Keine Frauenordination?

Rick Warren entschuldigt sich

US-Pastor Rick Warren
Viele Jahre war der bekannte US-Pastor überzeugt, dass Frauen nicht predigen dürfen. Mittlerweile ist er vom Gegenteil überzeugt und bittet Frauen um Vergebung.

Der langjährige Pastor der amerikanischen Megachurch Saddleback Church, Rick Warren, hat seine Unterstützung für die Ordination von Frauen bekräftigt. In einem viel kommentierten Tweet schrieb der 69-Jährige, dass er sich öffentlich bei allen «guten Frauen in meinem Leben, in meiner Kirche und in meinem Dienst» entschuldigen wolle.

Ihn betrübe, dass er sich in all den Jahren nicht dafür eingesetzt habe, dass Frauen ihrem Missionsbefehl folgen können. Diese «Sünde» bereue er aufrichtig: «Christliche Frauen, bitte vergebt mir.»

Bibel änderte seine Meinung

Rick Warren, der aus gesundheitlichen Gründen im August 2022 in den Ruhestand ging, begründete bereits vor einigen Monaten seine Meinungsänderung. Entscheidend seien für ihn drei Bibelstellen: Matthäus, Kapitel 28, Verse 19-20; Apostelgeschichte, Kapitel 2, Vers 17 und Johannes, Kapitel 20, Vers 17.

In einem im März ausgestrahlten Podcast erklärte Warren seine Haltung. Seine Meinung zu Glaubensthemen würden nicht durch den Zeitgeist oder Druck von aussen verändert. Einzig die Bibel vermöge es, dass er seine Sichtweisen ändert. Das gelte auch in Bezug auf Frauen, die in Gemeinden predigen.

Während der Corona-Pandemie habe er sich viele Gedanken über Mission gemacht. In den ersten 300 Jahren nach Jesu Tod sei die Kirche extrem gewachsen. Er habe daher eine Liste mit Dingen angelegt, die die Kirche damals anders gemacht habe als in den folgenden 1'700 Jahren. Eine Erkenntnis von ihm sei gewesen, dass auch Frauen das Wort Gottes verkündet haben.

So richte sich die Bibelstelle aus Matthäus, der «Missionsbefehl», nicht nur an Männer, sondern auch an Frauen, erklärt Warren. Mit Blick auf die Apostelgeschichte sagt er, dass auch über den Frauen der Heilige Geist ausgeschüttet wurde und die Frauen anschliessend von Jesus predigten. In Apostelgeschichte, Kapitel 2 zitiere Petrus den Propheten Joel, der bereits voraussagte, dass auch Frauen predigen werden. So habe bereits Petrus mithilfe des Alten Testaments für predigende Frauen argumentiert.

Die dritte Bibelstelle sei aus Sicht von Warren der Beweis, dass Maria «die erste Predigerin des Evangeliums» gewesen sei. Jesus habe Maria den Auftrag gegeben, von dem zu erzählen, was sie gesehen hat.

Saddleback Church musste Dachverband verlassen

Der Exekutivausschuss der rund 13 Millionen Mitglieder zählenden «Southern Baptist Convention» (SBC) hatte Februar bekannt gegeben, dass fünf Kirchen den Verband verlassen müssen. Dazu gehören neben vier kleineren Gemeinden auch die prominentere Saddleback Church in Kalifornien.

Im Podcast kritisierte Warren diese Entscheidung. «Kirchen sollten aus dem Verband ausgeschlossen werden für Sünde, Rassismus oder sexuellen Missbrauch.» Eine Frau als Pastorin zu haben, sollte jedoch nicht dazugehören.

Der Verband sei davon überzeugt, dass das Pastorenamt aus biblischen Gründen Männern vorbehalten ist. Das erklärte der Vorsitzende des Ausschusses, Jared Wellman. Im Mai 2021 waren in der Saddleback Church drei Frauen ordiniert worden. Nachfolger von Rick Warren, der im August 2022 in den Ruhestand ging, ist Andy Wood. Dessen Ehefrau Stacie übernahm das Amt des «teaching pastor».

Der Südliche Baptistenverband ist einer der wenigen grossen protestantischen westlichen Kirchenverbände, in denen Männer als Pastoren unter sich sind. Das hat zu scharfen Auseinandersetzungen geführt. So hatte unter anderem der frühere US-Präsident Jimmy Carter den Verband verlassen, weil er in dieser Frage anderer Meinung war.

Dieser Artikel erschien zuerst auf PRO Medienmagazin

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Datum: 17.06.2023
Autor: Martin Schlorke
Quelle: PRO Medienmagazin

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