Verändert durchs Kreuz

«Wir Menschen sind eingeladen, zu partizipieren»

Andreas «Boppi» Boppart (3.v.r.) mit seinem Team der «Kreuzreise»
Ganz unabhängig von theologischen Debatten, hat das Geschehen am Kreuz die Kraft, Menschen zu verändern. Im Interview spricht Andreas «Boppi» Boppart über das Buch «Kreuzweise» und die Tour unter dem Namen «Kreuzreise».

Die Veröffentlichung des Buches «Kreuzweise» wurde von einer Tour durch den deutschsprachigen Raum begleitet, die nun weitergeht. Andreas «Boppi» Boppart realisierte das Projekt mit dem Campus für Christus-Arm Central Arts. Im Interview blickt er auf die Tournee zurück.

Du warst gerade auf Kreuzweise-Tour. Wie hast du die Events persönlich erlebt?
Andreas «Boppi» Boppart: Das war eine wunderbare Erfahrung. Ich fühl mich dabei gleich wieder in meine Jugend zurückversetzt, als ich mit Band oder als «Festival-Prediger» manchmal tagelang am Stück kreuz und quer durch den deutschsprachigen Raum getourt bin. Diesmal waren wir für mehrere Veranstaltungen in einem bis unters Dach mit Material und Menschen vollgestopften Bus unterwegs und haben dabei unglaublich viel und herzhaft gelacht. Es hat etwas Persönliches, Tiefes, Verbindendes, wenn man mit begabten und wundervollen Persönlichkeiten so intensiv an einem Projekt arbeitet und es dann auf eine Bühne bringt. Gerade weil man da viel Herzblut investiert hat, ist das Tragen in die Öffentlichkeit dann einerseits wuchtig, weil die Inhalte komprimiert und bei «Kreuzweise» in schönster Kunstform daherkommen, andererseits hat es auch etwas Intimes, Verletzliches, weil man dabei seine Gedanken und sein Herz zeigt.

Andreas «Boppi» Boppart erzählt von der «Kreuzweise»-Tour.

Worum geht es bei diesem Projekt inhaltlich?
Eigentlich geht es um die Sehnsucht nach einer neuen Kultur des Miteinanders. «Staunen statt streiten» nennen wir das. Das Buch beleuchtet sechs Personen, die rund um Christus und das Kreuzgeschehen auftauchen. Und an deren Leben sich die geballte Ladung an Transformationskraft entlädt, die Christus, das Kreuz und das Evangelium in sich tragen. Einzelne dieser Personen wirken auf den ersten Moment eher unscheinbar – umso überraschender ist dann zu sehen, wie sich ihre Geschichte entfaltet.

Gemeinsam mit Central Arts habe ich dieses Buch-Album-Projekt erarbeitet. So hat eine Künstlerin Bilder zu den sechs Personen gemalt und Central Arts hat zu jeder Person einen Song geschrieben. Im Buch sind dann auch Gebete und liturgische Elemente drin, um sich den Themen, die rund um die Personen aufgeworfen werden, auch wirklich aussetzen zu können. Das CVJM Magazin in Deutschland hat es mit diesen Worten beschrieben: kunstvoll, stark, facettenreich. Wir möchten den Menschen helfen, sich von den Dingen wegzuwenden, die man unterschiedlich sehen kann und über die man auch immer wieder miteinander diskutieren wird. Und hin zu diesem Christus, zu dem unbeschreiblichen und auch mystischen Ereignis am Kreuz, was sichtbar Veränderung in so vielen Menschen erzeugt hat – damals wie heute.

Wie waren die Reaktionen auf die Anlässe und das Buch?
«Überwältigend» ist ein grosses Wort, aber so zumindest hat es sich in manchen Momenten für mich angefühlt. Wir haben an jedem Ort unglaublich schöne Begegnungen gehabt. Und egal, wo wir waren, erzählten uns Menschen, was sie an dem Event erleben durften – bis hin zu ganz schönen Gott-Begegnungsmomenten. Wir hatten an jedem Abend Momente, an denen ganz viele Augen wässrig wurden, weil die Geschichten und Lieder bis auf den Herzensboden gesunken sind und dort ihre ungebrochene Schönheit und Aussagekraft entfaltet haben. Wir hatten Leute, die am Morgen an einer Veranstaltung dabei waren und dabei so geflasht waren, dass sie am Abend gleich noch einmal in einer anderen Stadt dazukommen wollten.

Gibt es eine Rückmeldung, die dich speziell berührt hat?
Jemand schrieb uns: «Am frühen Morgen von Herzen ein grosses Danke für 'Kreuzweise' in Form von Buch und Musik. Selten hat mich etwas derart berührt und mir aus dem Herzen gesprochen in einer Zeit, in der mir manches Mal die Worte fehlen.» Das bringt es so schön auf den Punkt – dass die Themen aktuell sind, sich mit dem Geschehen rund um uns befassen und es in den Zusammenhang bringen mit dem, was dabei in uns geschieht und wofür uns oft die Worte fehlen. Eine Leserin schreibt auch davon, dass Buch und Musik ihr einen neuen «Blickwinkel» eröffnet haben und eine andere Person nannte es «befreiend». Glaube ist nicht etwas Statisches, keine Kiste, in die wir reinsitzen, sondern eine Reise, auf der wir uns befinden.

Was begeistert dich am Kreuzesgeschehen?
Mich hat diese Kombination aus Vergebung, bedingungslosem Angenommensein und einem Gott, der sich für nichts zu schade ist, um mir nahe zu kommen, zutiefst erfasst. Die himmlische Gnade, die sich am Kreuz und den Personen rundherum entlädt, wie ein Blitzeinschlag an einem Kirchturm. Das Sichtbarwerden eines Gottes, der Liebe ist. Von seinem Charakter und seiner Persönlichkeit. Seiner Nichtrache, seinem Nichtzorn, seiner Nichtvergeltung – seine pure Liebe auf das Unmenschlichste überhaupt, was sich ein menschliches Hirn erdenken konnte, nämlich den Versuch, den eigenen Schöpfer zu «töten». All das weckt in mir eine tiefe Sehnsucht, mit diesem Gott in Beziehung leben zu wollen. Dass er mich sieht, wie ich wirklich bin. Und dem ein göttlich-trotziges Trotzdem entgegenhält. Und mich einfach bedingungslos liebt.

Welche Wirkung des Kreuzes wünscht du dir für unsere Zeit noch mehr?
Wir sprechen im Buch und der Musik viel auch über den Shalom, den allesdurchdringenden Frieden Gottes. Genau das, was uns Menschen in dieser Welt im Kleinen wie im Grossen immer wieder abhandenkommt. Und die Tatsache, dass Christus nicht nur am Kreuz gestorben ist, um uns in den Himmel zu bringen – sondern dass er durch sein Leben, sein Sterben und die Auferstehung auch den Himmel zu uns Menschen gebracht hat. Das ist eine Dimension, die im christlichen Narrativ manchmal zu kurz kommt. Seine Erlösungstat am Kreuz hat nicht nur mit meinem Seelenheil etwas zu tun, sondern mit dem Heil werden der gesamten Schöpfung. Es ist sein Erlösungswirken, das er angestossen hatte, seine Missio Dei – die sehnsüchtige und ungebrochene Liebesbewegung auf uns Menschen und die gesamte Schöpfung zu. Und wir Menschen sind eingeladen, da zu partizipieren. Ich wünsche mir, dass wir gerade durch «Kreuzweise» einen Blick durch Christus und das Kreuz auf ein ganzheitlicheres Evangelium erhalten und dabei unsere eigene verkürzte Wahrnehmung immer wieder liebevoll enttarnt werden darf. Damit wir die geballte Kraft und Schönheit des Evangeliums gemeinsam blicken und in diese Welt hinein verschenken können.

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Datum: 27.03.2024
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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