In Realität angekommen

Kirchenfenster in Bristol mit dunkelhäutigem Jesus

Kirchenfenster der St. Mary Redcliffe
Eine Kirche in Bristol ersetzt ein Glasfenster, das den Sklavenhändler Edward Colston aus dem 17. Jahrhundert darstellt. Nun wurde es ersetzt durch ein realistisches Bild von Jesus – nicht blond und nicht mit blauen Augen.

Die Kirche St. Mary Redcliffe beschloss, einen Wettbewerb zur Gestaltung eines neuen Fensters auszuschreiben. Dies, nachdem die Edward-Colston-Statue im Hafen von Bristol umgekippt worden war im Zuge von Protesten nach dem Tod von George Floyd in den USA im Jahr 2020.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Kirche bereits aufgehört, Artefakte zu verwenden, die nicht mit ihren Werten des Mitgefühls und der Gerechtigkeit übereinstimmten.

Sklavenhändler auf Kirchenfenster

Als Sklavenhändler und leitender Beamter der Royal African Company von 1680 bis 1692 war Edward Colston Schätzungen zufolge am Transport von über 84'000 Sklaven aus Westafrika in die Karibik und nach Amerika beteiligt.

Das viktorianische Glas, das entfernt wurde, zitierte Colstons Familienleitsatz «Gehe hin und tue desgleichen». Das Zitat stammt vom Ende der Geschichte des barmherzigen Samariters. Diese ist ebenfalls auf einem Fenster abgebildet.

Die neuen Tafeln lehnen sich nun ebenfalls an diese Geschichte an: «Und wer ist mein Nächster?» Jede der vier neuen Tafeln regt den Betrachter dazu an, sich diese Frage selbst zu stellen.

Neue Kirchenfenster von Assistenzärztin

Die Assistenzärztin Ealish Swift gewann den Wettbewerb mit vier Entwürfen, die sich auf die reiche multikulturelle Vergangenheit und Gegenwart Bristols beziehen. Der Vikar von St. Mary Redcliffe, Pfarrer Dan Tyndall, erklärt: «Einige der Artefakte, die wir in der Kirche haben, stimmen nicht mit unseren Wünschen und Bestrebungen überein und mit dem, was wir als blühende, integrative christliche Gemeinschaft sind.»

Dazu gehöre auch das Fenster mit Sklavenhändler Colston. «Der Sturz der Statue im Hafen hat uns dazu veranlasst, über dieses riesige Fenster nachzudenken, das Edward Colston in den 1870er Jahren gewidmet wurde. Wir wollten die Geschichte des barmherzigen Samariters erzählen und die Frage stellen: 'Und wer ist mein Nächster?'»

Jesus realistischer dargestellt

Auf jeder der vier Tafeln ist Jesus in verschiedenen Ethnien dargestellt. Die erste zeigt ihn an der Spitze eines Bootes, das den Sturm auf dem See Genezareth stillt – gleichzeitig ist auch Bristols Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels eingewoben.

Die zweite Tafel bezieht sich auf den Boykott eines Omnibusunternehmens in Bristol vor 60 Jahren, nachdem schwarzen Männern die Einstellung verweigert wurde. Jesus ist hier zusammen mit den Demonstranten mit einem Plakat in der Hand abgebildet.

Die dritte Tafel zeigt die Heilige Familie inmitten eines Flüchtlingsbootes und eines aufblasbaren Flosses auf dem Meer. Und die vierte Tafel zeigt Jesus, der mit einer Gruppe von Menschen unter der Clifton Suspension Bridge steht.

Pfarrer Dan Tyndall: «Historisch gesehen wird Jesus in der christlichen Kunst als weisser Mann dargestellt, was er eindeutig nicht war. Wir fangen also an, diesen Bezug neu zu gestalten. Die Tafeln sollen noch in diesem Jahr in St. Mary Redcliffe angebracht werden.»

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Datum: 20.06.2023
Autor: Donna Birrell / Daniel Gerber
Quelle: Premier / gekürzte Übersetzung: Livenet

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