In Flüchtlings-Bootsdrama findet Afghanin zu Jesus
«Ich war eingepfercht auf einem kleinen Boot, zusammen mit 65 anderen Afghanen», erinnert sich Amira*. «Unsere Schmuggler sollten uns von der Türkei aus nach Italien geleiten.» Dann kam ein Sturm auf. Wind und Regen peitschten gnadenlos auf die vollbesetzte Nussschale. Die Wellen brachten das Gefährt an den Rand des Kenterns.
Seit drei Tagen hatten die Afghanen weder gegessen noch getrunken. «Frauen und Kinder weinten und wurden krank. Manche waren nahe daran, ihr Bewusstsein zu verlieren. Ich war von meinen Kindern getrennt, sie waren in einem anderen Teil des Boots, ich konnte sie nicht erreichen», sagte Amira laut der Webseite «Assist News».
«Wir sinken!»
Die Menschen begannen verschiedene Koransuren zu beten. Und sie wiederholten das islamische Glaubensbekenntnis immer und immer wieder. «Manche sagten: 'Wir werden sterben! Wir werden sterben!' Wir beteten alle mit. Auch ich betete enttäuscht ein paar Gebete mit. Ich war mir sicher, dass wir ertrinken werden.» Sie war in einem Bootsraum mit ein paar wenigen Fenstern. «Die Luft war stechend scharf von Körpergeruch und Feuchtigkeit. Wenn wir die Fenster öffneten, schoss Wasser herein, doch wenn wir sie geschlossen hatten, war das Atmen schwierig.»
Plötzlich stach unser Boot scharf mit der Nase ins Wasser. «Wir alle rutschten in eine Richtung. Das war’s. nun sanken wir. In dem Augenblick schoss mir eine Konversation durch den Kopf, die ich mit meiner Schwester aus Australien und meinem Bruder aus Deutschland hatte. Beide waren Christen. Auch kamen mir Szenen aus einem Film über Jesus in den Sinn, den ich im Iran gesehen hatte.»
Aus Seenot an Hochzeit
«Ich hauchte ein Gebet zu Jesus. Nie zuvor hatte ich zu ihm gebetet. Ich versprach ihm, dass wenn er meine Kinder und mich am Leben lässt, ich in eine Kirche gehen würde, sobald wir Land erreichen. Sofort richtete sich das Boot wundersam wieder auf und der Sturm klang ab.» Die Leute dachten, dass ihre Gebete erhört worden waren, «doch ich weiss, dass Jesus auf mein Gebet geantwortet hat.»
Ein griechisches Schiff entdeckte das Boot in Seenot. Sie warfen ein paar Wasserflaschen rüber, um die sofort ein Kampf entbrannte. Das griechische Schiff schleppte die Flüchtlinge an Land.
«Wir wurden in ein Camp gebracht, wo es Essen, Obdach und trockene Kleider gab. Wir erreichten aber nicht Italien sondern Griechenland. Ich folgte meinem Versprechen und fragte nach einer Kirche.» Amira kam zu einer griechischen Kirche, in der gerade eine Hochzeit stattfand. Sie setzte sich hinein.
Ungläubige und Liebe
In der Folgewoche besuchte sie eine andere Kirche und bald eine dritte. Auch wenn sie die Sprache nicht verstand, fühlte sie, wie ein Frieden in ihr Herz kam. «Ich realisierte, dass etwas in mir geschah. Ich verstand nicht was, aber ich wusste, dass es etwas Gutes war.» Dann hörte sie, dass es einen Ort gibt, wo Afghanen versorgt wurden, es war das «Hellenic Ministries Refugee Center». «Da hörte ich auch, wie über Jesus in meiner Sprache geredet wurde. Sie gaben mir auch eine afghanische Bibel. Ich begann darin zu lesen.»
«Ich verglich das, was in der Bibel stand, mit dem was ich von meiner Religion wusste. In der Bibel standen Dinge wie 'Liebe deinen Nächsten' oder 'halt die andere Wange hin wenn du geschlagen wirst' oder 'vergib deinen Feinden'. Meine Religion mahnte, die Ungläubigen zu töten und den Feind zu hassen. Ich hatte nirgends von Liebe und Vergebung gelesen, wie in der Bibel. Feinde in Afghanistan hatten meinen Mann getötet. Und alles was ich von den beiden Hauptrichtungen meiner Religion gehört hatte, war, dass die andere Seite aus Ungläubigen bestand.»
Der Unterschied
«Ich war Zeugin geworden, wie einem Mann in die Brust geschossen wurde, nur weil er zur anderen islamischen Richtung gehörte. Und eine Frau wurde ebenfalls erschossen, und sie starb vor meinen Füssen, weil sie zu einer bestimmten Richtung gehörte.» Auch habe sie gesehen, wie Menschen Körperteile fehlten wegen Bombenanschlägen... Ich brachte diese Bilder nicht aus meinem Kopf. Damals war ich erst 15-Jährig, und diese Bilder kamen täglich in mir hoch.»
Sie bemerkte nun den Unterschied zu den Leuten, die in diesem Zentrum arbeiteten. «Ich wollte hingehen und die Bibellektionen lernen. Die Menschen dort waren demütig und immer bereit, ohne hintergründige Motive zu helfen. Ich mochte sie. Ich mochte ihre Haltung und ihr Verhalten. Und ich fühlte mich zu dem Jesus hingezogen, den sie proklamierten.»
Der Wandel
Nach vier Monaten fällte sie ihren Entscheid. «Ich wollte an Jesus glauben. Ich wollte, dass er mein Erlöser wird. Er hatte wahrhaftig meine Gebete beantwortet. Das Leben ist noch immer schwierig, aber ich bin dankbar. Ich habe inneren Frieden. Ich bin ein neuer Mensch. Es sieht aus, als erlaubte Gott, dass ich nach Griechenland verlagert wurde, damit ich vom christlichen Glauben hören und ihn kennenlernen konnte.»
Als sie am Telefon gehört hatte, dass ihre Schwester in Australien an Jesus glaubte, war sie damals entsetzt gewesen. «Ich weinte und schrie sie an, dass sie den Weg verloren hatte. Dann wurde mein Bruder in Deutschland Christ und ein anderer Bruder in Schweden. Was geschah da mit meiner Familie?» Nun realisierte sie, dass Jesus sie vor dem Ertrinken bewahrte und sie für die Ewigkeit errettete.
Bruce McAtee, Direktor der Hellenic Ministries, sagt über Amiras Geschichte: «Amira hat nun zu ihrer Familie in Schweden gefunden. Bevor sie ging, erzählte sie ihr Erleben in der Kirche, und ich hatte das Privileg, sie zu taufen. Es war ein kraftvoller Moment, als sie aus dem Wasser auftauchte, betend und mit Tränen in den Augen. Sie hat Griechenland verlassen mit dem Wunsch, anderen von ihrem neuen Leben voller Hoffnung, Frieden, Liebe und Vergebung zu erzählen, das sie in Christus gefunden hat.»
*Name geändert
Datum: 24.04.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch / Assist News / Hellenic Ministries