Christen in Tauchposition

Spuren Gottes in meinem Alltag

Persönliche Erlebnisse mit Gott sprechen andere Menschen an. Um von den Spuren Gottes in meinem Alltag erzählen zu können, muss ich sie allerdings erst einmal selbst wahrnehmen, hat VBG-Leiter Benedikt Walter festgestellt.
Spuren Gottes

Im Rahmen der Initiative «Glaube am Montag» setzten wir uns in der VBG mit der Frage auseinander, wie sich der christliche Glaube auf meinen Berufsalltag auswirkt. Letzten Herbst organisierten wir dazu einen Studientag mit dem Titel «Faktor Gott». Während des Tages stand immer wieder die Frage im Raum, was es für meinen Lebensalltag als Mutter, Lehrer, Juristin, Geschäftsfrau usw. ausmacht, dass ich an Jesus Christus glaube.

Eine Erkenntnis aus diesem Tag ist, dass als Antwort auf diese Frage oft zuerst eine Stille kommt. Eine Stille, die als Ausdruck von Hilflosigkeit verstanden werden darf. Das Nachfragen zeigte, dass wir uns schwer tun, das Wirken Gottes im normalen Lebensalltag zu erkennen und es uns noch schwerer fällt, dies mit eigenen Worten auszudrücken. Für mich ist dies ein Leiden.

Weiter begleitet mich die Angst, dass die Christen in der Gesellschaft die Rolle von einem U-Boot übernehmen. Am Montag geht man in Tauchposition mit der Angst, entdeckt und aufgefordert zu werden, über persönliche Erlebnisse mit Gott zu reden. Bis Freitag bleibt man unter Wasser. Und am Wochenende heisst es auftauchen und richtig Luft holen, bevor es am Montag wieder in Tauchposition geht.

Persönliche Geschichten

Gerade in einer Zeit, in der Wahrheit beliebig ist und Beziehungen alles sind, sind persönliche Geschichten über Spuren Gottes im normalen Leben wichtig. Persönliche Erlebnisse überzeugen viele Menschen mehr als die stichhaltigsten Argumente. Wenn wir Nicht-Gläubigen nicht von Spuren Gottes erzählen können, dann haben wir einen Erklärungsnotstand. So ist in Gesprächsrunden im Fernsehen bemerkenswert, dass die Glaubwürdigkeit einer Person einerseits von der Qualität der Argumente abhängt. Anderseits ist aber zentral, ob es gelingt, etwas Persönliches rüberzubringen und dadurch spürbar zu werden. Und wenn es um den christlichen Glauben geht, dann müssen wir uns bewusst sein, dass die Menschen weniger in der Bibel nachschlagen, sondern die Menschen beobachten, die sich Christen nennen.

Fünf Minuten inne halten

Auf mein Leben zurückblickend merke ich, dass auch ich es brauche, immer wieder Spuren Gottes im Leben zu erkennen. Ganz im Stil des Psalmisten von Psalm 103 «Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.» So muss ich eingestehen, dass es auch für meine persönliche Ermutigung wichtig ist, mir Gottes Spuren immer wieder vor Augen zu führen. Mir hilft hier, zum Tagesabschluss fünf Minuten inne zu halten und den Tag in Gedanken kurz durchzugehen. Oder als Austausch in einer Kleingruppe einander berichten, wo ich in der letzten Woche Spuren Gottes erlebte, oder auch nicht entdeckte.

Wenn ich hier über Spuren Gottes nachdenke, dann muss ich mir bewusst sein, dass Gott kein Kaugummiautomat ist. Seine Offenbarung ist nicht von einer speziellen Handlung von mir abhängig, so auch nicht von einem «richtigen» Gebet. Er offenbart sich wann und wo er will. Dies ist eine Eigenschaft von Gott. Meine Aufgabe ist, zu lernen, seine Spuren zu lesen und ihn besser kennen zu lernen. Dazu gehört auch, dass Gott mir Leid und Schmerz zutraut und sich gerade in diesen Zeiten ganz speziell offenbart.

Rückblickend ist mein Anliegen aus dem vergangenen Jahr, dass wir uns aufmachen, Spurensucher werden und lernen, die entdeckten Spuren mit eigenen Worten auszudrücken.

Dieser Text ist ein Beitrag für das Magazin «Boxenstopp» der Initiative «Glaube am Montag».

Datum: 29.04.2013
Autor: Dr. Benedikt Walker
Quelle: Livenet / Boxenstopp-Magazin

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