Beten und Ballern

Praktikum bei Gemeindegründungs-Bewegung in Texas

Während neun Wochen verliess Markus Depner das malerische Hügel- und Berggebiet Beatenberg hoch über dem Thunersee, um bei einer Gemeindegründungsbewegung in der Wüste von Texas mitzuarbeiten. Die Zeit in den USA war sein Praktikum während der Ausbildung am theologischen Seminar Beatenberg. Das Erlernte im Bundesstaat der
Markus Depner (zweiter von links) in Texas
Markus Depner in der Grace Bible Church

Cowboys wirkt nach auf sein Studium.«Alle zwei Wochen kommen Missionsgesellschaften auf den Beatenberg, um sich uns vorzustellen», erklärt Markus Depner, der auf dem Seminar das dreijährige Theologie-Studium durchläuft. «Darunter war auch ein Vertreter des 'Antiochia Teams'. Dieses vermittelt Praktika in verschiedenen Ländern. Das interessierte mich und als ich den Referenten später auf einer Jugendkonferenz traf, kamen wir wieder ins Gespräch.»

Markus Depner war an einem Einsatz in den USA interessiert. «Er kannte einige Gemeinden in Texas und schickte ein paar Angebote aus diesem besonderen US-Bundesstaat.»

Warmer Empfang bei 44 Grad

Die Gemeinde «Grace Bible Church» weckte die Aufmerksamkeit von Markus Depner. «Ich kam um zehn Uhr abends an. Es war immer noch heiss. Der Pastor holte mich ab, wir sassen beim Essen draussen. Tagsüber wurde es 44 Grad warm, auch für viele Einheimische war es heiss.»

Die Leute dort sind anders. «Man kommt einfacher ins Gespräch als im deutschen Sprachraum. Ich erlebte einen warmen Empfang.»

Der Pastor ist selbst ein Gemeindegründer. «Bevor er diese Gemeinde startete, war er in einer anderen grossen Gemeinde mit über 2'000 Leuten. Dann gründete er die Grace Bible Church, die nun auf 600 Besucher angewachsen ist.»

Auf Deutsch mit US-Christen beten

Markus Depner konnte bei seinem neunwöchigen Besuch in alle möglichen Bereiche reinschauen und mitwirken. «Ich erhielt einen Stundenplan, alles war durchgeplant. Bei der Predigtvorbereitung konnte ich für den Pastor Kommentare nachschlagen und beim Durchgehen und Gliedern helfen.»

Die Gemeinde verfügt über etliche Kleingruppen, in welche er reinschnuppern durfte. «Auch von der Buchstudien-Gruppe habe ich stark profitiert, in dieser nehmen die Teilnehmer gemeinsam ein Buch durch. Ich erhielt auch Verantwortung und durfte einmal die Begrüssung in der Gemeinde machen; der Pastor sagte spontan, dass ich doch zu Beginn noch auf Deutsch beten solle.» Und das gleich drei Mal; weil das Gebäude zu klein ist, werden inzwischen drei Gottesdienste durchgeführt.

Gute Erfahrungen auf Englisch

Auch im Kindergottesdienst wurde Markus Depner eingesetzt, «ich konnte biblische Geschichten erzählen und in einer Jugendgruppe mitwirken. Dadurch habe ich überall einmal reingesehen. Das war auch herausfordernd. Viel Zeit verbrachte ich im Gebet. Gerade wenn es um den Kinderunterricht geht. Schon in deutscher Sprache überlege ich, ob sie verstehen, was gemeint ist, aber auf Englisch… Doch ich habe gute Erfahrungen gemacht.»

Der Musikpastor erklärte, wie er die einzelnen Lieder aufbaut und welche er warum wählt. «Zusammen mit anderen Mitarbeitern hörte ich jeweils am Donnerstag die Predigt an und wir gaben Feedback, so konnte der Pastor jeweils auch unsere Gedanken noch aufnehmen.»

Auch andere Gemeinden konnten besichtigt werden «und sie waren interessiert zu hören, wie das Gemeindeleben in Deutschland aussieht».

Lebendiger und lockerer

Wer am SBT die dreijährige Ausbildung durchläuft, muss ein Praktikum machen, «jeder kann aber selbst wählen, was es sein soll. Es muss nicht im Ausland sein.» Wichtig ist, einen anderen, zusätzlichen Eindruck zu gewinnen.

«Die Gemeinden sind sehr unterschiedlich. Beim Beten sind sie lebendiger. Da kann zum Beispiel vorher gute Stimmung sein und man kann direkt übergehen zum Gebet. Hier bei uns braucht es vorher eher schon eine andächtige Stimmung. Dort ist es etwas lockerer.»

Ähnlich wie Anonyme Alkoholiker

Ein ebenfalls besonderes Angebot habe es jeweils am Montagabend gegeben, genannt «Celebrate Recovery». «Das ist angelehnt an die 'Anonymen Alkoholiker', aber mit christlichen Werten. Da kann jeder hin, der irgendeine Sucht hat oder der sich sonst psychisch nicht gut fühlt. Manchmal erzählt zum Beispiel jemand, wie er aus einer jahrelangen sexuellen Sucht befreit worden ist, ein sehr wertvoller Dienst.»

Oft wenn man etwas vor Leuten bekennt und das Problem bekannt ist, erhalte man sofort einen Haufen Tipps. «Es wird einfach die Haltung vermittelt: 'Ich verstehe dich und verurteile dich nicht.' So dass einfach eine Offenheit da ist. Es wurde verglichen mit zwei Räumen. Der eine Raum ist der Raum der guten Absichten. In diesem sieht alles gut aus und es scheint kein Problem zu geben. Das andere ist der Raum der Gnade, wo keiner eine Maske trägt. Dort sind die Leute ehrlicher und glücklicher.»

«Lighthouse»-Kaffee

Man habe sich gut um ihn gekümmert, «wir machten mehrere Ausflüge und einmal wurde ich auch zum Schiessen mitgenommen». Es gebe in dieser Gegend drei, vier weitere Gemeinden, wo man ein ähnliches Praktikum machen könne.

Markus Depner stammt aus Metzingen, seine christliche Gemeinde hat ihren Standort mitten in einem riesigen Outlets-Zentrum. «Unsere 'Freie Brüderversammlung Metzingen e.V.' ist dort mit einem kleinen Kaffee vertreten, das am Freitag und Samstag zum kostenlosen Getränk einlädt.» So komme man mit den Leuten ins Gespräch.

Kürzlich kam in diesem «Lighthouse»-Kaffee genannten Treffen eine Person vorbei, die sagte, «dass sie vor einiger Zeit mit jemandem von uns gesprochen hatte und nun zum Glauben an Jesus gekommen ist.»

Zu den Webseiten:
SBT Beatenberg
Grace Bible Church in Texas

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Datum: 06.11.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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