Skilegende Zurbriggen: «Der eigentliche Chef ist für mich der Herrgott»
Der Zermatter Hotelier Pirmin Zurbriggen motivierte in Winterthur mit seinem Walliser Charme und seiner tiefen Glaubensüberzeugung rund 400 Verantwortliche aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Rund 15 weitere namhafte Referierende aus der ganzen Schweiz bekräftigten am Forum christlicher Führungskräfte, dass erfolgreiches Wirtschaften von christlichen Werten und menschlicher Wertschätzung begünstigt wird.
Plötzlich aus dem Rampenlicht
Pirmin Zurbriggen betonte, der Wechsel vom Sportler zum Hotelier sei nicht immer einfach gewesen. Im Sport sei oft die eigene Person im Mittelpunkt gestanden. Plötzlich musste er stärker das «Du» in den Fokus rücken. Er gebe jungen Sportlerinnen und Sportlern deshalb als Tipp mit auf den Weg, dass sie schon frühzeitig an die «zweite Karriere» denken müssen. Das lebe er auch seinen eigenen Kindern vor, sagte Zurbriggen: Er wolle seinen Kindern die Begeisterung für die Hotellerie vermitteln, indem er sie frühzeitig einbeziehe – zum Beispiel im Service oder im Unterhalt – und die Begeisterung authentisch vorlebe.
«Alleine ist man gar nichts»
Auf die Frage, ob er gerne Chef sei, antwortete Zurbriggen: «Der eigentliche Chef ist für mich der Herrgott.» Aus diesem Grund seien ihm die dienende Haltung und das Bewusstsein wichtig, dass man allein gar nichts bewirken könne. Genau das sei seiner Meinung nach das Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Führungskraft.
Auf dem Weg als katholischer Christ sei er stark von seinen Grosseltern geprägt worden: Auch während seiner Skikarriere habe er immer wieder auf die Unterstützung von oben vertraut. Zum Schluss liess es sich Moderater Markus Baumgartner nicht nehmen, zu fragen, ob Marco Odermatt von der Veranlagung her der «neue Pirmin Zurbriggen» sei. «Er kann Dinge bewerkstelligen, die andere nicht können. Und er bringt tatsächlich viele Veranlagungen mit, die mir damals auch gegeben waren», antwortete der Walliser.
Zins: eine Frage der Verantwortung
Ethikerin und Theologin Christina Aus der Au beschäftigte sich als frühere Verwaltungsrätin der Alternativen Bank mit dem biblischen Zinsverbot. «Wer das Geld liebt, wird des Geldes nicht satt», zitierte die evangelische Thurgauer Kirchenratspräsidentin unter anderem aus der Bibel. Sie räumte ein, dass der hebräische Ursprungstext nicht zwischen den Wörtern Zins und Wucher unterscheide. Das Zinsverbot sei eigentlich ein Wucherverbot. «Zinswirtschaft zwingt zum Wachstum», gab sie zu bedenken und thematisierte die Schere zwischen Arm und Reich. Deswegen werde sie von ihrem Mann als «linker Socken» bezeichnet, sagte sie augenzwinkernd.
Sie zeigte aber auch auf, dass die reformatorische Interpretation zielführend sei: Dann nämlich, wenn ein Nutzen für die Allgemeinheit und die Gesellschaft als Ganzes erwachse. Schliesslich nannte sie grundsätzliche Stossrichtungen: Es gehe darum, Auswüchse zu bekämpfen, Höchstzinse festzulegen, in bestimmten Situationen freiwillig auf Zinsen zu verzichten oder sogar die Praxis der Erlass- und Halljahre zu bedenken. Es gebe aber auch radikale Alternativen wie Alternativwährungen, Tauschringe, Negativzinsen oder Vollgelderformen. Als Fazit betonte sie: «Ich sage euch nicht, was gut oder schlecht ist.» Man müsse sich aber fragen, welches der Geist hinter dem Zinsverbot sei und sich bewusst machen, dass man diesbezüglich in der Verantwortung stehe.
Berührende Praxiserfahrungen
Am Freitagmorgen standen nach Aus der Au weitere Persönlichkeiten auf der Bühne und erzählten aus der Praxis als Unternehmer: Regula Sulser, die einen Mahlzeitendienst für Menschen ab 80 und in Regensdorf ein Restaurant betreibt, berührte die Teilnehmenden mit einem emotionalen Bericht über ihre ungewöhnliche berufliche Erfolgsgeschichte. Damit motiviert sie nicht nur Senioren, sondern auch ihr Team neu und betont: «Eine Gesellschaft ohne alte Menschen ist wie eine Muschel ohne Perle.»
Wirtschaftsanwalt, Immobilien- und Gastrounternehmer Daniel Gysi aus Muolen berichtete über seine wirtschaftlichen und persönlichen Erfolgserlebnisse, die sich einstellten, als er bereit war, nicht nur auf den eigenen Profit zu achten, sondern sogar mehr als zehn Prozent des Umsatzes weiterzugeben.
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Datum: 03.09.2022
Autor: Roman Salzmann
Quelle: Forum christlicher Führungskräfte