Thema Suizid

Notruf für die Seele: Psalm 23

Über Suizid sprechen kann Leben retten – zu diesem Schluss kommen die Teilnehmer eines Podiums in der Reformierten Kirche in Uster. Verschiedene Gemeinden und Werke bieten Hilfestellung. Mega-Church-Pastor Rick Warren lädt mittlerweile gar zu einer jährlichen Fachtagung, nachdem sein Sohn sich im April 2013 das Leben genommen hat.
Familie trauert um toten Vater
Kay und Rick Warren
Catherina Zeta-Jones

Beim Podium in Uster erklärte Notfallseelsorger Roger Müller, dass es bei seinen Einsätzen zunächst darum gehe, die Angehörigen zu stabilisieren. Eine Antwort, warum Gott dies zugelassen habe, gebe es nicht. Wenn alles dunkel aussieht, helfen oft die tiefgehenden Worte Davids aus Psalm 23. Ebenfalls betroffen seien Einsatzkräfte, die schlimme Bilder sehen.

Immer wieder rden Angehörige eine eigene Schuld suchen. «Obschon mir gesagt wurde, dass ich nichts zu tragen habe, muss ich mit dieser Frage alleine fertig werden», erklärte eine junge Frau, deren Mutter sich das Leben genommen hatte.

Therapierbar

90 Prozent jener, die Suizid begehen, würden unter psychischen Problemen leiden, rechnete der leitende Arzt der Psychiatrie-Klinik Hohenegg, Ramin Mansour, beim Podium vor. Meist könne dies erfolgreich therapiert werden.

Er und sein Team werden immer wieder durch schwere Geschichten belastet. Hilfreich sei, wenn man dann daran denke, wie viele Menschen durch die Therapien vor einem Suizid bewahrt worden sind.

Silvia Trüssel, Pfarrerin in Uster, und die anderen Podiumsteilnehmer bekräftigten, dass für Hinterbliebene darüber Reden und Anteilnahme wichtig seien, schreibt das Portal ref.ch.

Die Themenreihe «Suizid» der Kirche Uster wird bereits am 25. Januar um 19.30 Uhr fortgesetzt.

«Nur im Flüsterton»

Betroffen ist auch der bekannte US-Pastor Rick Warren und seine Frau Kay: Nach schweren Depressionen nahm sich ihr Sohn Matthew am 5. April 2013 das Leben. Für einige Zeit zog sich das Paar zurück, ehe sie erklärten, sich für Menschen mit psychischen Problemen einzusetzen. Nun lädt das Paar jährlich zu Konferenzen zu diesem Thema.

«Wenn jemand unter Depressionen oder einer manischen Störung leidet, flüstert er dies in mein Ohr», sagt Kay Warren. «Ich wünsche mir, dass der Tag kommt, an dem dies laut gesagt werden kann, wie man über eine andere Krankheit wie Diabetes oder hohen Blutdruck redet.»

Eine von fünf Personen betroffen

Eine von fünf Personen in der Schweiz leidet laut Statistik einmal im Leben an einer Depression und die Zahl jener, die zumindest einmal an Selbstmord denken, soll sogar noch höher liegen.

Selbst vor Prominenten machen solche Gedanken nicht halt. Jada Pinkett Smith («21 Jump Street», «Madagaskar») kämpfte laut «Blick» mit schweren Lasten. Lee Thompson Young («Rizzoli & Isles, Ex-«Disney»-Star) nahm sich das Leben. Oder Oscar-Preisträgerin Catherine Zeta-Jones liess sich wegen manischer Depression mehrfach in einer Klink behandeln.

«Schlimmer als Aids und Krebs»

Die Schauspielerin Catherine Zeta-Jones machte vor noch nicht so langer Zeit einen mutigen Schritt, indem sie Hilfe suchte und dies auch öffentlich machte. Vor einiger Zeit hatte sich die Schauspielerin Silvia Seidel wegen Depressionen das Leben genommen. Gleich wie 1992 Seidels Mutter, als Silvia 22-jährig war. Seidel damals: «Sie litt unter einer Krankheit, die schlimmer als Aids und Krebs zusammen ist: Depressionen.»

Was genau die jeweilige Depression auslöst, lässt sich nicht immer eindeutig bestimmen, berichtete einst Samuel Pfeifer, Chefarzt der Klinik Sonnhalde, in einem Livenet-Dossier zum Thema Depression. Äussere und innere Faktoren würden einander beeinflussen und zu diesem Krankheitsbild führen. Was genau bei wem «durchschlägt», lasse sich auch nicht vorhersagen. «Der eine verfällt beim Tod eines lieben Angehörigen in eine Depression, ein anderer bleibt unter denselben Umständen davon verschont und bewältigt den Verlust.»

Atem für die Seele

Eine Depression kann jeden treffen. Die allermeisten Depressionen heilen aber wieder ab, weiss Samuel Pfeiffer. Beim Behandeln sei es wichtig, zwischen leichteren und schweren Depressionen zu unterscheiden. «Während bei leichteren Depressionen auf Medikamente verzichtet werden kann, sollte bei schwereren Formen immer ein Arzt konsultiert werden.»

Im Dunkel ein Lichtblick für die Seele kann hier auch der Ruf nach Gott sein. Das Innere sehnt sich nach Sein, nicht nach Nicht-Sein. Das Annähern, das In-Kontakt-Treten mit dem Schöpfer, kann eine Brise Morgenluft einströmen und die Seele atmen lassen.

Zur Webseite:
Klinik SGM
Klinik Sonnenhalde

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Datum: 22.01.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch/ref.ch/Christian Today/Christian Post

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