Die Kraft der Vergebung

Das Opfer eines Raubüberfalles vergibt dem Täter

Bei einem Raubüberfall wurde Fritz Mettler verletzt und um mehrere Tausend Franken erleichtert. Sein Entscheid, dem Täter zu vergeben stand sofort fest. Schliesslich hatte er selbst die Kraft der Vergebung erfahren.
Fritz Mettler (Bild: zVg)

Wie jeden Tag brachte Fritz Mettler (*1953) die Tageseinnahmen der drei Filialen seiner Bäckerei auf die Bank. «Ich habe mir nicht viel dabei gedacht, jeden Tag zur selben Zeit Tausende von Franken durch die Strassen zu tragen.»

Der Überfall

Es war an einem Freitag, Ende des Jahres 2006. «Ich merkte, wie ich beobachtet wurde, dachte mir aber nicht viel dabei.» Da rannte ein Mann auf ihn zu und schlug ihn mit einer Pistole zu Boden. Der Angreifer entriss ihm die Tasche mit dem Geld und rannte davon. Mit Schmerzen am Kopf und an der Schulter lag Fritz am Boden, Blut floss über sein Gesicht, am Boden blieb eine Blutlache zurück.

Der Vorfall war nicht unbemerkt geblieben. Wie sich später herausstellen sollte, gab es fünfzehn Zeugen. Einer davon war ein Schwinger und verfolgte den Täter, welcher aber mit dem Motorrad entkam.

Vergebung für den Täter

Mit dem Krankenwagen wurde Fritz ins Krankenhaus gebracht. «Wir hatten noch keinen Kilometer zurückgelegt, als ich dem Täter vergeben konnte.» Er fühlte Mitleid mit dem bedauernswerten Mann, der sich zu einer solchen Tat hatte mitreissen lassen.

Der Schlag mit der Pistole verursachte eine Verletzung am Kopf, die genäht werden musste. Auch das Auge wurde in Mitleidenschaft gezogen – Gott sei Dank, ohne bleibenden Schaden zu hinterlassen. Nachdem auch die Schulter behandelt worden war, konnte er noch am selben Tag aus dem Krankenhaus entlassen werden. «Ich musste aber noch einige Fragen auf dem Polizeiposten beantworten, betonte aber, dass ich dem Täter vergab.»

Versicherung und Gerichtsverfahren

Die Versicherung wollte die gestohlene Geldsumme nicht erstatten. «Sie gaben an, für einen Entreiss-Diebstahl nicht aufzukommen.» Nach kurzer Zeit wurde der Täter und dessen Komplize gefasst. «Ein paar Wochen später wurde ich gebeten, vor Gericht meine Forderungen zu stellen.» Als Fritz festhielt, dem Täter vergeben zu haben und auch auf die Einforderung der gestohlenen Geldsumme zu verzichten, wollte der Richter hierfür eine schriftliche Bestätigung. «Die gab ich natürlich gerne.» Fritz verzichtete auch darauf, den Täter bei einer Gegenüberstellung zu identifizieren. Dies hätte ohnehin keine Konsequenzen gehabt.

Der Fall weckte allgemeines Interesse und die grosse Medienpräsenz veranlasste die Versicherung, ihre Haltung zu überdenken und für den gesamten gestohlenen Geldbetrag aufzukommen.

Die Kraft der Vergebung selbst erfahren

In jungen Jahren wollte Fritz unbedingt ein eigenes Geschäft führen und mit 25 Jahren hatte er seine Bäckerei. Seine Frau tat sich aber schwer damit, nach anderthalb Jahren war die Ehe gescheitert und die Frau bei einem anderen Mann. 1980 folgte die Scheidung.

Einige Zeit später tauchte die Ex-Frau auf und sagte: «Ich habe Jesus gefunden.» Sie bat um Vergebung für ihr Fehlverhalten, insbesondere, dass sie Fremdgegangen war. Bei ihr und ihrem neuen Mann hielt der Glaube an. Das machte Eindruck und Fritz und seine neue Freundin liessen sich dazu bewegen, einen Gottesdienst zu besuchen. Beide kamen zum Glauben an Jesus. «Wir erfuhren Gottes Vergebung. Das hat uns sehr geprägt.»

Am Ende bleibt die Vergebung Gottes

Vor kurzer Zeit verstarb die Frau von Fritz an einer Krebserkrankung. «Wir hatten 37 Jahre lang eine sehr gute Ehe miteinander.» Durch ihren Tod konnte er vielen Menschen von Jesus und der Liebe Gottes erzählen. «Nie hätte ich gedacht, wie ich meinen Glauben auf dem Friedhof bezeugen konnte.» Inmitten seiner Trauer wusste er, dass sie bei Gott war. Gottes Vergebung hat eine grosse Wirkung – selbst über den Tod hinaus!

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Datum: 22.10.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Jesus.ch

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