Was hat der Glaube mit dem E-Bike zu tun?
In den letzten Jahren haben E-Bikes enorm zugenommen – es gibt sie in allen Formen, Farben und Funktionen, sogar als Mountainbikes. Für viele haben sie neue Horizonte erschlossen.
Man kann Zweiräder so ganz grob eigentlich in drei Gruppen einteilen: Fahrräder, Motorräder und eben E-Bikes. Jedes stellt einen Typ der Fortbewegung dar, und gerade an den E-Bikes kann man sehr schön lernen, was Glauben ist. Was habe ich zu tun, was ist Gottes Teil?
Glaube als Velo
Beim Velo muss man strampeln, und zwar völlig aus eigener Kraft. Allein die eigene Muskelleistung ist massgebend. Du bist zu langsam? Trete schneller! Du leistest nicht genug? Trete schneller! Du bist nicht heilig genug? Trete schneller!
Viele glauben wie ein Velofahrer; wenn sie ehrlich sind, ist es ihre Anstrengung. Ihr Leben ist voller Imperative und sie geben in jeder Situation ihr Bestes. Ihr Leitspruch: «Gott hilft dem Tüchtigen», wenn nicht sogar «Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott».
Velo-Christen leisten oft viel, aber es ermüdet. Sie erleben Gott gern als Herrn und sich selbst als Diener. Gnade ist Fremdwort, und die Werke des Glaubens stehen stark im Vordergrund.
Glaube als Motorrad
Auf der anderen Seite sind die, die sich auf ein Motorrad setzen und sich von der Kraft des Motors vorwärtstreiben lassen. Solche Christen nehmen gern das Wort «Gnade» in den Mund und freuen sich daran, dass «Gott alles tut». In der Ablehnung der eigenen Leistung gehen sie so weit, dass alle Verantwortung, alles aktive Tun und Handeln suspekt wird.
Regeln werden schnell als «Gesetz» verdächtigt, und alle Anstrengung mit der Begründung abgelehnt «Wir können ja nichts tun» und «Der Herr muss es machen».
Glaube als E-Bike
In diesem heiklen Zusammenspiel von Gottes Kraft und eigener Anstrengung ist das E-Bike nun eine sehr schöne Illustration. Kraft ist da, die Batterie ist aufgeladen – aber treten muss ich selbst, sonst nutzt mir der schöne E-Motor nichts. Er steht mir zur Verfügung, wird aber erst aktiviert, wenn ich anfange zu treten. Ich muss Verantwortung übernehmen, Schritte tun – und dann merke ich, dass da eine Kraft ist, die viel mehr leistet, als ich es kann. Wenn ich nicht trete, passiert nichts. Wenn ich mich aber gehorsam in Bewegung setze, wird Gnade aktiv. Und je mehr ich trete, umso stärker wird die Wirkung des Motors.
«Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin», sagt Paulus voller Dankbarkeit – nur um weiterzufahren: «Aber diese Gnade war bei mir nicht vergeblich: Ich habe mehr gearbeitet als alle.» Die Gnade Gottes und unsere eigene Aktivität wirken geheimnisvoll zusammen. Das E-Bike kann uns helfen, hinter diese Logik zu kommen. Vielleicht eröffnet sich hier eine ganz neue Dimension des Glaubens.
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Datum: 11.05.2023
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Jesus.ch