Narnia

Der Kampf gegen das Böse in uns selbst

Weihnachten steht vor der Tür und passend zur beschaulichen Jahreszeit auch der nächste Teil der Narnia-Reihe. "Die Reise auf der Morgenröte" kommt diesmal in einer 3D-Version daher. Zwar ist sie nicht originalgetreu verfilmt. Doch Regisseur Michael Apted schafft es, den Geist Narnias vor die Kamera zu bekommen – und macht den Klassiker von C.S. Lewis damit zu christlichem Unterhaltungskino, das ohne erhobenen Zeigefinger auskommt.
Lucy (links), Kaspian (2. von links) und Edmund (rechts) treffen auf eine Sternentochter - sie ist nicht die einzige Lichtgestalt in dem Märchen von C.S. Lewis. (Foto: 20th Century Fox)

Das wollte sich selbst die englische Queen nicht entgehen lassen: Bei Schnee und Kälte erschien sie zur Erstvorführung des dritten Teils der Narnia-Reihe am Londoner Kinoplatz Leicester Square. «Die Reise auf der Morgenröte» läuft am kommenden Donnerstag auch in deutschen Kinos an – und bietet nicht nur königliche Unterhaltung, sondern auch eine christliche Botschaft, die so deutlich selten auf der Kinoleinwand zu sehen war.

Eine Geschichte über die Fehlbarkeit

«Wir haben nichts, wenn wir nicht glauben», könnte das Motto des Films lauten. In «Die Reise auf der Morgenröte» sagt das die Maus Riepischiep, eine der wenigen wahren Helden in Narnia. Die Geschichte dreht sich aber, ganz nach biblischem Vorbild, nicht um tapfere Recken ohne Macken, sondern um jene, die Fehler haben und an manchen von ihnen zu scheitern drohen. Die grossen (und kleinen) Kämpfer wie Riepischiep und König Kaspian hat der Autor der «Narnia»-Reihe und bekennende Christ, C.S.Lewis, auf die Reservebank gesetzt. Sie sind nur Gehilfen der wahren Stars Edmund, Lucy und Eustachius, einer von ihnen so unperfekt wie der andere – das bietet Hollywood-Kino selten.

Nachdem die Menschenkinder, damals noch zu viert, im ersten Teil gemeinsam mit den Narnianern gegen die böse Hexe Jadis gekämpft haben und Prinz Kaspian im zweiten Teil halfen, den Thron seines Landes zu erobern, müssen sie im neuesten Film das Böse aus Narnia vertreiben. Edmund Pevensie, wieder gespielt von Skandar Keynes, Lucy Pevensie, alias Georgie Henley, und ihr bösartiger Cousin Eustachius, dargestellt von Will Poulter, geraten durch ein Gemälde nach Narnia. Das Bild eines Schiffs auf hoher See wird für sie plötzlich zur Realität – sie finden sich vor der Küste und auf dem Segelschiff «Morgenröte» wieder. An Bord treffen sie auf Kaspian, gespielt von Ben Barnes.

Gemeinsam mit seiner Besatzung ist er auf der Suche nach den sieben Lords, treuen Anhängern seines verstorbenen Vaters, die seit geraumer Zeit verschollen sind. Kaspian, Edmund, Lucy und Eustachius steuern die «einsamen Inseln» an, auf denen sie die Vermissten vermuten. Dort begegnen sie Meerjungfrauen, Drachen und nicht zuletzt Aslan, dem geheimnisvollen Löwen und eigentlichen Herrscher Narnias, dessen geheimnisvolles Land sich irgendwo am Ende des Meeres befinden soll. Nur mit seiner Hilfe können sie gegen das Böse ankommen, das sich auf den Inseln und in Narnia ausbreitet. Und nur mit seiner Hilfe können sie das Böse in sich selbst besiegen, eine Gefahr, die bedrohlicher ist, als Sklavenhändler oder Seeungeheuer.

Ein Riss, der bis ins Herz reicht

Symbolträchtig ist besonders eine Szene, in der der Löwe Aslan, den C.S. Lewis als Jesus-Figur in der Geschichte platziert, dem in einen Drachen verwandelten Eustachius hilft, seine menschliche Gestalt wiederzuerlangen. Der Cousin von Lucy und Edmund ist zu Beginn der Geschichte ein wahres Ekelpaket. Als er den Schatz eines Drachen findet und ihn behalten möchten, verwandelt er sich selbst in eines der Fabelwesen – doch nicht nur sein Äusseres ändert sich. Im Leid wird auch sein Charakter verwandelt. Er beginnt, Gutes zu tun und seinen Freunden zu helfen. Schliesslich trifft er auf Aslan. Seine Drachenhaut beginnt zu jucken und er versucht, sie herunterzukratzen. Als er das nicht schafft, hilft der Löwe ihm. Eustachius beschreibt das so: «Es tat weh. Doch egal wie sehr ich es zuvor versucht hatte, ich konnte es einfach nicht alleine schaffen.» Im Buch klingt das Ganze noch mehr nach der Veränderung, die Jesus entsprechend christlicher Lehre im Menschen bewirkt, wenn er ihn von seinen Sünden befreit: «Der erste Riss war so tief, dass ich dachte, er ginge bis ins Herz. Und als er begann, mir die Haut abzuziehen, da schmerzte es schlimmer, als alles, was ich jemals gespürt habe. Ich konnte es nur aushalten, weil es sich so gut anfühlte, als das Zeug abging.»

Eustachius ist nicht der einzige, der sich zum Guten wandelt: Lucy überwindet im Film den Neid auf ihre Schwester Suse. Edmund kämpft noch einmal gegen die böse Hexe, die ihn im ersten Teil der Saga zu ihrem Verbündeten machte. Und auch Kaspian steht vor der Entscheidung, sein Königreich zurückzulassen, um seinen Vater wiederzusehen, oder ein guter König zu sein. Dabei ist Ben Barnes als Kaspian ebenso überzeugend, wie die Darsteller der Geschwister Pevensie. Wirklich Spass macht es aber, dem absichtlich übertriebenen Schauspiel Will Poulters alias Eustachius zuzusehen, der herrlich widerlich sein kann, aber am Ende des Films doch als Held dasteht, dem der Zuschauer seine Wandlung abkauft und gönnt.

«Herr der Ringe» für Kinder

«Die Reise auf der Morgenröte» ist eine Art «Herr der Ringe» für Kinder. Die Fantasiegeschichte ist wesentlich einfacher gestrickt als der Klassiker von Tolkien und auch optisch weniger aufwändig gemacht. Im Vergleich zum Buch ist die Geschichte stark verändert, doch die wesentlichen Lehren bleiben erhalten. Kritiker mögen die neueste «Narnia»-Verfilmung für kitschig oder simpel halten. Doch sie trägt Lewis Handschrift. Die einfachsten Lehren sind oft die besten. In diesem Sinne dürften besonders Christen an die Grundlage ihres Glaubens erinnert sein, wenn sie am Ende des Films hören, was Aslan zu Lucy sagt: «In eurer Welt habe ich einen anderen Namen. Das war der Grund, warum ihr nach Narnia gebracht wurdet. Um mich besser kennenzulernen, damit ihr mich in eurer Welt wiedererkennt.»
 

Datum: 15.12.2010
Quelle: PRO Medienmagazin

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