«Populismus vertritt ein falsches Menschenbild»
Den Start in den SEA-Medientag bildete das Referat von Roger de Weck, Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG). Der erfahrene Medien-Manager und Publizist betonte in seinem Referat die Gefahr populistischer Tendenzen weltweit.
Nach den Weltkriegen seien in Europa die «Stimmen der Vernunft» zwar gehört worden. Ein dreiviertel Jahrhundert nach dem zweiten Weltkrieg kämen sie jedoch wieder – die Hitzköpfe, die scheinbar wüssten, was die Menschen wollen. In Zeiten wie diesen blieben Werte wie «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst» auf der Strecke. Sowohl die Medien als auch die Kirchen müssten gerade heute an ihrer Wertorientierung festhalten, sagte Roger de Weck weiter. Speziell christliche Medien sollen ihre Grundwerte hochhalten und gut sein in dem, was sie tun. Nur so werde das Publikum in Zukunft erreicht werden können.
Kritik an Ideologie
Die reformierte Pfarrerin Catherine McMillan stellte in ihrem Vortrag zehn Gründe vor, weshalb Christen nicht auf Populismus als Ideologie hereinfallen sollten. Die Reformations-Botschafterin, die durch das «Wort zum Sonntag» im Schweizer Fernsehen bekannt ist, betonte, dass Populismus stets mit der Angst spiele.
Ein Referat von Radio Zürisee-Moderationsleiter Martin Diener rundete den Vormittag ab. Anhand von Beispielen zeigte er auf, wo ihm in seinem Arbeitsalltag Populismus begegnet.
Respekt als Voraussetzung für Toleranz
Unter der Leitung von Kommunikationsspezialist Markus Baumgartner diskutierten Pfarrerin Catherine McMillan, ICF-Pastor Nicolas Legler, SRF-Radiojournalist Christoph Keller und Kommunikationsexperte Martin Künzi das Thema nach der Mittagspause weiter. Der Fokus der Podiumsdiskussion richtete sich zunächst auf eine allgemeine Auslegeordnung des Populismus-Begriffs und mündete in der Frage, welche Relevanz das Thema speziell für Kirchen und Medien hat. «Populismus nutzt die Position des Nichtwissens aus», betonte SRF-Journalist Christoph Keller.
Wer nicht wisse, worauf er oder sie sich gründe, sei anfälliger für populistische Positionen, sagte er weiter. Konsens fanden die Diskutierenden darin, dass über allem der gegenseitige Respekt stehen müsse. Es gehe darum, anderen Meinungen mit Toleranz und Respekt zu begegnen und nicht ohne genaueres Wissen in einer Haltung zu verharren. Man müsse nicht immer der gleichen Meinung sein, es sei aber wichtig, dass gegenteilige Argumente angehört und respektiert würden, fügte ICF Zürich-Geschäftsführer Nicolas Leger an.
Der SEA-Medientag fand zum 13. Mal statt und erfreute sich einer Teilnehmerzahl von knapp 90 Teilnehmenden.
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Schweizerische Evangelische Allianz
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Datum: 05.09.2017
Autor: Simon Bucher
Quelle: Schweizerische Evangelische Allianz SEA