Leiden: Normal und notwendig

Von allen Dingen, die ich über Bunyan gelesen habe, hat mich am meisten sein Leiden und die Art, wie er darauf reagierte, was es aus ihm machte und was es aus uns machen kann, gefesselt. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte und kämpft mit vielen Anfechtungen. Bei John Bunyan habe ich immer mehr das Gefühl, dass Leiden ein normales und nützliches und notwendiges Element im christlichen Leben und Dienst ist. Leiden entwöhnt uns nicht nur der Welt und lehrt uns, für Gott zu leben, so wie es in 2. Korinther 1,9 steht, sondern macht auch Pastoren fähiger, ihre Gemeinde zu stärken5 – und Missionare können andere Völker besser mit dem Evangelium der Gnade Gottes erreichen6.

Wie ich Bunya lese , wird sowohl davon beeinflusst, was ich heute in der Welt sehe, als auch davon, was ich in der Bibel sehe. Während Sie diese Seite lesen, haben sich die Brennpunkte des Leidens schon längst wieder geändert. Doch die Realität nicht – nicht, solange die Welt besteht und das Wort bestehen bleibt. »In der Welt habt ihr Drangsal« (Johannes 16,33). »Siehe, ich sende euch wie die Schafe mitten unter Wölfe« (Matthäus 10,16). Heutzutage werden in manchen Ländern Kirchen verbrannt, und junge Christen werden von anti-christlichen Horden getötet. Christen erdulden systematische Aushungerung und Versklavung. China hält weiterhin an seiner Unterdrückung der religiösen Freiheit und langen Haftzeiten fest. In Indien, mit einer Milliarde Menschen und seiner unvergleichlichen Vielfalt, kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen den Hauptreligionen und zu Gewalttaten. Es können gar nicht so viele Tränen vergossen werden, wie Christen jedes Jahr gefoltert werden.7

Während ich schreibe, sterben Tausende von Menschen durch Wirbelstürme oder Erdbeben. Ich sehe vor mir Hunderte von Menschen, die im Krieg abgeschlachtet werden. Ich sehe 33 Millionen Menschen weltweit, die mit dem AIDS Virus HIV infiziert sind Jedes Jahr stecken sich fast sechs Millionen weitere Menschen mit dem Virus an (jede Minute elf Menschen). »Ende 2000 wird es zehn Millionen AIDS-Waisen geben.«8 Mehr als 6.000 Menschen sterben jeden Tag an AIDS. Und natürlich sehe ich die Menschen in meiner eigenen Gemeinde, die an Tuberkulose, Lupus (entzündliche Erkrankung des Bindegewebes), Herzkrankheiten und Blindheit leiden, gar nicht zu sprechen von den Hunderten von Menschen, die an emotionalen und zwischenmenschlichen Problemen leiden, die sie jederzeit liebend gern gegen eine gute, saubere Amputation eintauschen würden.

Und wenn ich mir Bunyans Leben und Leiden ansehe, weiss ich aus der Bibel, dass »wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen« (Apostelgeschichte 14,22); und ich kenne das Versprechen Jesu: »Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen« (Johannes 15,20); und Petrus warnt uns: »Lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes« (1. Petrus 4,12); und Paulus sieht es realistisch: »Wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes« (Römer 8,23); und Paulus macht uns bewusst, dass »unser äusserer Mensch aufgerieben wird« (2. Korinther 4,16) und dass die ganze Schöpfung »der Nichtigkeit unterworfen worden« ist« (Römer 8,20).

Wenn ich die Welt und das Wort Gottes betrachte, habe ich das Gefühl, dass wir von Bunyan lernen sollten, wie er mit Leiden umging und dabei lernte, »im Vertrauen auf den unsichtbaren Gott zu leben«. Das wünsche ich mir und meiner Familie und der Gemeinde, der ich diene, sowie allen, die dieses Buch lesen. Denn es gibt nichts, was Gott mehr verherrlicht, als unsere Kraft und unsere Freude zu behalten, auch wenn wir alles ausser Gott verlieren. Dieser Tag wird für jeden von uns kommen, und es wäre gut, wenn wir uns und die Menschen, die wir lieben, darauf vorbereiten.

Fortsetzung: Standhaft im Leid

Datum: 18.03.2008
Autor: John Piper
Quelle: Standhaft im Leiden

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