Warum soll man fasten?
Fasten ist keine fromme Übung für Gott. Es ist kein besonderes Opfer, mit dem man ihn milde stimmt. Fasten tut uns selbst gut. Wir haben es nötig, aus unserer Alltäglichkeit und Selbstverständlichkeit auszusteigen. Wir brauchen es, zur Stille, zur Besinnung zu kommen, damit wir anders als sonst beten können. Der Verzicht auf gewisse äussere Dinge trägt wesentlich dazu bei, wahre innere Werte zu erkennen.
«Sag dem ganzen Volk im Land und den Priestern: Schon siebzig Jahre lang fastet und trauert ihr im 5. und im 7. Monat. Doch habt ihr das wirklich für mich getan? Und wenn ihr esst und trinkt, tut ihr das nicht auch nur euch selbst zuliebe?», sagt der Prophet Sacharia im gleichnamigen Buch in der Bibel (Kapitel 7, Verse 5-6).
Den Alltag bewusst unterbrechen
Ein Fasten ausrufen, sich für ein Fasten aussondern, «ein Fasten heiligen» ist etwas sehr Besonderes und bedarf einer inneren und äusseren Vorbereitung. Der Sinn des Fastens ist, dass mein normaler Alltag bewusst unterbrochen wird. Ich will diese Woche bewusst anders als sonst planen. Ich will eben nicht abends Fernsehen oder meinem normalen Geschäft nachgehen, sondern ich will innehalten, beten, Gott suchen.
Der Prophet Joel schreibt: «Heiligt ein Fasten, ruft einen Feiertag aus! Versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes, zum Haus des Herrn, eures Gottes, und schreit zum Herrn um Hilfe!» (Die Bibel, Buch Joel, Kapitel 1, Vers 14).
Zu Gott kommen, wie wir sind
Oft merken wir überhaupt nicht mehr, wie sehr wir mit unserem Denken und Tun auf all das fokussiert sind, was in «unserer Welt» läuft. Mit dem Fasten kann man eine Auszeit nehmen und sich in einer besonderen Weise Gott zuwenden, Gott suchen, Gott bitten.
Mit allem, was mich beschäftigt, darf ich zu Gott kommen: «Doch auch jetzt, spricht der Herr, kehrt um zu mir mit eurem ganzen Herzen und mit Fasten und mit Weinen und mit Klagen!» (Joel, Kapitel 2, Vers 12).
Gott tiefer verstehen
Was bedeutet es für unser Leben, dass unser Gott ein «heiliger Gott» ist? Ein besonderes Gebet in der Fastenzeit kann sein: «Vater, zeige mir auf eine tiefere Art, was es für mich und meine Familie bedeutet, dass du heilig bist.» Es kann aber auch ein ganz anderes Gebet sein zu einem Thema, das mich momentan bewegt.
Bei Beten und Fasten geht es nicht um eine «religiöse Übung», sondern um eine Begegnung mit Gott – und mit den Mitmenschen. Bevor Jesus seine engsten Feunde verlassen hat, betete er zu Gott als liebendem Vater: «Ich verlasse jetzt die Welt und komme zu dir. Sie aber bleiben zurück. Heiliger Vater erhalte sie in der Gemeinschaft mit dir, dass sie untereinander eins werden, wie wir eins sind.» (Johannesevangelium, Kapitel 17, Vers 11).
Fasten nach Ostern
Fasten und Beten ist übrigens nicht nur an die Zeit vor Ostern gebunden. Vielleicht bekommen Sie auch unter dem Jahr mal den «inneren Impuls» für eine Zeit des Fastens und Betens – eine Zeit, wo sie sich freiwillig mal ein paar Tage vom Alltag zurückziehen. Solche Zeiten sind für mich Zeiten, wo mir Gott immer wieder ganz neu und überraschend begegnet.
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Datum: 07.03.2021
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch