Jendrik Sigwart: Als Christ zum European Song Contest
Der 26-jährige Hamburger Jendrik Sigwart ist Sänger und Musicaldarsteller. Bereits als Kind lernte er Klavier und Geige. Später kam die Ukulele dazu, auf der er inzwischen meistens spielt. Einem grösseren Publikum ist er erst bekannt, seit die deutschen Jurys des European Song Contest sich für seine Bewerbung entschieden. Vielleicht überzeugte sie der Titel: «How to make a music video, wenn du so gut wie kein Geld hast, aber einen catchigen Song, und dich gerne beim Eurovision Song Contest damit bewerben würdest, weil du da unbedingt mal auf der Bühne stehen willst». Mit diesem Bandwurmsatz machte er im Vorfeld über verschiedene Social-Media-Kanäle auf sich aufmerksam.
Vom Kirchenkeller zum ESC
«Hammer», beschreibt Jendrik im Kirchenfernsehen bei Heidrun Lieb seine Gefühle, bei der grössten Musikshow der Welt aufzutreten. Seit Kindertagen war das einer seiner Träume – obwohl ihm damals noch nicht viele geglaubt hatten, als er meinte: «Da werde ich einmal auf der Bühne stehen.» Als sein Musical-Engagement wegen der Corona-Pandemie ausfiel, produzierte er mit einem Freund ein selbstgeschriebenes Lied.
Ein Studio für das Musikvideo konnte er sich nicht leisten, deshalb fragte er bei seiner Kirchengemeinde in Hamburg-Volksdorf an. Normalerweise engagiert er sich dort ehrenamtlich in Sommercamps für Konfirmanden. Jetzt nutzte er den ehemaligen Jugendkeller. Dorthin schleppte er 18 kaputte Waschmaschinen, um einen Waschsalon zu imitieren. Er strich den Raum, dekorierte ihn während der Dreharbeiten achtmal um und feuerte darin Farbkanonen ab.
Das Musikvideo wurde inzwischen mehr als 1,5 Millionen-mal angesehen. Es hat 33'000 Likes und 17'000 Dislikes bekommen. «Ich war darauf vorbereitet, dass dieser Song polarisieren wird», meint Jendrik dazu. Sein grosser Wunsch war es, überhaupt zum ESC zu fahren – von daher wäre jede gute Platzierung ein Extrageschenk.
Vom Hass zum Mitleid
Jendrik verrät nicht, was der Auslöser für sein Lied «I don’t feel hate!» war. Aber es gab diese Situation, in der er sich bewusst dazu entschied: «Ich empfinde keinen Hass», weil er es nicht wollte! Stattdessen schrieb er einen positiven und fröhlichen Song. Für sich und andere setzte er respektvollen Umgang an die Stelle von Hass und Ärger. Ist das für ihn eine christliche Botschaft? «Ja. Die Goldene Regel finde ich wichtig», erklärt er.
Und er muss sie auch weiterhin praktizieren, denn traditionell tun die Deutschen sich schwer damit, den jeweils eigenen Beitrag für den Song Contest im Vorfeld wohlwollend zu betrachten. So lebt er damit, dass die einen begeistert sind und sich von der Lebensfreude des Songs anstecken lassen, und dass andere ihn mit «Null Punkte» kommentieren oder sogar mit «Ich hoffe, du bringst dich um».
Jendrik lässt sich seine gute Laune dadurch nicht verderben. Er hofft, dass die Pandemie einen Auftritt in Rotterdam möglich macht und freut sich auf die Begegnung mit den Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Europa. Einer seiner Vorgänger, Michael Schulte (er wurde 2018 Vierter), ermutigt ihn: «Der Song trifft nicht ganz meinen persönlichen Geschmack, aber ich finde, der Song ist mutig und macht Spass! Zudem habe ich das Gefühl, dass Jendrik ein authentischer, echter Künstler ist, der genau weiss, was er will und weiss, wie er sich auf der Bühne möglichst gut präsentiert. Ich wünsche ihm also erst mal einen tollen Auftritt und natürlich ordentlich Punkte! Vor allem aber soll er dieses grosse Abenteuer geniessen!»
Hören Sie sich hier den Song an:
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Datum: 10.05.2021
Autor: Hauke Burgarth / Heidrun Lieb
Quelle: Livenet / Kirchenfernsehen.de