Kundgebung vor EU-Sitz

«Wir wollen ein friedliches Pakistan»

Erstmals demonstrierten Pakistaner und Europäer vor dem EU-Sitz in Brüssel für ein Ende des Blasphemie-Gesetzes. EU-Parlamentarier Peter Van Dalen wird nun bei der EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton vorstellig und übergibt die Petition der Teilnehmer.
Protest vor dem EU-Parlament in Brüssel
(V.l.n.r.) Latif Bhatti, Fernando Pauwels, Joseph Francis, Peter Van Dalen und Paul Delva

Ein Gesetz, das in Europa immer wieder für Entsetzen und ein Rauschen im Blätterwald sorgt. Gerade dann, wenn Menschen sterben sollen, weil sie angeblich den Koran beleidigt haben. Alleine der Vorwurf reicht, um jemandem den Boden für immer unter den Füssen wegzuziehen. Zwar sprechen die Gerichte die Beschuldigten in aller Regel frei. An ihren ursprünglichen Wohnort können die Freigekommenen aber nicht mehr zurück. Zu gross ist die Gefahr, dass ein aufgewiegelter Mob Selbstjustiz übt.

Menschen aus Pakistan sowie Belgien, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz setzten nun ein Zeichen. Unter ihnen der christliche Menschenrechtler Joseph Francis, Gründer einer Anwaltskanzlei, die sich auch um Opfer des Blasphemie-Gesetzes kümmert.

Besonderes Gewicht erhielt die Protest-Veranstaltung am 25. März 2013 durch die Anwesenheit des EU-Parlamentariers Peter Van Dalen. Mehrfach hatte er Francis bereits eingeladen, vor dem EU-Parlament zu sprechen. Diesmal wurden auch Unterschriften für eine Petition gesammelt, welche die EU-Aussenbeauftrage Catherine Ashton auffordern, bei der pakistanischen Regierung vorstellig zu werden und ein Ende dieses Gesetzes zu fordern.

Erste Kundgebung

Das Gesetz sei mehr und mehr verschärft worden, kritisiert Francis, der für sein mutiges Schaffen für den Sacharow-Preis (auch als EU-Menschenrechtspreis) nominiert ist: «Paragraf 295-C fordert sogar die Todesstrafe. Gerade kürzlich, am 8. März nach Freitagsgebet, hiess es, jemand habe Blasphemie begangen.» Die Polizei nahm den Angeschuldigten fest. Dennoch attackierte ein von Mullahs angeführter Mob eine christliche Siedlung. Über hundert Häuser von Christen wurden niedergebrannt. Die Polizei versuchte Einhalt zu gebieten, indem sie sagte, der Schuldige sei inhaftiert. Doch der Mob zog unbeirrt weiter.

«Es ist das erste Mal, dass eine solche Kundgebung durchgeführt wird», bilanziert Demonstrations-Mitorganisator Fernando Pauwels, ein belgischer Freund von CLAAS, der Anwaltsfirma von Joseph Francis, die ausgeschrieben für «Center for Legal Aid, Assistance and Settlement» steht.

Gedenken an ermordeten Menschenrechtler

Eine bewegende Schweigeminute wurde für Shahbaz Bhatti eingelegt. Als Christ wurde er Minister für Minderheiten. «Am 2. März 2011 wurde er umgebracht, er war gegen das Blasphemie-Gesetz», sagte Latif Bhatti zu Livenet.ch. Er ist der Cousin des Ermordeten, lebt in Belgien und setzt sich für die Unterdrückten ein.

Paul Delva, Mitglied des flämischen Parlaments, mahnte, dass oft vergessen gehe, dass in vielen Orten nicht diese Freiheit herrscht, wie in der westlichen Welt. «Mein Land soll eine wichtige Rolle spielen in der Verbesserung», wünscht sich der Belgier. Er gebe eine Resolution ein, die sich mit dem Blasphemie-Gesetz beschäftige. Seinen Beitrag schloss er mit einem stillen Gebet.

«Zeichen der Einheit»

Gebet sei die wirksamste Waffe, betonte ein weiterer Redner. Auch wurde um ein Hinsehen gebeten, ansonsten würden sich die Fälle wie die Attacke in Gojra, wo mehrere Christen umgebracht und etliche Häuser angezündet wurden, immer wiederholen.

Ein weiterer Redner erklärte: «Wir wollen ein friedliches Pakistan, es gehört auch mir. Nicht den Mullahs. Das Land soll von Hass und Extremisten befreit werden.»

Bewusst wurde die Kundgebung an einem Werktag angesetzt, da an diesem auch die EU-Parlamentarier vor Ort sind. Obschon an einem Montag durchgeführt, erschienen rund 200 Teilnehmer. Anschliessend lud Jean-Claude Thienpont, Pastor der Vereinigten Protestantischen Kirche in Belgien, zu einem pakistanischen Essen in seine Kirche. «Es ist ein Zeugnis der Einheit, unsere Herzen sind mit euch.» In seiner Kirche gebe es Gebetszeiten für die verfolgte Kirche und Kollekten. Und auch danke man für die Freiheit, die in den hiesigen Ländern herrscht.

Buch zum Thema:
Mir blieben nur Gebet und Tränen

Datum: 28.03.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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