Was Paaren auf den Nägeln brennt

Wenn die Treue erprobt wird...

Darf das überhaupt passieren? Viele Männer und Frauen heiraten mit der festen Überzeugung: «Du bist der einzige Mensch auf der Erde, mit dem ich glücklich werden kann.» Und dann ...?. Hansjörg und Helen Forster beschreiben ihre eigene Erfahrung.
Treue

Die meisten Ehepartner sind total verunsichert, wenn sie in sich plötzlich Gefühle für jemand anderen entdecken. Vielleicht stecken sie gerade in einer herausfordernden Phase im Job oder in der Kindererziehung und meinen, vom Partner zu wenig Liebe zu bekommen.

Wie attraktiv erscheint da dem Mann die hübsche Arbeitskollegin, wenn sie jeden Morgen gut gelaunt die Hand zur Begrüssung entgegenstreckt. Oder können wir uns vorstellen, wie überaus positiv die Frau auf das verständnisvolle Zuhören ihres Fitness-Trainers reagiert? Vorher war ihr das nie aufgefallen.

Wir haben in unserer eigenen Ehe über die Jahre entdeckt, dass sich niedliche Geheimnisse zu bösartigen Bestien auswachsen können. Darum haben wir uns fest entschlossen, bereits die Anflüge von Verliebtheit gegenüber einer anderen Person vorbehaltlos dem Partner zu bekennen.

Dritte Personen verlieren in der Regel sofort an Anziehungskraft, wenn die Attraktivität aus der Zone des Heimlichen herausgenommen wird. Psychologen bestätigen, dass die meisten Menschen dem Reiz des Verbotenen erliegen. Da wir uns lieben, begeben wir uns so schnell wie möglich aus dieser offensichtlichen Gefahrenzone heraus.

Schwieriges Bekenntnis

Ein solches Bekenntnis hört sich in der Regel sehr unbeholfen an. Ist es doch für den Bekennenden beschämend, in Worte zu fassen, was in ihm diese Gefühle für eine andere Person ausgelöst und warum er ihnen für einen Moment nachgegeben hat. Zudem könnte der Partner die Botschaft leicht missverstehen. So beenden wir ein solches Geständnis üblicherweise mit den Worten: «Ich liebe dich über alles und habe mich fest dazu entschlossen, dich als einzige Person in mein Herz zu schliessen.» Das ist es, worauf das Gesagte auf jeden Fall hinauslaufen muss. Sonst dient ein sogenanntes Geständnis eher als Misstrauensantrag, um dem Partner einmal chiffriert zu sagen, in welchen Punkten er nicht genügt.

Manchmal ernten wir in Gesprächen mit Paaren in der Ehevorbereitung anfänglich Unverständnis, wenn wir diese Sache mit den fremden Verliebtheitsgefühlen ansprechen. Zugleich erinnern wir uns dann daran, wie wir selbst im Vertrauen zueinander erst wachsen mussten, um auf dieser tiefen Ebene der Gefühle radikal ehrlich miteinander zu werden. Aber regelmässig, wenn wir durch die Scham hindurchdringen, wird das Vertrauen weiter gestärkt. Was für ein Liebesbeweis, wenn der Partner die Ehebeziehung als unendlich wertvoller erachtet als einen kurzen Flirt. Neulich hatte einer von uns beiden im Traum eine Affäre. Auch da haben wir uns angewöhnt, dem anderen davon zu erzählen und unsere Ehe vor solchen heimlichen Versuchungen zu schützen.

Unstete Prinzen

Aus der Seelsorge ist uns bekannt, dass bei einigen Partnern nach der ersten Zeit des Verheiratetseins alte Gewohnheiten wieder aufflammen. Unstete Prinzen mutieren nicht über Nacht zu treuen Ehemännern. Leichtlebige Prinzessinnen halten erneut Ausschau nach dem Eroberer. Schwierige und wechselnde Beziehungsgeschichten vor der Ehe machen die Sache also nicht einfacher. Deshalb ist es angebracht, in einer Beziehung so bald wie möglich auf dem Boden der absoluten Ehrlichkeit zu stehen, um immer wieder dorthin zurückkehren zu können. Wer seinem Partner unschöne Wahrheiten über sein Vorleben verschweigt, wird es schwer haben, Versuchungen erfolgreich abzuwehren.

Allerdings können Mann und Frau in der Vergebung durch Gott auch Heilung der Vergangenheit erfahren, sodass der Partner nicht mit altem «Gerümpel» belastet werden muss. Doch Vertrauen ist in jedem Fall die Voraussetzung dafür, dem anderen auch schwierige Gefühle anvertrauen zu können.

In letzter Konsequenz sind wir beide der Meinung, dass wir auch mit einem anderen Partner hätten glücklich werden können. Damit verneinen wir nicht, dass wir von Gott in der Ehe füreinander bestimmt worden sind. Das glauben wir ganz fest. Aber damit haben wir auch schon den wesentlichsten Grund genannt, warum wir noch heute zusammen sind. Nicht, weil wir uns aus eigener Anstrengung nach siebzehn Jahren noch so innig lieben.

Nicht, weil uns niemals Gefühle für eine andere Person überkommen hätten. Sondern weil sich Gott zu unserem Eheversprechen stellt und unsere Liebe durchträgt. Deshalb werden wir nicht erschrecken, wenn auch in Zukunft wieder einmal Gefühle für eine dritte Person auftauchen werden. Wir haben uns einfach dazu entschlossen, solche Versuchungen im Keim zu ersticken. Aus Liebe.
 
Helen und Hansjörg Forster leben mit ihren vier Kindern in der Nähe von Winterthur. Sie sind verantwortlich für FamilyLife – einen Arbeitszweig von «Campus für Christus Schweiz» zur Stärkung von Ehepaaren und Familien.

Datum: 08.02.2012
Autor: Martin Forster
Quelle: Livenet / Family.de

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