Dave Eubank

Für Gott an der Front

Dave Eubank
Als der Islamische Staat IS die Ortschaft Sinjar überrannte, wurde die frisch verheiratete Sousan gefangen genommen und zur Sexsklavin der Extremisten. Die Geschichten, die Dave Eubank miterlebt, münden nicht alle in Happy Ends.

Der ehemalige U.S. Army Ranger Dave Eubank, der heute als Missionar Menschen in ganz Asien hilft, erfuhr von Sousans Gefangenschaft, als er 2015 ihren Mann Fouzi in den Sinjar-Bergen traf, hoch über der Stadt, die in den Händen des Islamischen Staates lag. Fouzi bat um Gebete für seine Frau.

Während sein Team die Flüchtlinge in den Bergen medizinisch und zahnmedizinisch versorgte, schlich sich Dave an die Front, um Peshmerga- und kurdische Soldaten medizinisch zu behandeln, die um die Befreiung der Stadt kämpften.

Lebt Sousan noch?

Sousan mit ihrer Mutter

Von den Schützengräben aus betrachtete Dave die ISIS-Stellungen und fragte sich, was mit Sousan war. War sie noch am Leben? Würde sie befreit werden? Er betete für sie und für seinen neuen Freund Fouzi.

Innerhalb der ISIS-Hochburg wurde Sousan wiederholt geschlagen, vergewaltigt, gedemütigt und eingeschüchtert. Sousan war Zoroastrierin, ein Minderheitenglaube im Nahen Osten, der Elemente des Christentums mit dem Islam verbindet. Muslime finden diese Religion besonders verabscheuungswürdig und setzen ihre Anhänger den schlimmsten Misshandlungen aus.

Nach der Eroberung von Sinjar hatte ISIS die Männer dieser Gruppe kurzerhand hingerichtet. Die Frauen wurden zur Kriegsbeute, zu Objekten der sexuellen Ausbeutung.

«Die Rache ist mein»

Der Vater von Sousan ist vermutlich tot. Von ihrem Bruder weiss die Familie nichts. Ihre Mutter und ihre Schwestern wurden getrennt und als Sexobjekte verkauft. Sousan wurde mehrfach im Westirak weitergereicht, bis sie schliesslich in einem Stadion in Raqqa versteigert wurde, das der ISIS zu seiner Hauptstadt gemacht hat.

Dave Eubank, der als Missionarskind in Thailand aufwuchs, sagt, dass er den Einsatz von Waffen als letztes Mittel ansieht. Das ist aber nicht immer einfach. Als einmal ein kleines Mädchen von einer Kugel getroffen und getötet wurde, während sie direkt neben ihm sass, hatte Dave genug. «Ich werde jeden ISIS-Kämpfer jagen und töten», schwor er sich. «Vielleicht werde ich scheitern, aber ich kann nicht damit leben, dieses kleine Kind sterben zu sehen.»

Doch sein Seelsorger aus Myanmar, Kaw Paw Say, konnte ihn anders beraten. Als er in seiner Bibel blätterte, stolperte er dreimal über die Bibelstelle: «Die Rache ist mein, spricht der Herr, ich will vergelten.»

Gegenteil von Rache

Dave Eubank: «Was ist der Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Rache? Es ist Liebe. Gerechtigkeit bedeutet, dass du das Richtige willst und dich darum kümmerst, dass auch der Täter sein Herz ändert.»

Einmal, als Mosul belagert wurde, entdeckte er ein Mädchen hinter einer Mauer. Die Menschen waren auf der Flucht vor ISIS, und die meisten wurden von den Kugeln der ISIS-Kämpfer getroffen, darunter auch die Mutter des Mädchens. Durch das Fernglas konnte Dave den benommenen Blick eines Mädchens sehen, das unter Schock stand, aber noch am Leben war. Jemand musste sie retten, aber es war ein Selbstmordkommando. Dennoch gelang es ihm, die Kleine zu retten.

Mit Hilfe des irakischen Generals fand er die Grossmutter der Kleinen, die heftig weinte. Sie hatte alle verloren: Die Rettung ihrer Enkelin «rettete» ihr Leben.

Unzählige wurden gerettet

Mit seinen «Free Burma Rangers» hilft Dave Eubank in zahlreichen Konfliktgebieten. Die meisten seiner 6000 Helfer sind Burmesen. Auch seine Frau und die drei Kinder wirken mit. Karen verabreicht Medikamente, ausserhalb der Schussweite, aber nicht ausserhalb der Reichweite der Mörser. Seine Töchter fahren gepanzerte Krankenwagen und sein 16-jähriger Sohn einen Humvee.

Die Kinder sind damit aufgewachsen, im Dschungel Leute zu pflegen, Flüsse zu durchqueren und mit den Teams zu trainieren. Daves Art von missionarischer Liebe hat das Evangelium den ungewöhnlichsten Menschen auf dem Planeten gebracht, von Spiritisten über Atheisten bis hin zu einem muslimischen irakischen General.

Wo ist Sousan?

Daves Team verliess den Irak im Jahr 2015. Im darauffolgenden Jahr besiegten die Iraker ISIS in den kurdischen Gebieten, einschliesslich Sinjar. Im Jahr 2017 wurde ISIS fast vollständig aus dem Irak verdrängt und 2019 verschanzten sich die letzten Kämpfer in Bagouz am Euphrat zum letzten Widerstand.

Aber von Sousan keine Spur. Fouzi, ihr Ehemann, hörte einen Bericht, den er für zuverlässig hielt und der bestätigte, dass sie bei einem Luftangriff getötet worden war. Er heiratete wieder und bekam zwei Kinder.

Doch Sousan war nicht getötet worden. Sie befand sich in einem Flüchtlingslager mit 72'000 Menschen aus 52 verschiedenen Ländern. Die Lagerleiter wussten nicht, wer Opfer und wer möglicherweise flüchtige Täter waren. Also wurden alle hart behandelt.

Wieder frei

Sousan lebte lange in diesem Lager. Nach den Jahren in ISIS-Gefangenschaft lebte sie in Angst und bat nie um Hilfe - bis sie im Oktober 2022 den Mut aufbrachte, einen Wachmann um Hilfe zu bitten, um wieder mit ihrer Familie vereint zu werden. Sie wurde wieder mit ihrer Mutter und ihren Schwestern vereint, die ähnliche Torturen überlebt hatten.

Dave war gerade im Irak und bereitete sich auf einen Einsatz in Syrien vor, als er von einem Teammitglied den Anruf erhielt, dass Sousan gefunden worden war. Dave traf Sousan und sie erzählte vom Geschehenen. «Gott hat uns ein neues Leben geschenkt. Wir werden das Beste daraus machen.» Natürlich war Sousan enttäuscht, dass ihr Mann wieder geheiratet hatte. «Das hat mir das Herz gebrochen.» Mit ihrer Mutter ist sie als Flüchtling nach Deutschland gezogen. Dave versorgte sie mit einer Bibel, finanzieller Unterstützung und der Hoffnung auf ein neues Leben.

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Datum: 22.05.2023
Autor: Clara Grace Czer / Michael Ashcraft / Daniel Gerber
Quelle: Godreports / gekürzte Übersetzung: Livenet

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