Nachkomme von Flüchtlingen

Erster arabischer Christ wird Botschafter Israels

Eine christliche Palätinenserfamilie wählte Weg der Versöhnung und des Zusammenlebens. Jetzt wird ein Enkel Botschafter Israels in Aserbaidschan.
George Deek

Israel hat erstmals einen christlichen Araber zum Botschafter des jüdischen Staates ernannt: George Deek wird diesen ab Sommer 2019 im schiitisch-islamisch geprägten Aserbaidschan vertreten. «George ist ein begabter Jurist und ein gefragter Redner», sagte dazu ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums. 2014 wurde eine Ansprache des Christen auf einem Kongress in Oslo als «beste Rede» gewertet, die je durch einen Vertreter von Israels Diplomatie gehalten worden ist.

Deek stammt aus einer christlich-arabischen Familie in Jaffa bei Tel Aviv, die dort seit 400 Jahren lebt. «Deek» – ausgesprochen Dik – ist ein unter griechisch-orthodoxen Arabern und den aus ihnen hervorgegangenen griechisch-katholischen «Melkiten» weit verbreiteter Familienname und bedeutet «Hahn».

Symbol für Integration

George Deek studierte internationales Recht an der Georgetown University in Washington und arbeitete dann ab 2007 als Anwalt in Israel. Er spricht fliessend Arabisch, Hebräisch und Englisch sowie gut Französisch. Zur Zeit ist er Berater des Generaldirektors im Aussenministerium in Jerusalem.

Dieses bezeichnete Deeks Ernennung zum Botschafter in Baku als Symbol für «die Integration von Israelis mit unterschiedlichem religiös-nationalem Hintergrund in die diplomatische Vertretung des Staates». Deek sei der einzige christliche Beamte im Aussenministerium. Der 34-Jährige habe die gesamte diplomatische Ausbildung durchlaufen und bereits als israelischer Geschäftsträger in Nigeria und Norwegen gewirkt.

Ein Beispiel für Versöhnung

George Deek ist aber nicht nur Israels einziger hoher Diplomat christlichen Glaubens und arabischer Herkunft: Seine Familiengeschichte beweist, dass in Palästina Versöhnung zwischen Christen und Juden möglich war und auch heute Zukunft hat. Sein Grossvater, der Elektrotechniker Georges Deek, dessen Namen er trägt, war im Adschami-Viertel von Jaffa einer der dort nicht wenigen, die in den 1930er und 1940er Jahren mit den jüdischen Neueinwanderern in gutem Einvernehmen standen. Er arbeitete in der Elektrizitätsgesellschaft Rotenberg und lernte sogar Jiddisch, was dort die meisten seiner Kollegen sprachen.

Zuerst Opfer arabischer Propaganda ...

Dennoch fiel er 1948 vor Israels Unabhängigkeitskrieg wie die meisten Palästinenser auf die arabische Propaganda aus Kairo, Damaskus und Bagdad herein, die sie zum Verlassen ihrer Heimat aufrief, bis «die Zionisten besiegt und vertrieben sind». Er liess noch schnell einen Pfarrer kommen, um ihm seine 18-jährige Braut Vera anzutrauen. Dann machten sich beide – zu Fuss – auf den Weg in den Libanon und warteten dort auf den arabischen Endsieg. Vergeblich – wie Hunderttausende andere Palästinaflüchtlinge auch.

... dann mutige Entscheidung

Dann aber taten sie etwas, was ausser ihnen nur wenige andere wagten: Sie kehrten in ihre Heimatstadt Jaffa zurück, obwohl diese nun unter israelischer Herrschaft stand. Dort sind sie auch geblieben. Heute wird ihr Enkel George Deek nun sogar Botschafter Israels.

Und er gibt seinen arabischen Landsleuten folgende Lehre mit: «Der Grund dafür, dass ich heute israelischer Diplomat und nicht ein palästinensischer Flüchtling bin, ist der Mut meines Grossvaters, eine für andere undenkbare Entscheidung zu treffen. Statt zu verzweifeln, hoffte er auf Versöhnung und ein Zusammenleben mit den Israelis. Sie waren zwar Feinde, doch wollte er sie zu seinen Freunden machen. Dafür schulden ich und meine Familie ihm und meiner Grossmutter ewigen Dank. Die Geschichte der Familie Deek sollte alle Palästinenser inspirieren!»

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Datum: 22.11.2018
Autor: Heinz Gstrein / Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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