Analyse der Umfrage

Weihnachten in der Schweiz – ein Feiertag von vielen?

Ist Weihnachten noch zeitgemäss? Ist die Schweiz ein christliches Land? Und wird sie als Heimat empfunden? Die «Viertelstunde» ist diesen Fragen auf den Grund gegangen. Hier die Analyse der repräsentativen Umfrage.
Kathedrale in Basel mit Weihnachtsbaum
Grafik: Christlicher Bezug zu Feiertagen
Grafik: Christliche Werte und schweizerische Werte
Grafik: Heimatgefühl
«Viertelstunde» Weihnachtsausgabe

Die Ergebnisse sind deutlich: Die Schweiz wird als Land eingeschätzt, das mit christlichen Werten verbun­den ist. Und das soll auch an hohen Feiertagen – wie z. B. Weihnachten – zum Ausdruck kommen. Allerdings fühlt sich eine Mehrheit in der Familie bedeutend wohler als in reli­giösen Gemeinschaften.

Weihnachten soll Weihnachten bleiben

Die Schweizer Bevölkerung, gleich ob Frau oder Mann, will den christlichen Bezug der wichtigsten Feiertage of­fensichtlich behalten. Trotz der stärkeren Trennung von Kirche und Staat in der Suis­se Romande sind die Zahlen in der Deutsch- und West­schweiz fast identisch. Im Welschland gibt es allenfalls etwas mehr Unschlüssige. Es fällt auf, dass jüngere Men­schen seltener «absolut» zu­stimmen als ältere. Viele rin­gen sich dennoch wenigstens zu einem «eher» durch. Ab 30 Jahren nimmt die Zustimmung stetig zu.

Vermutlich stellt sich die Frage nach der Bedeutung von Feiertagen, sobald sie zu­sammen mit Kindern gefei­ert werden. Eltern müssen sich entscheiden, wie sie die­se Feste gestalten wollen. Die christlichen Bezüge sind da­bei naheliegend. Ab der Le­bensmitte dürften dann die lieb gewordenen Traditionen an Gewicht gewinnen.

Sind christliche Werte auch schweizerische Werte?

Fast die Hälfte der befragten Frauen und Männer sehen hier einen «absoluten» Zu­sammenhang. Gemeinsam mit denjenigen, die «eher» zustimmen, sind das immerhin 75 Prozent der Gesamtbevölkerung. Auch wenn die Zustimmen­den der Jüngsten ebenfalls in der Mehrheit sind, zeigt sich diese Altersgruppe deutlich vorsichtiger. Auffällig ist, dass es dort fast 20 Prozent gibt, die «eher nicht» oder «absolut nicht» zustimmen, so viele wie nirgends sonst. Vielleicht ein Ausdruck einer Säkularisierung, bei der die Jüngeren zu den Vorrei­tern gehören. Für die Älteren scheinen die christlichen Wer­te deutlich stärker mit Schweizer Werten verknüpft zu sein.

Die Suisse Romande stimmt dieser Verbindung zögerli­cher zu. Das könnte ein Aus­druck der gedanklichen Prä­gung durch das benachbarte Frankreich sein, das den Staat traditionell in einer religiös «neutralen» Rolle sieht.

Zuhause ist es uns am wohlsten

Auf die Frage «Wo fühlen Sie sich gut und zu Hause?» gibt es für die Schweizer Bevöl­kerung eine naheliegende Antwort: in meiner Familie. Auch die Schweiz vermittelt Geborgenheit, wenn auch mit einer etwas weniger deut­lichen Zustimmung.

Dann aber sinken die absoluten Zustimmungen markant. Die Freizeitaktivitäten liegen vor der Arbeit, die jedoch beide immer noch einen stolzen «Heimatwert» aufweisen können.

Ganz schlecht schneiden die Religionsgemeinschaf­ten ab. In diesen Kreisen fühlt sich nur ein Viertel der Schweizer Bevölkerung wohl. Hingegen fast die Hälfte stimmt der Aus­gangsfrage in diesem Be­reich «eher nicht» oder «ab­solut nicht» zu. Aus religionssoziologischen Studien ist bekannt, dass heute nur noch zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung min­destens einen Gottesdienst wöchentlich besucht. Von daher dürften die schlechten Werte auch dem Nicht- oder Halb-Wissen, wenn nicht so­gar Vorurteilen geschuldet sein. Trotzdem: Dieses ver­breitete Unwohlsein beim Gedanken an Religionsgemeinschaften müsste den Kirchen zu denken geben.

Zusammenhänge

Die wenigen, die sich in einer Religionsgemeinschaft gut und zu Hause fühlen, plädie­ren nicht überraschend für das Beibehalten der vier wichtigsten christlichen Fei­ertage. Allerdings zeigen hier auch alle anders Beheimate­ten eine hohe Zustimmung. Erstaunlicherweise gilt dies auch für jene, die sich bei der Arbeit wohl fühlen. Deutlich und wenig erstaunlich trifft dies ebenfalls für jene zu, die sich Daheim zu Hause fühlen. Hier lassen sich die Feiertage ja auch besonders schön feiern.

Eine Verbindung zwischen christlichen und schweizeri­schen Werten bejahen abso­lut gesehen am stärksten Menschen, die sich zu Hause am wohlsten fühlen. Hier scheint der Zusammenhang zwischen Familienwerten und christlichen Werten eine Bestätigung zu erhalten. Die deutlichste Nähe zeigt sich aber bei Menschen, die in ei­ner Religionsgemeinschaft beheimatet sind. Sie wissen wohl am besten, was damit gemeint ist.

Man müsste sich allerdings schon fragen, ob die belieb­ten christlichen Feiertage nicht besser genutzt werden sollten. Einerseits um die Be­züge zum christlichen Glau­ben und zu christlichen Wer­ten zu festigen. Andererseits um zu beweisen, dass religiö­se Gemeinschaftserlebnisse durchaus den angenehmen Geschmack einer himmli­schen Heimat erfahrbar ma­chen könnten.

Einsatz zu Weihnachten

Die «Viertelstunde für den Glauben» mit einer Gesamtauflage von über 310'000 Exemplaren wird in den nächsten Wochen von Privatpersonen, Kirchen und Organisationen in der ganzen Schweiz verteilt. Am 21. Dezember gelangen die Zeitungen zudem dank sogenannter «Dorfpatenschaften» per Post direkt in die Briefkästen ganzer Dörfer und Städte. Nach wie vor können Zeitungen zum Selberverteilen und Dorfpatenschaften über die Webseite bestellt werden.

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Datum: 12.12.2018
Autor: Hanspeter Schmutz
Quelle: viertelstunde.ch

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