Bibel Coaching

Wenn Worte und Taten übereinstimmen

Kennst du das deutsche Sprichwort «Wasser predigen und Wein trinken»? Das bezeichnet eine Person, die von anderen heuchlerisch Verzicht, Zurückhaltung und Genügsamkeit fordert, selbst aber besonders verschwenderisch und genusssüchtig ist.
Hungriger Obdachloser sitzt hinter wohlhabendem jungen Mann
Buch «Bibel Coaching»

Wie würdest du dich im Umgang mit solchen Menschen fühlen? In den Augen unserer Mitmenschen hängt unsere Glaubwürdigkeit direkt damit zusammen, dass wir tun, was wir sagen.

Möglicherweise erwiderst du jetzt, dass du nur dir selbst gegenüber verantwortlich bist. Denkst du so? Wenn dir deine Einbettung in einem sozialen Umfeld wichtig ist oder wenn du dein Leben nicht als Selbstversorger in der Abgeschiedenheit verbringen möchtest, dann ist es auch für dich von Relevanz, ob du tust, wovon du sprichst. Geschäftlich und privat stehen wir dauerhaft unter Beobachtung. Bewusst oder unbewusst nehmen wir unser Umfeld wahr: Ist das Verhalten der Menschen um uns herum glaubwürdig oder nicht, echt oder nicht, authentisch oder nicht? Vertrauen basiert auf dieser Paarung.

«Walk the Talk»

Ein amerikanisches Sprichwort fordert uns auf: «Walk the Talk», übersetzt: «Lass Worten entsprechende Taten folgen.» Auch unsere Körpersprache ist damit gemeint, denn unsere Körperhaltung, unsere Gestik und unsere Augenkontakte sind ein kraftvoller Verstärker unserer inneren Haltung. Der iranisch-amerikanische Psychologe Albert Mehrabian hat die Wirkung von Menschen bei Präsentationen analysiert und daraus die «55-38-7-Regel» entwickelt. Diese Regel besagt, dass unsere Wirkung gegen aussen zu 55 Prozent auf unserer Körpersprache, zu 38 Prozent auf unserer Stimmlage und nur zu 7 Prozent auf dem Inhalt unserer Kommunikation beruht. Somit ist unser eigenes Verhalten die unmittelbare Prüfung für den Wahrheitsgehalt von dem, was wir sagen. Das, was du sagst, und das, was deine Körpersprache ausdrückt, sollten zuallererst übereinstimmen. Danach hast du es mit deinen Taten in der Hand, zu beweisen, dass du als glaubwürdig wahrgenommen werden kannst.

Befinden sich in deinem Umfeld Menschen, die wiederholt und mit Nachdruck von sich sagen, dass sie ganz bestimmt auch tun, was sie sagen? Sehr oft sind solche Beteuerungen die Projektion der eigenen Schwäche. Wer anhaltend von seiner Absicht spricht und dann trotzdem keine Taten folgen lässt, wird nicht wirklich ernst genommen, sondern hinter vorgehaltener Hand sogar belächelt.

Über andere Menschen sprechen

Es gibt zwei Verhaltensmuster, die jene Menschen entlarven, die dazu tendieren, keine Taten folgen zu lassen. Das erste Verhaltensmuster ist die Art, wie sich die Person über andere Menschen äussert: Wenn jemand herablassend über andere Menschen spricht, die gar nicht anwesend sind, und dazu noch unvorteilhafte Spitznamen, vielleicht sogar Spottnamen gebraucht. Das zweite Verhaltensmuster ist die Art, wie jemand über seine Partnerin oder seinen Partner spricht: Benutzt die Person positive Kosenamen, etwa «Bessere Hälfte», «Schatz», «Prinzessin», «Mausi»? Oder sind es eher niederträchtige Ausdrücke wie «Alter», «Stinker», «Langweiler», «Klotz am Bein», «Stubenhocker», «Nicht mehr die, die ich einmal geheiratet habe!»? Sich über andere Menschen zu erheben, ist ein Indiz für Feigheit und Hinterhältigkeit und hat nichts mit Glaubwürdigkeit zu tun.

Selbst aktiv werden

Wenn du möchtest, dass du in deinem Umfeld für eine stabile Glaubwürdigkeit stehst, dann beginn damit, deine Erwartungen an andere Menschen selbst zu erfüllen. Damit tust du genau das, wovon du im Alltag sprichst!

Gibt es Bereiche in deinem Leben, in denen es gut wäre, du würdest weniger über all das reden, was du tun willst, und stattdessen lieber aktiv werden und all das Geplante endlich umsetzen und tun? Taten sprechen manchmal lauter und nachhaltiger als Worte, stimmt's?

Die Welt um uns herum versteht es hervorragend, uns zu «lesen». Du hast es mit deinen Taten in der Hand, zu beweisen, dass du zurecht als glaubwürdig wahrgenommen werden kannst.

Früchte tragen

In der Bibel vergleicht Jesus unsere Aussenwirkung mit einem Baum, der gute, schlechte oder gar keine Früchte trägt. «Ebenso werdet ihr diese falschen Propheten an ihren Taten erkennen. Nicht wer mich dauernd 'Herr' nennt, wird in Gottes himmlisches Reich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut» (Matthäus Kapitel 7, Verse 20–21).

Die Wirkungen, die wir mit unseren Taten erzielen, sind die Früchte unserer Arbeit. Dabei geht es nicht um aussergewöhnliche Projekte, sondern vielmehr um die Art, wie ich andere Menschen behandle, wie ich mein Geld ausgebe, wie ich mit meinem eigenen und mit fremdem Besitz umgehe und ob ich gerne von meinem Reichtum (Wissen, Fähigkeiten, Zeit, Geld) weitergebe.

Wer an andere Menschen höhere Erwartungen stellt als an sich selbst, wird von Jesus an mehreren Stellen als Heuchler bezeichnet: «'Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie laufen gern in langen Gewändern herum und erwarten, dass die Leute sie auf der Strasse ehrfurchtsvoll grüssen. In der Synagoge sitzen sie am liebsten in der ersten Reihe, und bei den Festen wollen sie die Ehrenplätze bekommen. Gierig reissen sie den Besitz der Witwen an sich, und ihre langen Gebete sollen bei den Leuten Eindruck schinden. Gottes Strafe wird sie besonders hart treffen.' Jesus setzte sich nun in die Nähe des Opferkastens im Tempel und beobachtete, wie die Leute ihr Geld einwarfen. Viele Reiche gaben hohe Beträge. Dann aber kam eine arme Witwe und warf zwei der kleinsten Münzen in den Opferkasten. Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: 'Ich versichere euch: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Die Reichen haben nur etwas von ihrem Überfluss abgegeben, aber diese Frau ist arm und gab alles, was sie hatte – sogar das, was sie dringend zum Leben gebraucht hätte.'» (Markus Kapitel 12, Verse 38 bis 44).

Handeln kraftvoller als Sprechen?

Mit diesem krassen Kontrast klagt Jesus leeres Gerede an und hebt gleichzeitig beherzte Taten hervor. Die alte Witwe in diesem Gleichnis hat keine grossen Worte verloren, sondern aus tiefer Überzeugung getan, was sie für richtig hielt.

Der Gründer des Ordens der «Minderbrüder», Franz von Assisi, vertrat sogar die Ansicht, dass Handeln kraftvoller ist als blosses Sprechen. Er formulierte das grossartig aufs Wesentlichste reduzierte Motto: «Predige das Wort zu jeder Zeit; wenn nötig, benutze Worte.» Wer Gutes vorhat, sollte konsequent sein Vorhaben umsetzen, ansonsten bleibt es bei der guten Absicht: «Allerdings genügt es nicht, seine Botschaft nur anzuhören; ihr müsst auch danach handeln. Alles andere ist Selbstbetrug!» (Jakobus Kapitel 1, Vers 22).

Authentisch leben

Es ist unvorstellbar anstrengend, ein Leben zu führen, in dem die persönliche Überzeugung gegen aussen nicht spürbar wird. «Walk the Talk» bedeutet, sowohl beim Sprechen als auch beim Handeln authentisch zu sein, nahe bei sich selbst zu sein. Egal, für welche Haltungen und Vorlieben du im Leben belächelt oder kritisiert wirst – für ihre Echtheit und Glaubwürdigkeit werden aufrichtige Menschen nicht belächelt, sondern geschätzt und geliebt.

Was nützt es, Liebe, Hilfe, Geduld, Unterstützung, Freundschaft, Professionalität, Kreativität nur als Absicht und Motiv mit sich herumzutragen? Kombiniere diese grossen Worte mit einem Tätigkeitswort, einem Verb: Liebe weitergeben, Hilfe leisten, Geduld üben, Unterstützung geben, Freundschaft pflegen, Professionalität zeigen, Kreativität ausleben.

Dieser Text stammt aus dem Buch «Bibel Coaching» (Fontis-Verlag) von Philippe Hauenstein. Das Buch ist im Livenet-Shop erhältlich.

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Datum: 08.05.2022
Autor: Philippe Hauenstein
Quelle: Bibel Coaching / Fontis-Verlag

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