau von Förderungskonzepten für kleine und mittlere Unternehmen, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern. Er war an mehreren Tausend Firmengründungen und -erweiterungen in der Schweiz, in Osteuropa und Asien beteiligt.
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Datum: 05.05.2020
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet