Erntedank

Dank opfern - wie geht das?

Erntedank-Körbe
Ist «Dank opfern» die anstrengende Variante des fröhlichen «Dankeschön»? Nein, aber die Bibel unterstreicht, dass Dank mehr ist als ein Wort und mit mehr als Erntedank zu tun hat.

Erntedank ist einer der seltsamsten kirchlichen Feiertage im Kalender. Auf den ersten Blick steht da kein Kreuz im Mittelpunkt und auch keine Krippe, sondern Kürbisse. Tatsächlich ist in vielen Kirchen und Gemeinden heute der Tisch vorne voll mit Obst und Gemüse, mit Brot und Ähren. Das sieht bunt und schön aus und es soll unterstreichen, was wir alles geerntet haben und wofür wir dankbar sind.

Spätestens an diesem Punkt können Sie sich in Ihrer Gemeinde einmal unauffällig umschauen. Wie viele Landwirte sitzen denn da in den Reihen? Meistens sind es ziemlich genau null. Hier hat niemand geerntet. Die Ährensträusse sind geliehen und die Kürbisse wurden für 1,49 Euro pro Kilo im Supermarkt gekauft. Das tut natürlich der Dankbarkeit keinen Abbruch – es zeigt höchstens, dass sich im Laufe der Zeit etwas verschoben hat in der Art und Weise, wie wir Erntedank feiern und die Frage ist: Was passt heute zu uns und unserer Situation?

Apropos passen. Mehrfach ist in der Bibel die Rede davon, dass wir «Dank opfern» sollen. Hier wird es nun vollends unverständlich. Sollen wir etwas weggeben? Opfern? Haben wir dann weniger davon? Und was hat das mit Dank zu tun?

Gott will keine Opfer

Psalm 50 ist einer der Texte in der Bibel, die sich sehr stark ums Thema Dankbarkeit drehen, und auch die Formulierung «Dank opfern» enthalten. Verfasst wurde er von Asaf, einem damaligen Lobpreisleiter – also dem Albert Frey oder Matt Redman der alten Israeliten. Und der beginnt seinen Appell für Dankbarkeit nicht mit Dankbarkeit, sondern mit einem Blick auf Gott selbst.

«Der Mächtige, Gott der Herr, er redet und ruft die Erde vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Aus Zion, der Schönheit Vollendung, erscheint Gott im Lichtglanz. Unser Gott kommt und schweigt nicht; verzehrendes Feuer geht vor ihm her, und rings um ihn stürmt es gewaltig.» (Psalm 50, Vers 1-3) Ähnlich wie in heutigen Worshipsongs wird Gott hier in seiner Herrlichkeit als Schöpfer gezeigt. Doch dann geht es so weiter, wie es sich heutige Lieddichter nicht trauen würden: »Versammelt mir meine Getreuen, die den Bund mit mir schlossen über dem Opfer!«, fordert Gott hier in Vers 5. Er erklärt der versammelten Mannschaft dann, wie perfekt ihre Gottesdienste sind inklusive der damals üblichen Schlacht-, Brand- und sonstigen Opfer. Und dann zeigt er ihnen etwas Bahnbrechendes: «Höre, mein Volk, so will ich reden (Vers 7)… Ich will keinen Stier aus deinem Haus nehmen, keine Böcke aus deinen Hürden; denn mir gehören alle Tiere des Waldes, das Vieh auf tausend Bergen.» (Vers 9-10)

Wie bitte? Derselbe Gott, der das alttestamentliche Erntedankfest bis ins Detail geregelt hat (siehe 3. Mose, Kapitel 23, Vers 15-27), ist plötzlich dagegen? Nein. Er ist nicht dagegen. Er unterstreicht allerdings, dass Israel sich mit den Opfern nichts kaufen kann. Er unterstreicht, dass ihm sowieso alles gehört und er nichts braucht. Und er unterstreicht, dass Dank für ihn ein Gesamtkonzept ist, das weit über ein einzelnes Opfer beim Erntedankfest hinausgeht.

Gott will Dank

Asafs Lied geht ab jetzt in zwei Richtungen. Gott erklärt darin denjenigen, die nur ein frommes Alibi suchen und ansonsten ungerecht leben wollen und sich darin gefallen: «Das hast du getan, und ich habe geschwiegen; da meintest du, ich sei gleich wie du. Aber ich will dich zurechtweisen und es dir vor Augen stellen!» (Vers 21) Denjenigen, die sich fragen, wie sie denn Dank opfern sollen, hilft er dabei, das für sich umzusetzen: «Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde; und rufe mich an am Tag der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich ehren!» (Vers 14-15)

Asaf knüpft da an, wo er angefangen hat: Gott ist der Schöpfer und Erhalter, letztlich gehört alles ihm. Bringen Sie ihm keine Dinge oder Tiere – er braucht sie nicht. Aber bringen Sie ihm Ihr Dankgebet. Erkennen Sie an, dass Sie sich nicht selbst versorgen, sondern Gott Ihnen gibt, was Sie brauchen. Erkennen Sie an, dass Gott der Chef ist. Sie wollen nach seinem Willen leben? Dann kompensieren Sie Ihren Ungehorsam nicht mit Geschenken (Opfern), sondern halten Sie sich an Ihre Zusagen. Erkennen Sie an, dass Gott Ihr grosser Freund ist. Denn wen sonst können Sie rufen, wenn Sie dringend Hilfe brauchen? Wenn Sie in Not sind, dann sortieren sich die Freunde in Freizeitkumpels und Notgefährten – also diejenigen, die Sie auch nachts um drei anrufen können. So einer ist Gott. Und er sagt auch noch: «so will ich dich erretten, und du sollst mich ehren».

Die Idee von Erntedank

Wenn Sie jetzt denken, dass Asaf nur sehr wenig zur richtigen Form von Erntedank sagt und schon gar nichts über das Dekorieren mit Kürbissen, dann haben Sie völlig recht. Ihm geht es um die Idee von Erntedank. Und die bestand schon zu Beginn nicht aus irgendwelchen Opfern – sie tut es bis heute nicht. In der Detailbeschreibung in 3. Mose, Kapitel 23 wird vielmehr festgehalten:

  1. Feiern Sie mit Ihrer Familie und Ihren Freunden, dass Gott Sie so reich beschenkt hat.
     
  2. Unterstreichen Sie das, indem Sie Gott etwas von dem zurückgeben, was er Ihnen anvertraut hat – er braucht es nicht, aber Sie brauchen diese Perspektive.
     
  3. Verlieren Sie andere nicht aus den Augen, denen es nicht so gut geht wie Ihnen. Interessanterweise schliesst die Ablaufplanung des Erntedankfestes im Gesetz genau damit: «Wenn ihr aber die Ernte eures Landes einbringt, so sollst du dein Feld nicht bis an den Rand abernten und keine Nachlese deiner Ernte halten, sondern es dem Armen und dem Fremdling überlassen. Ich, der Herr, bin euer Gott.» (3. Mose, Kapitel 23, Vers 22)

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Datum: 01.10.2023
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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