Francis Collins: Wissenschaft ist wie Gottesdienst
US-amerikanischer Genetiker. Seit 2009 leitet er in den USA die Nationalen Gesundheitsinstitute. Mit 18'000 Mitarbeitenden und einem Budget von 42 Milliarden US-Dollar gilt er als mächtigster Wissenschaftler der Welt. Gerade hat er den renommierten Templeton-Preis erhalten. Momentan forscht der bekennende Christ unermüdlich an einem Impfstoff gegen Covid-19.Collins ist 70 Jahre alt, aber noch längst nicht im Ruhestand. Der Leiter der «National Institutes of Health» investiert gerade seine gesamte Zeit in Forschung und Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus. «Damit verbringe ich jede wache Stunde des Tages – und einige Stunden, in denen ich lieber schlafen sollte», zitiert ihn der Tagesspiegel. Er ist dabei getrieben von einem Gefühl der Dringlichkeit, «stärker als je zuvor in meinem Leben als Wissenschaftler». Das einzige, was ihn in seiner Arbeit unterbrechen darf, ist der Zoom-Gottesdienst seiner Gemeinde, denn der prominente Wissenschaftler ist Christ.
Glaube lag nicht in der Wiege
Dass Francis Collins sich heute als Christ bezeichnet, hätte er selbst als junger Mann nicht erwartet. Er wuchs mit einer atheistischen Prägung auf. Doch während seines Medizinstudiums begegnete er unheilbar kranken, aber gläubigen Patienten. Der Glaube erfüllte sie trotz des nahen Todes mit Frieden und Trost. Das beeindruckte den jungen Mediziner so stark, dass er sich mit dem christlichen Glauben beschäftigte.
In seinem Buch «Gott und die Gene» erzählt er von seinem Weg zu Gott (Livenet berichtete). Zuerst sah Collins, dass er so gut wie nichts über den Glauben wusste, «den ich zurückgewiesen hatte» (Tagesspiegel). Also informierte er sich – unter anderem in den Werken von C. S. Lewis. Die Argumente des Oxford-Gelehrten überzeugten ihn. Ebenso sein Ansatz, dass Glaube und Vernunft miteinander vereinbar seien. Lewis hatte recht behalten mit seinem bekannten Satz: «Ein junger Mann, der Atheist zu bleiben wünscht, kann nicht vorsichtig genug in seiner Lektüre sein.»
Die Entscheidung für ein Leben mit Gott traf Collins dann mit 27 Jahren auf einer Wanderung in den Cascade Mountains. Er war einfach überwältigt von der wunderbaren Schöpfung. Schon damals war es für ihn klar: «Die Wissenschaft beantwortet unsere Wie-Fragen, das Christentum die Warum-Fragen.»
Ein ausgezeichneter Forscher
Der Arzt und Genetiker lehrte eine Weile an der Universität von Michigan. Er erforschte zahlreiche genetisch bedingte Krankheiten, wie zum Beispiel die Mukoviszidose. Von 1993 an leitete er das Humangenomprojekt, welches das Erbgut des Menschen zum ersten Mal vollständig entschlüsseln konnte. Dies ist die Basis für zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten. Bei der Präsentation des Erfolges im Jahr 2000 stellte Collins allerdings klar: «Wir haben einen ersten Blick auf unsere Bauanleitung geworfen, von der vorher nur Gott wusste.» 2009 berief ihn Präsident Obama als Direktor der «National Institutes of Health».
Während seiner Laufbahn als Wissenschaftler erhielt Collins zahlreiche Auszeichnungen. 2007 zum Beispiel die «Presidential Medal of Freedom», die höchste zivile Auszeichnung der USA. Dieses Jahr kam einer der höchstdotierten Preise weltweit dazu: der Templeton-Preis. Mit ihm werden Verdienste an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Religion ausgezeichnet.
Seine aktuelle Tätigkeit fasst der Tagesspiegel so zusammen: «Vor einem Monat rief Collins eine Gruppe ins Leben, die sich abgekürzt ACTIV nennt, das steht für 'Accelerating Covid-19 Therapeutic Interventions and Vaccines'. In ihr haben sich 18 Unternehmen mit den amerikanischen Gesundheitsdiensten, dem Verteidigungsministerium und dem Veteranenministerium zusammengeschlossen, um einen Impfstoff zu entwickeln.» Bei dieser Arbeit kommt dem Genetiker sein Arbeitseifer genauso zugute wie das milliardenschwere Budget des Instituts.
Zwischen den Stühlen
Ein Wissenschaftler, der Christ ist, oder ein Christ, der als Wissenschaftler arbeitet. Francis Collins ist beides zu 100 Prozent. Dabei schlägt er Brücken zwischen Wissenschaft und Glaube, die er nach wie vor für völlig miteinander vereinbar hält. Allerdings vertritt er Positionen, die nicht jeder mitträgt. Wikipedia bezeichnet ihn zum Beispiel als einen der «prominentesten Verfechter des Konzepts einer theistischen Evolution». Eine Sechs-Tage-Schöpfung oder das Konzept eines «Intelligent Design» lehnt er entschieden ab.
So sitzt Collins häufig zwischen allen Stühlen: Manche Wissenschaftler halten ihn für irrational und unwissenschaftlich. Manche Christen denken, er wäre liberal und ungläubig. Er wird sich daran gewöhnt haben. Er arbeitet weiter daran, einen Impfstoff gegen Covid-19 zu finden. Er betet weiter zu dem Gott, den er liebt. Und wenn er Feierabend hat, setzt er sich auf seine Harley und fährt nach Haus.
Zum Thema:
Dossier Coronavirus
Wissenschaftler und Hochschullehrer: «An Gott zu glauben, fand ich lächerlich»
«Schöpfungstheorie ernst nehmen!»: Yale-Wissenschaftler verlässt Darwinismus
Neuer Effort: Wissenschaftler suchen nach Verwandten von Jesus
Datum: 08.06.2020
Autor: Hauke Burgarth / Malte Lehming
Quelle: Livenet / Tagesspiegel