Für einheimische Dialekte

Immer mehr Bibelübersetzer im Iran

Im Iran gibt es viele verschiedene Dialekte
Es gibt im Iran immer noch viele Dialekte, die keine Bibel in der eigenen Sprache zur Verfügung haben. Lokale Christen haben es sich zum Ziel gesetzt, die Bibel in diese Dialekte zu übersetzen – natürlich im Untergrund.

Unterstützt werden die Christen in dieser nicht einfachen Aufgabe von dem Bibelübersetzungswerk «unfoldingWord». «Es gibt 1,45 Milliarden Menschen in der Welt, die etwa 5'500 Sprachen sprechen und noch keine komplette Bibelübersetzung in ihrer Herzenssprache haben», erklärt Evan Thompson (Name aus Sicherheitsgründen geändert) von unfoldingWord gegenüber The Christian Post. «Die Kirche hat sich in den vergangenen 20 Jahren exponentiell ausgebreitet. Und was diese Leute gelernt haben ist, dass du jemand zu Christus führen kannst, aber wenn er keine Gemeinde hat, wird er allein nicht überleben.»

Bibelübersetzungen für Gemeinden lebenswichtig

Man könne dann zwar neue Gemeinden gründen, aber wenn diese keine Bibel in der Muttersprache besitzen, werden sie nur für eine Generation bestehen. «Iran beispielsweise hat Gemeinden, die im Untergrund wirken. Und es gibt Tausende von Untergrundgemeinden in vielen anderen Teilen der Welt.» Doch viele von ihnen haben noch keine Bibelübersetzung in der eigenen Sprache – was die Zukunftsaussichten für diese Gemeinden trübt.

UnfoldingWord arbeitet weltweit mit Gemeindeleitern zusammen, die noch keine Bibel in der eigenen Sprache haben. Auch im Iran. Dort übersetzen aber nicht nur Gemeindeleiter, sondern auch -mitglieder mit Hilfe der Tools von unfoldingWord und Anleitung sowie Unterstützung der Organisation die Bibel. Doch dies ist gerade im Iran mit grossem Risiko verbunden.

Miriams Traum

Zu den Übersetzern gehört etwa Miriam (Name geändert), die weiss, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzt, wenn sie die Bibel für ihre Volksgruppe im Iran übersetzt, zu der Millionen Menschen gehören. Doch ans Aufhören denkt sie nicht. «Ich kann mir nicht einmal vorstellen, diese Arbeit unbeendet zu lassen. Ich muss die Arbeit beenden und die Ergebnisse sehen. Ich möchte sehen, wie meine lieben Angehörigen Rettung in Christus erleben. Das ist mein Traum; dass mein Volk frei und ohne zu zögern über Gott reden und seinen Namen frei aussprechen kann – dass sie ohne Angst von Gott reden können.»

Miriam hörte erstmals an der Uni von Jesus, als ihr eine Freundin ein Neues Testament auf Farsi schenkte. Sie las die Bibel allein, heimlich und viele Fragen und Unklarheiten blieben unbeantwortet, auch weil Persisch nicht ihre Muttersprache ist. Als sie dann in eine strenggläubige muslimische Familie heiratete und neue Fragen bekam, nahm sie – ebenfalls heimlich – online an einem Kurs teil, der Grundlagen im christlichen Glauben vermittelt. Dort erst verstand sie, worum es eigentlich geht, und übergab ihr Leben Jesus Christus.

Als ihr Mann sie eines Tages beim Anschauen einer Predigt erwischte, reagierte er erstaunlicherweise gelassen. Miriam erinnert sich: «Er sagte: ‘Ich weiss, dass du eine seriöse Frau bist und wenn das für dich wichtig ist, ist das in Ordnung!’» Er begann, mit ihr zusammen die Predigten anzuschauen und wenige Monate später kam auch er zum Glauben.

Wie wichtig die Bibel in der Muttersprache ist

Als ihr Pastor sie für die Bibelübersetzung anfragte, war sie sofort begeistert. «Es wird uns nicht erlaubt, an öffentlichen iranischen Schulen in unserer Muttersprache zu lernen. Das ist für unser Volk eine grosse Einschränkung.» Sie selbst ist Expertin in der Sprache und möchte die Bibel in diesen Dialekt übersetzen, damit Menschen wie ihre Mutter die Bibel lesen können. «Ich habe eine Bibel auf Farsi und die kann ich lesen. Aber ich verstehe die komplizierteren Konzepte nicht, weil Persisch nicht meine Muttersprache ist.» Und das, obwohl sie fliessend Farsi spricht. Sie können keine besondere Beziehung zur persischen Bibel aufbauen. «Wie sieht es aber mit Menschen aus, die keine bildungstechnischen Vorteile haben wie ich? Meine Familie und meine Freunde? Wenn ich das Evangelium in meiner Muttersprache hätte, würde es so viel einfacher sein, mit meiner Familie über Jesus zu reden. Sie können es verstehen und ihn schnell annehmen.»

Gemeindezentrierte Bibelübersetzung

Immer weniger Bibelübersetzer kommen aus dem Westen in andere Länder, während die Nachfrage nach neuen Bibelübersetzungen rapide ansteigt. Das Haupttool von unfoldingWord zur Übersetzung ist die «gemeindezentrierte Bibelübersetzung», bei der die Übersetzung in das Gemeindeleben und die Jüngerschaft eingebettet ist. «Die meisten unerreichten Menschen haben Nachbarn, die Jesus kennen und ihnen das Evangelium bringen können. Und unfoldingWord rüstet die Kirche in jeder Volksgruppe aus mit dem Ziel, die Bibel in jede Sprache zu übersetzen», erklärt Evan Thompson. Hierfür stehen Open-Source-Software und -Bibelinhalte zur Verfügung. Zudem schulen sie die Übersetzer in dogmatischer Lehre und beantworten Fragen zu Übersetzungen.

Im Iran wurde die Bibel laut Thompson bereits in Dutzende einheimische Sprachen übersetzt. Doch es braucht noch mehr Übersetzer, das weiss auch Miriam: «Wir brauchen mehr Menschen, die meine Muttersprache sprechen, um weiter an diesem Projekt zu arbeiten. (…) Ich möchte um Gebet bitten (…) dass noch mehr Menschen für das Projekt gewonnen werden, die unsere Sprache gut kennen.»

Zum Thema:
5 Jahre statt 6 Monate: Iran: erste Christen unter neuem Religionsgesetz verurteilt
Sahar aus dem Iran: «Du bist meine Tochter, ich habe dich erwählt!»
Im Iran: Warum die Untergrundgemeinde täglich Abendmahl feiert

Datum: 03.12.2023
Autor: Christian Post / Rebekka Schmidt
Quelle: Christian Post / Übersetzt und gekürzt von Livenet

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung