Trotz Russland-Einfluss

Geistliches Erwachen in Transnistrien

Der Suworow-Platz in Transnistrien
Wer den Namen Transnistrien noch nie gehört hat: In der international nicht anerkannten autonomen Republik an der Grenze zur Ukraine gibt es einen spirituellen Aufbruch. Zeit für einen Blick auf wenig bekanntes Terrain.

Ein bemerkenswerter christlicher Aufbruch ereignet sich derzeit in Transnistrien, einer Republik, die elfmal kleiner ist als die Schweiz. Sie hat sich 1990 von Moldawien abgespalten, hat eine eigene Regierung, eine eigene Währung und eine eigene Armee – doch das an die Ukraine grenzende Gebiet wird nur von Russland anerkannt und gehört de facto zu Moldawien. Gleichzeitig übt Russland erheblichen Einfluss auf die Republik aus.

Hier findet derzeit ein bemerkenswerter christlicher Aufbruch statt. Der ukrainische Pastor Yuriy Semenyuk, Pastor der Gemeinde «Christus der Erlöser» in Transnistrien: «Ich liebe die Menschen und ich liebe Gott. Ich wollte immer etwas für ihn tun. Nach einiger Zeit sagte Gott zu mir: 'Yuriy, ich brauche dich in Transnistrien.'»

Ein gefährlicher Auftrag

Im Jahr 2000 zogen Pastor Yuriy, seine Frau und ihre drei Kinder von der Ukraine nach Transnistrien. Die ersten sieben Jahre als Missionarsfamilie waren hart. «Ich wurde von Regierungsbeamten, Polizisten, dem KGB und Gangstern angegriffen. Die Gangster waren am schlimmsten, sie versuchten, mich zu töten und meine Kinder zu entführen. Einmal wurde ich entführt, aber Gott liess mich entkommen», erinnert sich Yuriy.

Trotz der ständigen Bedrohungen predigte Yuriy weiterhin offen das Evangelium, oft in Gegenden, die von Banden kontrolliert wurden. «Einige der Gangster sind Christen geworden, ihre Frauen auch. Das gefiel ihren Kameraden nicht, also versuchten sie, uns aufzuhalten.»

Unglaubliches geistliches Erwachen

Pastor Yuriy Semenyuk wurde nach Transnistrien gerufen

«Jeden Morgen wache ich auf und denke: ‚Yuriy, du lebst noch und hast einen weiteren Tag, um das Evangelium zu predigen, einen weiteren Tag, um etwas für das Reich Gottes zu tun‘», sagt er.

Aus diesen bescheidenen Anfängen ist die «Christus der Retter»-Gemeinde zur grössten Gemeinde in Transnistrien geworden. «Wir erleben eine unglaubliche geistliche Erweckung. Nach 24 Jahren auf dem Missionsfeld sind wir immer noch lebendig.»

Jeden Sonntag füllt sich die Kirche mit Hunderten von Menschen, viele hören zum ersten Mal die Botschaft des Evangeliums. Regelmässig finden Taufen statt und unter der Woche bietet die Gemeinde verschiedene Jugendprogramme an. Auch Strasseneinsätze werden häufig durchgeführt.

Wunder erlebt

«Wir erleben oft Zeichen, Wunder und Heilungen nach der Verkündigung des Evangeliums. Ich glaube, dass all diese Kraft im Evangelium liegt.»

Trotz möglicher Konflikte will er bleiben. «Wir kennen unsere Berufung. Gott hat uns den Auftrag gegeben, das Evangelium zu verkünden und Jünger zu machen. Daran ändert sich nichts – Krieg oder kein Krieg, was auch immer die Situation um uns herum ist, wir haben immer dieselbe Berufung.»

Das ist aus der Sowjetunion geworden

Der geistliche Permafrost aus der knechtenden Zeit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ist längst getaut und das politische Konstrukt in viele Teile zerfallen. Nämlich in deren 15; in alphabetischer Reihenfolge: Armenien, Aserbaidschan, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Moldawien, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan und Weissrussland.

Gleich wie Transnistrien streben sechs weitere Gebiete nach Autonomie: Abchasien, Bergkarabach, Krim, Südossetien, Talysch-Mugan und Tschetschenien.

Vor dem Zerfall der Sowjetunion litten Christen schwer unter den Händen der Genossen. Unter Wladimir Lenin erfolgten Massenhinrichtungen von orthodoxen Priestern und Josef Stalin verlegte tausende Priester in Arbeitslager. Yuriy Semenyuk und seine Gemeinde zeigen, dass die Verfolgung nicht das letzte Wort hat.

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Datum: 25.06.2024
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / CBN

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