Hilf meinem Unglauben...

«Du sorgst für sie!» – Menschen loslassen

Verlust ist etwas Schmerzhaftes, das schon Viele erlebten; sei es durch Tod einer nahestehenden Person oder eine tiefgründige Beziehung, die auseinanderbrach. Zumindest ein verstorbenes «Meersäuli» hatten viele Familien mit Kindern schon zu beklagen.
Mann schaut seiner Frau nach (Symbolbild).

Doch wie geht man mit Menschen um, die einen Weg einschlagen, den man problematisch findet, wo man sich grosse Sorgen macht?

Die Jahreslosung 2020: «Ich glaube, hilf meinem Unglauben!» ist ja nicht nur transzendent zu verstehen, sondern kann ganz konkret gelebt werden. Wenn man sich Sorgen um geliebte Personen macht, ist das eine intensive Sache. Man möchte das Beste und wünscht ihnen eine Linderung der Situation.

Doch, nachdem man sich übermässiges Sorgen eingestanden hat, wie kommt man an den Punkt, wo man im Gottvertrauen leben und sogar mit Gutem rechnen kann?

Im Fluss vom «Lauf der Dinge»

Das sogenannte «Gottvertrauen», dessen sich sogar der Volksmund bedient, steht auf dem Fundament, dass über einem ein liebender Gott steht, der sich fürsorgend um Menschen und Umstände kümmert.

Genau darum geht es doch, FÜRSORGE: dass er sich für uns, an unsrer Stelle, um die Sache sorgt.

Ich begegne immer wieder Menschen mit dieser Haltung: «Das muss so sein. Es kommt schon so, wie's kommen muss!» Das beeindruckt und scheint eine universelle Wahrheit zu sein. Wie es auch Melody Beattie in ihrem Buch «Kraft zum Loslassen» im Kapitel «Loslassen» schreibt: «Hören Sie auf, sich so sehr um die Kontrolle der Dinge zu bemühen. So wie das Leben sich entfaltet, ist es gut.»

Die Umklammerung lösen, Probleme lösen

Doch so einfach ist es nicht; gerade wenn eine Person uns besonders nahe steht, sie uns besonders am Herzen liegt. Wir erleben mit, wie es ihr nicht gut geht und möchten helfen. Das ist natürlich und positiv. Nur sollte dies nicht übermässig sein und so heftig, dass es einen selber und die anderen zu sehr vereinnahmt.

Wie heisst es so schön: Wenn man festklammert, hat man keine Hand frei zum Empfangen. Oder der Musiker und Sänger Sting sang: «If you love somebody, set him free», wenn du jemanden liebst, gebe ihn frei.

Das krampfhafte Festklammern verschlimmert die Umstände oft, statt sie zu verbessern. Denn scheinbar stemmt man sich gegen etwas, das man dem «Lauf der Dinge» überlassen sollte.

Gebetsabstinenz als Notmassnahme

Nun, wie funktioniert denn gutes Loslassen? So einfach ist es natürlich nicht – Gefühle, Gedanken und konkrete Gemeinschaft mit der betreffenden Person zu meiden, abzugeben und emotional zu deponieren. Das Ziel hingegen ist klar, die Gedanken sollten nicht mehr zu stark um diese Person und die Umstände kreisen. Da ist oft ein mehrmaliges Loslassen nötig; denn der Mensch ist Weltmeister dabei, diese Sorgen zurück zu nehmen. Dann heissts zurück auf Feld 1 und Hand und Herz erneut frei machen!

Auch Jesus ist absolut klar, dass es eine grosse Schwachstelle der Menschenkinder ist: das Sorgen. So wird in der prominenten «Bergpredigt» vor Kummer, zu starkem Sich-Kümmern, vor irdischen Schätzen, Kleidern und Nahrung gewarnt (Matthäus Kapitel 6, Vers 19ff).

Und in den schweren Fällen ist es manchmal sogar besser, nicht einmal für diese Person zu beten oder für die Situation, weil man sonst grad wieder mit den Gedanken voll im Schlamassel wäre.

Ein «Danke Herr, dass du dich darum kümmerst» reicht; und dies auch nicht alle fünf Minuten.

Hilfe zum Helfen

Genau hier merken wir, wie klein unser Glaube und wie gross die Sorgen sein können. Hier braucht es Gottes Geist, der unserem «Hilf meinem Unglauben!» begegnet. Und er macht es gern.

Prinzipiell ist es gut zu signalisieren, dass man da ist und zu helfen bereit; und vor allem, dass der andere geliebt ist. Die Hilfsbereitschaft sollte halt in gesundem Masse geschehen und sogar, wenn man den Kontakt verringert.

Der Heilige Geist hilft auch mit Impulsen, wenn es Zeit zum Kontaktieren ist.

«Sie war gar nie weg»…

Kürzlich, beim Schreiben über die «Queen of Soul» Aretha Franklin und ihr meisterhaftes Gospel-Album, stach mir eine Aussage von Vater C.L. Franklin ins Auge. Er wurde auf das geistliche Leben der Tochter angesprochen, im Sinne von, es sei schön, dass sie wieder zurück in der Kirche sei! Darauf antwortete C.L. Franklin: «Sie war gar nie weg!»

Das war der Blick eines «Aussenstehenden», der sich um das Wohl eines Mitmenschen sorgte, und im Gegenzug die Sicht eines Vaters, der genug nahe dran war und wusste, die Sorge ist nicht berechtigt – die Tochter war in guter Obhut und auf einem Weg unter der Hand Gottes.

Man darf genug an die Betroffenen selber glauben.

Gelassen, gehen lassen

Es geht dann auch darum, bei sich selber zu sein und das auch dem Gegenüber zuzugestehen.

«Zu unsrer Co-Abhängigkeit gehört eine zwanghafte Fixierung auf das, was falsch ist und was wir falsch machen könnten – in Wirklichkeit oder in unsrer Einbildung. Nun wollen wir lernen, uns auch auf das, was richtig ist, zu konzentrieren», heisst es im Buch «Kraft zum Loslassen» weiter.

Mit Themen wie «Gesunde Grenzen», «Sorge tragen für sich selbst» oder «Religiöse Freiheit» ist man mit dem Buch täglich herausgefordert, prozesshaft dranzubleiben.

Bei den konkreten Schritten am Buchende steht: «Der Prozess der inneren Heilung setzt ein, durch den Selbstverantwortung und Selbstachtung erreicht wird» und im Kapitel «Angst» wird erklärt, dass Probleme da seien, um gelöst zu werden und das Leben, um gelebt zu werden.

Zwei konkrete Hilfsmittel

Buch: «Kraft zum Loslassen: Tägliche Meditationen für die innere Heilung» von Melody Beattie

Kraftvoller Songtipp, Mutmacher für Hilfesuchende von «DC Talk»: «Help me, God, to put my faith in you!» Hilf mir Gott, mein Vertrauen in dich zu setzen!

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Datum: 26.01.2020
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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