3800 Jahre altes Textil färbt biblische Geschichte neu
Ein antiker Fund lässt eine spektakuläre Farbe der Bibel wieder lebendig werden: Ein unscheinbares, weniger als zwei Zentimeter grosses Textilfragment ist der bislang älteste Beleg für die Verwendung von Schildläusen zur Herstellung roter Farbstoffe.
Diese faszinierende Entdeckung gelang einem Archäologenteam in der «Höhle der Schädel» in der Judäischen Wüste, inmitten der im Jahr 2016 lancierten Bemühungen der «Israel Antiquities Authority» (IAA) und der Hebräischen Universität, wertvolle Artefakte vor Antiquitätendieben zu schützen.
Akribische Untersuchung
Unter der Leitung von Naama Sukenik von der IAA und den Professoren Zohar Amar und David Iluz von der Bar-Ilan-Universität wurde das 3800 Jahre alte Textil untersucht. Mit Hilfe der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC), einer präzisen, biochemischen Analysetechnik, gelang es den Forschern, den Farbstoff bis auf die genaue Art der Schildlaus, der Kermes vermilio, zu identifizieren.
Diese Technologie, die in Biologie- und Chemielabors weit verbreitet ist, hat damit eine bahnbrechende Anwendung in der Archäologie gefunden. «Dank der fortschrittlichen Analysemethode konnten wir die Herkunft des Farbstoffs bis auf die genaue Insektenart zurückverfolgen», erklärt Dr. Sukenik.
«Teil der damaligen Alltagswelt»
Der farbintensive, scharlachrote Farbstoff, der aus diesen Schildläusen gewonnen wurde, war einer der kostbarsten und teuersten Farbstoffe der Antike. In der Bibel wird «Tola'at Hashani» («Scharlachwurm»), eine Bezeichnung für diesen roten Farbstoff, nicht weniger als 25 Mal erwähnt. Oft wird er zusammen mit Blau («Tekhelet») und Purpur («Argaman»), den kostbarsten Farben der antiken Welt, im Zusammenhang mit luxuriöser Kleidung und Kulttextilien genannt.
Professor Zohar Amar von der Bar-Ilan-Universität hob die historische Bedeutung hervor: «Der in dem Textil gefundene Farbstoff verbindet uns direkt mit der biblischen Zeit und zeigt, dass die in den heiligen Schriften beschriebenen Farben tatsächlich Teil der damaligen Alltagswelt waren.»
Internationaler Handel und elitäre Gesellschaft
Obwohl bekannt ist, dass es in Israel eine einheimische Schildlausart gibt, die auf palästinensischen Eichen lebt und eine rot-orange Farbe erzeugen kann, deuten die Analyseergebnisse darauf hin, dass in diesem Fall die Art «Kermes vermilio» verwendet wurde.
Diese Schildläuse leben auf der Kermes-Eiche, die im Mittelmeerraum verbreitet ist, aber in Israel nicht vorkommt. «Dieser Fund ist ein Beweis für die weitreichenden internationalen Handelsnetzwerke und zeigt, dass es bereits zu dieser Zeit eine Elitegesellschaft gab», sagt Professor Iluz.
Fund von grosser, kultureller Bedeutung
Der Fund schliesst eine wichtige Lücke zwischen schriftlichen Quellen und archäologischen Funden und belegt, dass die antike Textilfärberei bereits weit genug fortgeschritten war, um Farbstoffe tierischen Ursprungs zu verwenden.
Diese Entdeckung bringt lebendige Farben in die schwarz-weissen Texte der Bibel und bietet einen faszinierenden Einblick in die Handels- und Kulturgeschichte der antiken Welt.
Manchmal sind es die ganz kleinen Geschöpfe, die in der Bibel für Aufsehen sorgen ... und die – wie sich heute herausstellt – schon vor Tausenden von Jahren korrekt wiedergegeben wurden. Wie zum Beispiel die Rizinusraupe, die Jona die Ruhe raubte. Aber das ist eine andere Geschichte, die Günter C. Müller vor fast 20 Jahren Livenet erzählte und die nichts von ihrer Spannung verloren hat.
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Datum: 31.07.2024
Autor:
David Goodwin / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Today / Übersetzt durch Livenet