Geplantes Gesetz

Dänemark: Predigten bald nur noch auf Dänisch

Künftig soll in Dänemark nur noch auf Dänisch gepredigt werden. Das ist der Kern eines Gesetzesvorhabens der sozialdemokratischen Regierung, das nun auch die deutschsprachige Minderheit besorgt.
Kirche in Dänemark (Bild: Wikipedia)
Rajah Scheepers

Der Regierung nach hat der Gesetzesentwurf zum Ziel, die «Transparenz religiöser Verkündungen und Predigten in Dänemark zu vergrössern, wenn diese in einer anderen Sprache als Dänisch gehalten werden». So gibt «Der Nordschwesiger» den Wortlaut des Vorhabens wieder.

Gegen Islamisten, die Gewalt predigen, aber ...

Hintergrund ist der Kampf gegen islamistische Prediger in Dänemark, die in ihren Ansprachen zu Gewalt und Religionskampf aufrufen. In islamischen Gemeinden wird fast nur auf Arabisch gepredigt. Doch das geplante Gesetz trifft auch anderssprachige Minderheiten in Dänemark, wie Deutsche, Färöer und Grönländer.

Die Hauptpastorin der deutschen St. Petri-Gemeinde in Kopenhagen, Rajah Scheepers, sagte gegenüber dem «Domradio»: «Es gibt eine grosse Besorgnis.» Während sich dänische und auch deutsche Bischöfe kritisch zu dem Gesetz äusserten, finden viele Dänen die Idee gut. Sie wählten die sozialistische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen 2019 auch deshalb, weil sie eine strengere Ausländerpolitik versprach.

Ein Angriff auf alle Minderheiten

Für Pastorin Scheepers ist das Gesetz ein Angriff auf alle Minderheiten im Land. Den Vorschlag der Regierung, dass in den laufenden Gottesdiensten übersetzt wird, lehnte sie ab. Gegenüber dem «Domradio» erklärte sie: «Das wäre sehr umständlich, denn wir halten ja nicht nur sonntags unsere Gottesdienste, sondern wir haben auch Taufen, Trauungen und Beerdigungen unter der Woche. Wir halten Schulgottesdienste. Die Vorstellung, dass da jeweils ein Simultanübersetzer mit im Gottesdienst dabei ist und die Gottesdienste übersetzt, wäre doch sehr umständlich. Auch die Vorstellung, dass ich das im Vorhinein übersetze, wäre sehr unpraktisch.»

Pastorin Scheepers weist zudem darauf hin, dass es den eingewanderten Deutschen schon seit 800 Jahren erlaubt ist, Gottesdienste in ihre Muttersprache abzuhalten. Es sei ein Kulturgut des Landes.

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Datum: 07.01.2021
Autor: Norbert Abt
Quelle: Nordschwesige Zeitung / Livenet

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